Wirt ohne Beiz: Nach Problemen mit der Bürokratie hat die Rose wieder Räder
Anstatt im geplanten Bistro, bewirtet Ivano Anesi seine Gäste nun wieder aus dem Imbisswagen an der Bernstrasse heraus. Die Gründe: Schwierigkeiten bei der Bewilligung und aufgebrauchte Reserven.
Die Eröffnung des Bistros „Rose von Jericho“ an der Bernstrasse in Worb war eigentlich für August geplant (BERN-OST berichtete). Nun stapeln sich im Gastraum die Möbel und in der Küche im Untergeschoss die Küchengeräte. Ivano Anesi, Wirt in Ausbildung ist genervt. Um den ehemaligen Laden in Eigenregie zum Bistro umzubauen, hatte er im Frühling darauf verzichtet, seinen Imbisswagen aus dem Winterschlaf zu holen. Nun fehlen ihm aber die nötigen Bewilligungen für den Betrieb und die Umnutzung.
"Ein verlorener Sommer"
Da es mit dem Bistro doch nicht wie geplant klappte, nimmt er den Wagen jetzt, im Herbst, wieder in Betrieb, weil er für sich und seine Tochter Geld verdienen muss. „Das war ein verlorener Frühling und Sommer.“
Für mitschuldig hält Anesi auch die Gemeinde Worb. Zuerst habe die Zusammenarbeit gut geklappt. „Es gab ein Vorgespräch und einen Rundgang vor Ort mit einem Mitarbeiter der Bauabteilung und jemandem von der Gebäudeversicherung. Der Mitarbeiter der Gemeinde hat mir genau erklärt, was ich dem Baugesuch beilegen muss und was nicht nötig ist. Zum Beispiel wurde mir mitgeteilt, dass die Küchenlüftung nicht über Dach geführt werden muss, und dass keine besonderen Brandschutzmassnahmen nötig sind. Beides spielt eine Rolle für das Baubudget." Im Juni war er deshalb noch zuversichtlich.
"Ich fühlte mich verschaukelt"
„Nach der Prüfung des Gesuchs durch die Gemeinde musste ich noch Einzelheiten ändern. Bei einem persönlichen Besuch auf dem Hochbauamt hiess es danach, ich könne das Gesuch so einreichen." Vom Kanton kam dann ein anderer Bescheid. "Es fehlten 21 Formulare, Pläne und Einzelheiten, und die Lüftung muss nun doch bis über Dach gehen. Ich fühlte mich verschaukelt und reklamierte auf der Gemeinde.“ Dort seien eigene Fehler eingeräumt und Abklärungen versprochen worden. „Als ich dann sechs Wochen später nachfragte, hiess es, man habe es vergessen.“
Da habe er beschlossen, das Ganze erstmal auf Eis zu legen. „Ich war nicht mehr motiviert und hatte auch keine finanziellen Mittel mehr, um mir beim weiteren Vorgehen von einem Architekten helfen zu lassen.“ Von der Gemeinde sei er enttäuscht. „Ich hätte in dieser ohnehin schwierigen Situation etwas mehr Unterstützung erwartet.“
Gegenüber BERN-OST nimmt der Leiter der Bauabteilung, Urs Thöni, Stellung: "Es ist richtig, dass der Feueraufseher am Vorgespräch die Auffassung vertrat, dass keine Brandschutzmassnahmen nötig sind. Der Sachbearbeiter der Gemeinde stellte dies nicht in Abrede, stellte jedoch klar, dass der Sachverhalt noch im Detail geprüft werden muss. Ihm war zu diesem Zeitpunkt aber nicht klar, dass die Fachstelle Immissionsschutz und das Regierungsstatthalteramt (RSA) einbezogen werden müssen."
Beratung war nicht optimal
Generell hält Thöni fest, dass die Beratung von Ivano Anesi im Rahmen des Vorgesprächs nicht optimal erfolgt sei. "Dies bedaure ich. Im Idealfall hätte man bereits dort auf den nötigen Einbezug der kantonalen Fachstellen hingewiesen."
Die umfangreiche Mängelliste des RSA habe man Anesi im Rahmen eines Gesprächs erläutert und ihm geholfen, offene Fragen zu klären. Dem Vorwurf, das Gesuch sei vergessen gegangen widerspricht er. "Die Gemeinde hat nach Eingang der überarbeiteten Baugesuchsakten dieses zeitnah weiter bearbeitet und mit verschiedenen Fachstellen weitere Abklärungen vorgenommen." Aufgrund von Ferienabwesenheit und hoher Arbeitsauslastung habe sich die Rückmeldung an die Bauherrschaft nach Vorliegen der nötigen Unterlagen um zwei Wochen verzögert. "Der zuständige Sachbearbeiter hat sich dafür bei Herrn Anesi entschuldigt."
"Wieder Kontakt zu den Gästen"
Um wieder etwas zu verdienen und das Bistroprojekt später allenfalls weiterführen zu können, steht Ivano Anesi seit letzter Woche deshalb wieder im Wagen am Herd und verkauft Dienstag bis Samstag Essen - neu täglich zwei Menus zum mitnehmen und nur am Freitag Fleischspiesschen. Die Aussicht darauf muntert ihn sicht- und hörbar auf. „Ich freue mich sehr, wieder mit den Gästen Kontakt zu haben.“
Trotz wenig Werbung verlief der Start nicht schlecht, wie ein Augenschein vor Ort ergibt. „Es kamen vier, fünf Leute, der Huufe nicht, aber für den ersten Tag gut. Es braucht jetzt halt auch etwas Zeit, bis alles wieder in Schwung kommt.“