Worb - Abstimmungstermin könnte sich als Stolperstein entpuppen

Die Worber Wislepark-Abstimmung kommt für FDP, GLP und Teile der SVP zu früh.

Adrian Schmid, Der Bund

Am nächsten Sonntag entscheiden die Stimmberechtigten in Worb, ob das Sportzentrum Wislepark künftig 800 000 statt wie bisher 400 000 Franken von der Gemeinde erhalten soll. Die Vorlage ist keinesfalls unumstritten. Einige Parteien stellen nun sogar infrage, ob man mit der Abstimmung nicht besser zugewartet hätte. «Es ist noch zu früh», sagt FDP-Präsidentin Lenka Kölliker. Der neue Wislepark-Verwaltungsrat sei erst seit Ende letzten Jahres im Amt, die zuvor begangenen Fehler seien noch zu wenig aufgearbeitet. Für Kölliker wäre es besser gewesen, wenn man ein bis zwei Saisons unter der neuen Führung abgewartet hätte, um auch bei den Betriebszahlen mehr Vergleichsmöglichkeiten zu erhalten. Zudem kritisiert sie, dass nicht klar sei, wie hoch der Investitionsbedarf ist. Die FDP hat daher die Nein-Parole herausgegeben.

Rückendeckung gibt es von den Grünliberalen, die Stimmfreigabe beschlossen haben. «Angesichts der momentanen Finanzlage der Gemeinde würden wir die Vorlage lieber um ein Jahr verschieben», teilt die Partei mit. Dann lägen auch genauere Zahlen zum Betrieb vor. In diesem Zusammenhang muss erwähnt werden, dass Worb derzeit mit finanziellen Problemen kämpft. Der Gemeinderat plant für nächstes Jahr eine Steuererhöhung von 1,6 auf 1,7 Einheiten.

Und selbst die SVP ist skeptisch, obwohl sie die Ja-Parole gefasst hat. Allerdings gab gemäss Präsident Martin Wälti bei der Abstimmung im Partei-Vorstand nur eine Stimme den Ausschlag. «Ein Zurückstellen der Vorlage, so wie es die FDP verlangt, war bei uns ebenfalls Thema», sagt Wälti. Auch er hätte gerne mehr Informationen zum Geschäftsgang und zu den bevorstehenden Investitionen. Denn er befürchtet immer noch, der Wislepark könne ein «Fass ohne Boden» bleiben. Trotzdem sagt die SVP Ja zur Beitragserhöhung. Dies hänge damit zusammen, dass letztendlich immer die Gemeinde geradestehen müsse, wie Wälti sagt, zumal sie 98 Prozent der Aktien hält.

«Betriebswirtschaftlicher Unsinn»

«Die Abstimmung zu verschieben, ist keine Lösung», sagt auf der anderen Seite Wislepark-Verwaltungsratspräsident Rolf Nöthiger. Ihm ist bewusst, dass die Kälteanlage bei der Eisbahn und die Wasseraufbereitung des Schwimmbads über 30 Jahre alt sind und demnächst saniert werden müssen. Wie viel das kosten wird, will Nöthiger nicht sagen. Er betont jedoch, dass der Verwaltungsrat die «Risikoanalyse gemacht hat». Im Falle einer Zurückstellung bestehe die Gefahr, dass ein grösserer Schaden eintreten könnte. «Dann müssten wir den Kredit in einer Feuerwehrübung beim Eigentümer, also der Gemeinde, einfordern. Betriebswirtschaftlich ist das ein Unsinn.» Man brauche die Beitragserhöhung, um die nötigen Abschreibungen tätigen zu können. Zudem glaubt er, dass der Wislepark auf dem richtigen Weg sei. Die Sparten Curling, Gastro, Fitness und Wellness hätten im ersten Halbjahr 2014 zusammengezählt bereits einen Gewinn von 45 000 Franken erwirtschaftet.

Vergleich mit dem Stadttheater

Auch SP-Präsidentin Sandra Büchel glaubt nicht, dass eine spätere Abstimmung etwas ändern würde. «Wir wollen, dass der Wislepark handlungsfähig bleibt.» Falls zum Beispiel im Herbst die Kälteanlage der Eisbahn ausfiele, würde es Frühjahr, bis der Kredit im Gemeindeparlament durch wäre. Ausschlaggebend für das Ja der SP sei, dass die zusätzlichen 400 000 Franken zweckgebunden sind, ausschliesslich für Unterhalts- und Erneuerungsarbeiten eingesetzt werden dürfen und auf ein Kontokorrent einbezahlt werden. «Was passiert, wenn keine Rückstellungen gemacht werden, sieht man beim Stadttheater Bern», teilt EVP-Präsidentin Beatrix Zwahlen mit. Das Geld für dringend notwendige Renovationen fehle, Kanton und Gemeinden müssten zusätzlich zur Kasse gebeten werden. Dieses Szenario will die EVP im Falle des Wisleparks abwenden.

«Ich bin die letzte Person, die sich das Ende des Wisleparks wünscht», sagt Lenka Kölliker, die selber aktiv verschiedene Angebote des Sportzentrums nutzt. Sie möchte aber, dass die Existenz möglichst langfristig sichergestellt ist. Dafür müssten ihrer Meinung nach die Verantwortlichen mehr Zeit erhalten, um ihre Strategie weiterentwickeln zu können.


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Erstellt: 23.09.2014
Geändert: 23.09.2014
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