Worb - Antworten zu Altersfragen

In der Gemeinde entsteht eine Anlaufstelle für Fragen rund um das Alter.

Annic Berset, Berner Zeitung BZ

Eine 94-jährige Frau muss altershalber ihren Führerschein abgeben, ist aber ansonsten noch sehr selbstständig unterwegs. Ohne ihr Auto hat sie Schwierigkeiten, einkaufen zu gehen. Dafür gäbe es zwar verschiedene Angebote, die meisten davon sind aber vor allem im Internet einsehbar. Einen Anschluss hat die Frau in ihrer Wohnung jedoch nicht.

 

Eine andere Frau lebt zu Hause mit ihrem Mann, der an Demenz leidet. Sie ist zunehmend überfordert mit der Situation, weiss aber nicht, an welche Stelle sie sich wenden soll, damit man ihr weiterhelfen kann.

 

Solcher und ähnlicher Fragen rund um das Thema Alter nimmt sich in Worb künftig das «Zentrum Alter» an. «Wir wollen eine neue Anlaufstelle schaffen, um die verschiedenen Anliegen und Bedürfnisse von älteren Menschen und ihren Angehörigen zu koordinieren», erklärt Projektleiter und Gesundheitsberater Frank Heepen. Gemeinsam mit Annemarie Pulver hat er einen dreijährigen Versuch im Januar gestartet. Es gebe bereits Gemeinden wie Jona, Horgen oder Frauenfeld, die die Altersheimplätze direkt bezahlen würden, so Heepen. Dort gebe es auch eine solche zentrale Stelle, die ältere Menschen unterstützt, damit sie möglichst lange zu Hause versorgt werden können. Das sei im Sinne sowohl der Gemeinde wie auch der Bewohner. Im Kanton Bern sei dies hingegen nicht der Fall. Hier ist die Gemeinde nur indirekt involviert: Der Kanton beteiligt sich an den Heimkosten, und die Gemeinden werden durch die Zahlung von Ergänzungsleistungen beteiligt.

 

«Viele ältere Personen zu Hause beschäftigen gerade Fragen rund um den Haushalt oder ihre Sicherheit und nicht primär pflegerische Anliegen», sagt Annemarie Pulver. Studien würden zeigen, dass nur gerade 32 Prozent der über 85-Jährigen, die noch zu Hause wohnen, Pflege brauchen.

 

Gemeinde in der Pflicht

Das Projekt «Zentrum Alter Worb» ist unter dem Dach der Stiftung Altersbetreuung entstanden. «Im Idealfall wäre das Zentrum nach drei Jahren selbsttragend», sagt Frank Heepen. Wie die Verantwortlichen erklären, soll die neue Anlaufstelle keine Konkurrenz zu anderen Leistungsanbietern wie der Spitex, der Pro Senectute oder dem Schweizerischen Roten Kreuz darstellen, sondern vor allem koordinieren, wer sich in welchen Fällen bei wem melden kann. «Im Notfall könnten wir aber auch selber eine Leistung anbieten», so Annemarie Pulver.

 

Das Zentrum ist auf die Mitarbeit der Gemeinde angewiesen. Diese unterstützt den Versuch mit 150 000 Franken für drei Jahre. «Aber auch sonst dürfen sich die Politiker bei Altersfragen nicht aus der Verantwortung ziehen, die Parteien müssen sich damit beschäftigen», mahnt Heepen. Auch Freiwillige wie etwa Nachbarn sollen vermehrt integriert werden, wenn sie möchten.


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Erstellt: 01.02.2019
Geändert: 04.02.2019
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