Worb - Ärger über eine teure Altlast

Die Entsorgung des Bleis im Kugelfang der Schiessanlage Lehn war zweieinhalbmal teuerer als geplant. Vieles lief schief. Das Parlament hat die Abrechnung am Montag mit Unmut zur Kenntnis genommen.

Herbert Rentsch / Berner Zeitung BZ

Der Grosse Gemeinderat von Worb hat am Montag über Altlasten im doppelten Sinn diskutiert. Den Parlamentariern wurde die Abrechnung für die Sanierung des Kugelfangs der Schiessanlage Lehn vorgelegt – über drei Jahre, nachdem die Rechnungen bezahlt worden waren.

Die Arbeiten begannen Ende 2008. Damals sanierte die Firma Berin GmbH in Linden den Erdwall hinter dem Scheibenstand. Dabei liefen die Kosten aus dem Ruder. Statt 133'000 Franken kosteten die Arbeiten 345'000 Franken.


Mehr Blei im Boden

Die Verantwortlichen gingen bei der Kostenschätzung von Erfahrungswerten aus. Die Menge des belasteten Erdreichs wurde aus der Form des Kugelfangs und der vorhandenen Scheiben errechnet. Erst während der Sanierung wurde klar, dass bedeutend mehr Blei im Boden war.

Im Innern des Erdwalls existierte nämlich ein kleinerer Kugelfang, der zur Vorgängeranlage gehört hatte, die bis 1950 in Betrieb gewesen war. Stärker belastet als erwartet war auch die Böschung vor dem Scheibenstand. Darum musste mehr Erde entsorgt werden.

Diese Gründe für die Verteuerung wurden am Montag nicht kritisiert. Den Parlamentariern aller Parteien stiess aber sauer auf, dass sie nichts von der Kostenüberschreitung gewusst hatten und dass kein Nachkredit verlangt worden war. Bemängelt wurde auch die fehlende Projektleitung. Zudem habe die verwaltungsinterne Kontrolle nicht funktioniert.

Gemeindepräsident Niklaus Gfeller (EVP), seit diesem Frühling Chef des Departements Sicherheit, räumte am Montag im Parlament ein, es seien Fehler gemacht worden. Die klare Kompetenzzuweisung zwischen den Departementen Sicherheit und Bau habe gefehlt. Schuldzuweisungen machte Gfeller hingegen nicht. Gestern erklärte er auf Anfrage, zuständig sei «eindeutig das Departement Sicherheit» gewesen.

Gfeller nicht verantwortlich

Doch Niklaus Gfeller war nicht zuständig für die Kugelfangsanierung. Bis zum Frühling 2012, als die Mehrheit des Gemeinderates ihn zur Übernahme des Sicherheitsdepartements zwang, war Jürg Kaufmann (SP) Chef Sicherheit und trug damit letztlich die Verantwortung. Brisant: Kaufmann gehört zu den vier Worber Gemeinderäten, die Gfeller im Hinblick auf die Kampfwahl ums Gemeindepräsidium öffentlich kritisierten.

Zur Kostenüberschreitung bei den Arbeiten auf dem Schiessstand Lehn will sich Jürg Kaufmann nicht äussern. «Auskunftsperson in dieser Sache ist der Gemeindepräsident», erklärte er gestern gegenüber dieser Zeitung.

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Erstellt: 17.10.2012
Geändert: 17.10.2012
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