Worb - Anwohner kämpfen gegen den Schleichverkehr
Anwohner der Promenadenstrasse klagen über Schleichverkehr im Quartier. Mit einem Volkspostulat bitten sie den Gemeinderat, Massnahmen zu ergreifen. Doch dieser will auf die Umfahrungsstrasse warten.
Es ist ein beschauliches Wohnquartier am oberen Dorfrand von Worb. Durchs Quartier führt die Promenadenstrasse, ein Zubringerweg zu älteren und neueren Einfamilien- und Reihenhäusern. Dort gelten Tempo 30 und ein Fahrverbot für den Durchgangsverkehr. Trotz dieser Signalisation, engem Strassenverlauf und mehreren Hindernissen benützen immer wieder Autofahrer, die nicht dort wohnen, die Promenadenstrasse. Zu viele, finden Anwohner. Denn via Promenadenstrasse kann der Ortskern von Worb umfahren werden. Autofahrer gelangen dadurch von der Richigenstrasse direkt auf die Enggisteinstrasse und umgekehrt. So können sie den Kreisel bei der Migros meiden, wo Staus an der Tagesordnung sind.
«Stark befahren ist die Promenadenstrasse vor allem zu den Hauptverkehrszeiten und wenn die Leute zum Einkaufen fahren oder Kinder in die Schule bringen», weiss Jean Pierre Peternier, Sprecher der Initianten eines Volkspostulats. Eine Umfrage im Herbst hatte nämlich ergeben, dass eine Mehrheit der Anwohner aktiv werden wollte. So kam das Postulat zustande.
«Es braucht mehr Kontrollen»
An der letzten Sitzung des Parlaments wurde das Begehren behandelt und grossmehrheitlich überwiesen. Es verlangt vom Gemeinderat, «wirksame und durchsetzbare Massnahmen gegen den Schleichverkehr» zu prüfen. «Wir fordern nicht teure Massnahmen. Es müssen aber Kontrollen durchgeführt werden, das wirkt abschreckend», sagt Peternier. Dies umso mehr, als immer wieder Autos deutlich zu schnell unterwegs seien.
«Kontrollen des rollenden Verkehrs muss die Kantonspolizei vornehmen», sagt der zuständige Gemeinderat Thomas Leiser (EVP). Diese habe bekanntlich zu wenig Ressourcen dafür. Bei der Polizei mehr Leistungen einzukaufen, sei angesichts der angespannten Finanzlage von Worb schwierig. «Und Massnahmen will der Gemeinderat erst realisieren, wenn die Verkehrssanierung Ende 2016 abgeschlossen ist.»
Die Initianten wollen aber nicht jahrelang warten. Und wegen der künftigen Umfahrungsstrasse befürchten sie, dass noch mehr Autos durchfahren werden. Peternier: «Die neue Verkehrsführung wird den Druck auf die Promenadenstrasse verstärken. Denn sie wird noch mehr dazu veranlassen, hier durchzufahren.» Veränderungen der Strasse seien nicht nötig. «Man kann den heutigen Zustand belassen, wenn mehr kontrolliert wird», sagt Peternier.
Schleichwege bestehen auch in der Nachbarschaft der Promenadenstrasse, zum Beispiel auf dem Paradiesweg oder der Schulhausstrasse. Auch dort klagen die Bewohner über zu viele Autos und zu hohe Geschwindigkeit. «Im Hinblick auf die Umfahrung werden im gesamten Gemeindegebiet ohnehin Verkehrsmessungen vorgenommen», erklärt Gemeinderat Leiser. «Dann haben wir Fakten, wie stark die Strassen jeweils genutzt werden.»
Nicht alle sind kritisch
Nicht alle Anwohner der Promenadenstrasse sind jedoch Kritiker des Verkehrs. «Ich empfinde ihn nicht als Problem», sagt zum Beispiel Christian Wiedmer. Der Fluglärm von Bern-Belp sei «akzentuierter» als der Autolärm. «Die Initianten hätten die Strasse eben gerne für sich.» Ähnlich reagieren auch andere Anwohner. Jean Pierre Peternier respektiert diese Haltung. «Wir möchten einfach eine Beruhigung erreichen, die allen zugute kommt.»