Wislepark Worb: Kanton macht Druck

Die Kälteanlage der Eis- und  Curlinghalle im Wislepark ist alt und darf aus Sicherheitsgründen nicht länger als bis 2022 in Betrieb bleiben. Für den Ersatz der Anlage und den Umbau der Eishalle will der Verwaltungsrat bis im Herbst die nötigen sechs Millionen zusammenhaben, Anfang 2022 soll der Umbau starten.

Anina Bundi, anina.bundi@bern-ost.ch

Letzte Woche informierten Verwaltungsrat und Geschäftsführung der Sportzentrum Worb AG den Worber Grossen Gemeinderat (GGR) darüber, dass Investitionen von 6 Millionen Franken anstehen für den Ersatz der Kälteanlage und die Sanierung der Eishalle. Die Kälteanlage ist dabei das dringendste und auch teuerste Vorhaben.

 

Die Kälteanlage der Eis- und Curlinghalle im Worber Wislepark funktioniert mit Ammoniak. Ammoniak ist giftig und unter bestimmten Bedingungen auch explosionsgefährlich. Die Verwendung als Kältemittel ist erlaubt, aber streng reglementiert. Wenn mehr als zwei Tonnen davon im Einsatz sind, unterliegt eine Anlage der Eidgenössischen Störfallverordnung und wird vom Kantonalen Laboratorium als Aufsichtsbehörde überwacht.

 

Risikoanalyse zeigt: Anlage ist nicht mehr konform

Das ist in Worb der Fall. Die Eisanlage läuft mit 5,2 Tonnen Ammoniak. Als 2017 mit der Überbauung Dreiklang der Abstand zum Wohngebiet kleiner wurde, gab der Verwaltungsrat eine Risikoanalyse in Auftrag, so wie das die Störfallverordnung vorschreibe. Die Analyse zeigte ein klares Resultat: Die Anlage mit Baujahr 1977 genügt den Anforderungen nicht mehr. So, wie sie jetzt ist, darf sie nicht in Betrieb bleiben.

 

Um die verlangte Sicherheit zu bieten, müssten unter anderem der Maschinenraum besser entlüftet und eine zusätzliche Steuerung ausserhalb des Maschinenraums installiert werden. Ausserdem müssten die Installationen umfassender überwacht und gegen Explosionen geschützt werden.

 

Laut Martin Hügli, Verwaltungsrat des Sportzentrums, würden die Anpassungen rund eine Million Franken kosten und wären technisch schwierig umzusetzen. Das mache bei der 44-jährigen Anlage keinen Sinn. „Damit wären wir kurzfristig konform und dann würde die Anlage vielleicht doch bald aussteigen.“

 

Ersetzen anstatt aufrüsten

Der Verwaltungsrat will deshalb nicht anpassen, sondern ersetzen. Nach der Risikoanalyse und deren Begutachtung durch den Kanton fällte er diesen Entscheid und begann mit der Projektplanung. Dies in Absprache mit dem Kanton, wie Hügli betont.

 

Dieser macht nun mit einem verbindlichen Zeitplan Druck. Das Kantonale Laboratorium verlangt, dass die Kälteanlage bis Ende 2022 ausser Betrieb, also ausgewechselt ist. Bis dann muss die Sportzentrum AG alle zwei Wochen die Fortschritte im Planungsprozess rapportieren. „Der Kanton möchte verständlicherweise verhindern, dass die Umrüstung der Anlage verzögert wird“, so Martin Hüglis Erklärung. Die ausgewählte Anlage läuft zwar ebenfalls mit Ammoniak, aber mit einem Zehntel der heutigen Menge und unterliegt damit nicht mehr der Störfallverordnung.

 

Auch Eishalle muss saniert werden

Analysieren liess die AG auch den Zustand der Eishalle. Auch sie entspricht heutigen Normen nicht mehr und muss saniert werden. Für die beiden Vorhaben rechnet der Verwaltungsrat mit Kosten von rund 6 Millionen Franken. Drei Viertel davon, also 4,5 Millionen, kostet die Kälteanlage, 1,5 Millionen die Halle.

 

Hauptaktionärin und damit Eigentümerin der Sportzentrum Worb AG ist die Gemeinde. Um den Betrieb von Eishalle und Schwimmbad zu garantieren, zahlt sie jedes Jahr 780'000 Franken. Davon werde rund die Hälfte für den laufenden Betrieb gebraucht, der Rest wird in eine Spezialfinanzierung eingezahlt, für Fälle wie diesen, sagt Hügli. Ende 2022 werde man dort 2 Millionen zusammenhaben.

 

3,2 Millionen Franken von der Bank?

800'000 Franken erhält der Wislepark laut Hügli voraussichtlich vom Sportfonds. Die restlichen 3,2 Millionen Franken wolle der Verwaltungsrat mit langsam rückzahlbaren Bankkrediten finanzieren, für die er nun Gespräche führe, sagt Hügli. Für Amortisation und Zinsen sollen der Spezialfinanzierung jährlich 250'000 Franken entnommen werden. Bis in rund 13 Jahren wäre das Projekt demnach abgezahlt.

 

Einen Kredit beantragen bei der Gemeinde wolle die Sportzentrum AG nicht, sagt Hügli. „Wir wollen das mit dem Geld, das wir haben, stemmen.“ Bis im Herbst will der Verwaltungsrat das Geld zusammenhaben. Bis Ende Dezember soll die Baubewilligung vorliegen und am 1. Januar der Umbau starten. Wenn Anfang Oktober 2022 die neue Eissaison beginnt, soll alles bereit sein.

 

"Wir wussten immer, dass das kommt"

Dass die alte Anlage ersetzt werden müsse, sei allen Beteiligten schon lange klar, so Hüglis Antwort auf die Frage, wann die Gemeinde als Hauptaktionärin über die anstehende Investition informiert wurde. Durch die geänderten Rahmenbedingungen und die Risikoanalyse habe sich das „Ablaufdatum" nun konkretisiert.

 

Gemeindepräsident Niklaus Gfeller (EVP) gibt an, seit etwa einem Jahr über das konkrete Datum Bescheid zu wissen. „Wir wussten immer, dass das kommt. Die letzten Jahre waren geschenkte Jahre, und jetzt ist es so weit. Im August 2020 wurde der Gemeinderat ausführlich über die anstehenden Projekte informiert.“

 

Auch er weist die Frage nach einer Beteiligung der Gemeinde von sich. „Gemäss Reglement sind keine Zahlungen vorgesehen, die über die in der Spezialfinanzierung vorhandenen Mittel hinausgehen." Weitergehende Unterstützungsbeiträge müssten regulär, gemäss den gültigen Finanzkompetenzen, vom GGR oder gar an der Urne bewilligt werden.


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Erstellt: 30.06.2021
Geändert: 30.06.2021
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