Wislepark Worb: Parteien wollen nicht mehr zahlen

Vor zwei Wochen publizierte der Gemeinderat Worb die lang erwartete Kreditabrechnung zum Sport- und Freizeitzentrum Wislepark. Am Montag Abend wird das Gemeindeparlament darüber diskutieren (BERN-OST berichtete) und vermutlich die vom Gemeinderat gewünschten Nachkredite ablehnen.

Anina Bundi, anina.bundi@bern-ost.ch
Dem Grossen Gemeinderat werden Mehrkosten von insgesamt 3,6 Millionen Franken vorgelegt. Erstens wurde der Kredit zur Realisierung des Bauprojekts um 1,3 Millionen Franken überschritten. Zweitens soll das Parlament einen Nachkredit von 0,5 Millionen zur Deckung der Mehrkosten des Eigenbetriebs des Sportparks bewilligen. Drittens will der Gemeinderat, dass Worb eine bestehende Hypothek der Sportzentrum Wislepark AG übernimmt. Dafür beantragt er einen Nachkredit von weiteren 1,8 Millionen Franken, die der AG in Form eines verzinslichen Darlehens gewährt werden sollen.

In einem sind sich die im Parlament vertretenen Parteien von links bis rechts einig: Gut ist die Situation, so wie sie jetzt ist, nicht.

"Sinn und Zweck einer AG ist, dass sie Profit macht"

"Unsere Fraktion wird verlangen, dass über die drei Punkte gesondert abgestimmt wird", kündigt Sandra Büchel, Präsidentin der SP Worb an. Die Kreditüberschreitung nehme man zähneknirschend zur Kenntnis. "Die Kostenüberschreitung ist zwar unschön, trotzdem beurteilen wir das Projekt insgesamt als positiv. Wir werden Ja stimmen und hoffen, dass der Gemeinderat in Sachen Grossprojekte etwas gelernt hat. Für Punkt zwei werden wir Rückweisung beantragen. Wir wollen, dass dem Parlament Betriebszahlen und ein Businessplan vorgelegt werden." Punkt drei, die Übernahme der Hypothek, komme für die SP ganz prinzipiell nicht in Frage: "Sinn und Zweck einer AG ist, dass sie profitorientiert arbeitet und sich selber trägt."

"Kein Nachkredit ohne Businessplan"

Auch FDP, SVP und GLP wollen zu diesem Zeitpunkt keine weiteren Kredite geben. Allerdings betont FDP-Fraktionspräsident Ulrich Emch, man sei nicht grundsätzlich gegen die Nachkredite. "Ohne überzeugende Strategie und Businessplan inklusive Planerfolgsrechnung gibt es zum jetzigen Zeitpunkt aber schlicht noch keine Entscheidungsgrundlage." Die zwei Nachkredite werde man also wohl zurückweisen. Auch der GLP fehlen die Finanzberichte: "Wir sind eine liberale Partei und begrüssen das Outsourcing an eine AG", sagt Parteipräsident Nicolas Jorio. Den Weg müsse man dann aber zu Ende gehen. Zur Übernahme der Hypothek werde man Nein sagen, beim Kredit für den Eigenbetrieb sei man noch nicht ganz sicher. 

"Es sind schon viele Fehler passiert"

SVP-Fraktionspräsident Bruno Wermuth: "Es sind schon viele Fehler passiert. Angefangen bei der Kostenschätzung im Vorfeld bis hin zur operativen Umsetzung, zum Beispiel im Bereich Gastronomie." Wie alle angefragten Parteien wird die SVP am Montag Ja sagen zu Punkt eins, der Kreditüberschreitung. Was den Nachkredit für den Eigenbetrieb angehe, komme es darauf an, was die Gemeinde noch für Informationen liefere. "Eher negativ", also Nein, werde die Fraktion stimmen. Bei Punkt drei tendiere man in dieselbe Richtung. Das sei aber noch nicht definitiv, sagt Wermuth.

"In den sauren Apfel beissen"

Von den befragten Parteien wird voraussichtlich nur die EVP dem Gemeinderat in allen drei Punkten folgen. "Natürlich ist die heutige Situation nicht gut. Sie ist aber auch komplex und wir haben ein gewisses Verständnis. Es ist ein gutes Projekt, wir haben dazu Ja gesagt. Die beiden Nachkredite machen Sinn für den Betrieb und somit auch für die Gemeinde Worb als Hauptaktionärin der Sportzentrum Wislepark AG."

Auch die BDP will "in den sauren Apfel beissen" und die halbe Million für den Eigenbetrieb  sprechen. Noch unentschieden sei man aber bei Punkt drei, der Kreditübernahme. "Wir entscheiden dieses Wochenende und hoffen, dass es dazu noch mehr Infos gibt, zum Beispiel eine Betriebsrechnung." 

Schlechte Karten für den Wislepark

Fazit: Die Nachkredite werden es im Worber Parlament sehr schwer haben. Taucht nicht kurzfristig ein Businessplan für den Sportpark auf, der in absehbarer Zukunft bessere Zahlen verspricht, gibt es von SP, SVP, FDP und GLP Rückweisungsanträge. Die vier Parteien stellen insgesamt fast 70% der Sitze im Grossen Gemeinderat.

Der Worber EVP-Gemeindepräsident und Verwaltungsratspräsident der Sportzentrum Wislepark AG Niklaus Gfeller wird am Montag keinen Businessplan vorlegen. Er hofft trotzdem auf ein Ja im Grossen Gemeinderat. "Die AG hat ein Liquiditätsproblem und kann nirgends sonst Geld holen." Mit den Nachkrediten sei der Betrieb des Wisleparks bis sicherlich Ende 2014 gewährleistet. Bei einem Nein hingegen sei das Ende, sprich der Konkurs des Sportparks, wohl nur noch eine Sache von Monaten. "Es geht ums Überleben des Wisleparks".

[i] Alle Infos zur (öffentlichen) Sitzung des Grossen Gemeinderats vom 14. Oktober...

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Erstellt: 12.10.2013
Geändert: 12.10.2013
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