Korrespondent Willi Blaser: "Es passt so vieles in einen Tag"
Willi Blaser ist ein Hansdampf in allen Konolfinger Gassen. Als Mitglied diverser Vereine engagiert er sich vor allem schreibend - als Korrespondent von BERN-OST und der Wochen-Zeitung für das Emmental. Im Interview erzählt er, wie er zum Schreiben kam, von seinem Werdegang als Eisenbähnler und welche Lok ihm so gut gefällt, dass sein Herz "pöpperlet".
Willi Blaser (66) ist freiwilliger Korrespondent für BERN-OST – nebst den Sportvereinen, die ihre Matchberichte bei uns publizieren, der Einzige. Er lebt mit seiner Frau Susi Blaser, mit der er seit 39 Jahren verheiratet ist, in einem Einfamilienhaus im Zentrum von Konolfingen. Er hat zwei erwachsene Töchter und einen Enkel, den er zusammen mit seiner Frau regelmässig hütet. Da wir sozusagen Arbeitskollege und -kollegin sind, sagen wir uns Du. Wir treffen uns im Dorfmuseum Alter Bären Konolfingen.
BERN-OST: Willi Blaser, du bist aktiv im Ornithologischen Verein Konolfingen, bei "Zäme aktiv Region Konolfingen", im Turnverein, im Verein Alter Bären … Was habe ich vergessen?
Willi Blaser: Ich bin zusätzlich im Vorstand des Ornithologischen Landesteilverbands Emmental, im Ausschuss für Alters- und Gesundheitsfragen der Gemeinde Konolfingen, im Verein Zauberlinse und im Team des Konolfinger Repair Cafés. Ich glaube, das ist alles.
Dann meine obligate Frage an stark auswärts engagierte Männer und Väter: Wie oft hast du deine Kinder gesehen, als sie noch zuhause wohnten, und wie oft siehst du deine Frau?
Als Pensionierter hat man Zeit. Es passt so vieles in einen Tag, dass ich relativ viel zuhause bin. Meine Engagements waren aber auch früher nie ein Problem. Als ich Pressechef wurde beim Mittelländischen Turnverband (heute: Turnverband Bern Mittelland), nahmen wir die Mädchen viel mit an Turnfeste und andere Sportanlässe. Das war für sie toll, sie lernten Sportler:innen kennen, davon erzählen sie noch heute. Ausserdem mache ich sehr vieles zusammen mit meiner Frau. Sie unterstützt mich grossartig in allen Belangen.
Du hast Elektromonteur gelernt. Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Ich schrieb schon in der Schule sehr gern Aufsätze, das lief einfach. Als ich später immer wieder hörte "da müsste man etwas schreiben", fing ich an, für verschiedene Zeitungen Artikel zu verfassen. Ab 1972 schrieb ich für die Berner Zeitung, den Berner Landboten, den Bund und die Wochen-Zeitung fürs Emmental und Entlebuch. Zuerst nur über den Turnverein Konolfingen, später auch über andere Turnthemen, Anlässe und Vereine. Ich machte Weiterbildungen, und es kamen mehr Zeitungen dazu, je nach Anlass das Bieler Tagblatt, die Berner-Oberland-Medien - eigentlich alle Zeitungen im Kanton Bern - und BERN-OST.
Irgendwann wurde ich Pressechef beim Turnverband und gab mit meinem Vorgänger auch Kurse, damit die Vereine ihre Meldungen selber schreiben können. Die Kurse gaben wir auch zusammen mit dem Radio- und TV-Journalisten Albi Saner, meist direkt an den Turnfesten, wo die Teilnehmenden gleich üben konnten.
Wurdest du fürs Schreiben auch bezahlt oder war das immer alles ehrenamtlich?
Bei der BZ, in den Anfängen des Berner Landboten und beim Bund habe ich etwas bekommen pro Zeile. Bei der Wochen-Zeitung ist das, bei von ihnen gewünschten Aufträgen, immer noch so. Aber das allermeiste war und ist ehrenamtlich.
Warum machst du das? Was gefällt dir am Schreiben?
Ich will den Leuten, die meine Artikel lesen zeigen, dass etwas geht. Ich will die viele geleistete und wertvolle Freiwilligenarbeit in den Vordergrund rücken. Ich finde, die wird noch zu wenig geschätzt. Das allermeiste mache ich so gern, dass ich es als Freizeit empfinde. Nur ganz selten ist es anstrengend und will nicht laufen mit dem Schreiben.
Du bist auch selber Turner. Was hast du gemacht und was machst du noch?
Ich machte Leichtathletik und Geräteturnen, dann Korbball und Faustball. Heute gehe ich noch ins Männerturnen. Allerdings ist das meistens am Mittwoch, wenn meine Frau und ich in Laupen unseren Enkel hüten, ich kann also nicht jedes Mal ins Turnen.
Du hast für BERN-OST die Artikelserie "150 Jahre Eisenbahn Konolfingen" geschrieben [siehe unten], in der du die Geschichte der regionalen Eisenbahnen aufgerollt hast. Was hast du für einen Bezug zur Eisenbahn?
Meine Frau und ich sind beide Eisenbähnler:innen. Sie hat bei der SBB die Lehre gemacht und war 1981 die erste Frau, die am Bahnhof Konolfingen Züge abfertigen durfte, vorher gab es nur am Schalter Frauen. Ausserdem komme ich aus einer Bähnlerfamilie. Mein Vater, Grossvater und Urgrossvater arbeiteten alle für die Bahn. Ich selber fing nach meiner Lehre Mitte 70er Jahre ebenfalls bei der EBT an [Anmerkung: Die Emmental-Burgdorf-Thun-Bahn war eine Vorgängergesellschaft der heutigen BLS]. Dort blieb ich 27 Jahre. Ich arbeitete im Zugunterhalt, wurde Leiter der Abteilung Kleinapparate, machte Vorarbeiten für Zugumbauten und gab später auch technische Weiterbildungen für die Arbeiter. Das war damals noch sehr unüblich. Man fand, die sollen einfach schaffen und brauchten nichts zu wissen.
Was kam danach?
Als die EBT 2003 zur BLS wurde, wusste ich nicht, wie weiter. Man machte mir wenig Hoffnung, den bisherigen Job behalten zu können. Dank meinem Netzwerk und der Erfahrung als diplomierter Erwachsenenbildner konnte ich zur SBB, die damals gerade eine Ausbildungsoffensive startete. Dort war ich 11 Jahre. Mit 60 Jahren liess ich mich frühzeitig pensionieren. Eisenbahnen interessieren mich auch heute noch sehr.
Hast du einen Lieblingszug?
Ja, die Be 4/4, eine Lok der EBT, mit der ich oft gearbeitet habe. Da bekomme ich bis heute "Härzpöpperle". Wir haben auch ein Modell der Be 4/4 im Museum. Es stand beim Depotchef der EBT in Oberburg im Büro. Ich war Gewerkschaftsvertreter und dadurch oft beim Chef. Anlässlich des Festes "150 Jahre Eisenbahn Konolfingen" fragte ich den damaligen Leiter der BLS Werkstätte Oberburg, ob wir nicht die Modelle bei uns zeigen könnten. Er sagte ja, bis heute sind sie bei uns ausgestellt.
Im Dorfmuseum Bären bist du sehr aktiv. Ist das das Engagement, in dem das meiste Herzblut steckt?
Das kann man schon so sagen, ja. Das Museum existiert seit 1977. Ich bin seit 2000 dabei. Erst nur im Hintergrund, meist habe ich für den Chonufinger, den Berner Landboten und die Wochenzeitung über die Ausstellungen geschrieben oder Kontakte geknüpft zu Journalist:innen anderer Medien.
Seit 2013 bin ich im Vorstand und organisiere auch die Ausstellungen mit. Ich erstelle oder schneide die Informationsfilme, die wir zeigen, helfe mit dem Layouten der Plakate, Flyer, Bücher und Ausstellungskataloge des Museums. Schön ist dabei vor allem, dass ich sehr viel lerne über die Geschichte von Konolfingen aber auch über diverse andere Themen. Was nun ansteht, ist die Suche nach Nachfolger:innen. Wir drei, Werner Weber, Trudi Scherer und ich als Museumsteam, sind alle zwischen 65 und 70 Jahre alt.
Du bist im Ornithologischen Verein Konolfingen und im Landesteilverband Emmental aktiv. Was für Haustiere hast du selber?
Ich habe rund 60 Vögel. Japanische Legewachteln, Bourkesittiche, Glanzsittiche, Harlekinwachteln, Chinesische Zwergwachteln, Australische Schopfwachteln und Reisfinken. Ausserdem Land- und Wasserschildkröten.
Du bist in so vielen Vereinen engagiert, aber nicht politisch aktiv und schreibst auch nie über Politik. Interessiert dich Politik nicht?
Interessieren tut es mich schon und ich gehe immer abstimmen. Aber ich will mich nicht öffentlich äussern, das könnte meinen Vereinen schaden. Für kurze Zeit war ich in der Schulkommission Konolfingen. Danach hatte ich etwas genug von der Politik, aber auch da möchte ich nicht zu viel sagen.
Gibt es ein Hobby, über das wir noch nicht gesprochen haben?
Ich koche sehr gern. Eigentlich hätte ich gerne die Lehre als Koch gemacht. Aber ich wollte nicht Französisch lernen. Ich koche viel für interne Vereinsanlässe und auch hier im Museum für Gruppen. Oft einfache Sachen wie "Härdöpfusalat und Hamme", Risotto, Polenta oder auch Fondue im grossen Kessel.
Und zuhause?
Da koche ich so viel als möglich. Aber dort ist es weniger ein Hobby, da geht es darum, mich und meine Frau zu ernähren.