Wichtrach - Nein zur Zentralisierung der Schule
Die Wichtracher Stimmbevölkerung hat sich gegen die Zentralisierung der Schule entschieden. Das Thema war heftig umstritten, wie BERN-OST mehrfach berichtete.
1570 Stimmzettel (Stimmbeteiligung rund 47 Prozent) gingen bei der Gemeinde Wichtrach ein. Abgestimmt wurde über zwei Varianten. Die erste Variante, welche der Gemeinderat favorisierte, sah die Zentralisierung der Primarschule (1.-6. Klasse, ohne Kindergärten) vor. Das Schulhaus am Bach sollte aufgehoben werden. Dafür sollte das Schulhaus Stadelfeld erweitert werden. Neben Schulräumen sollte dort auch eine Mehrzweckhalle gebaut werden. Der Gemeinderat rechnete mit Kosten von 32.6 Millionen Franken. Diese Variante wurde mit 518 Ja-Stimmen zu 984 Nein-Stimmen abgelehnt.
816 Ja-Stimmen zu 653 Nein-Stimmen erhielt dagegen die zweite Variante, wofür sich die IG Wichtrach stark gemacht hatte. Mit ihr werden nun die beiden Schulstandorte Stadelfeld und Am Bach beibehalten. Jedoch wird das Schulhaus am Bach inklusive Mehrzweckhalle abgerissen und neugebaut. Zusätzlich wird im Stadlefeld neuer Schulraum geschaffen. Die Kosten werden auf 34.3 Millionen geschätzt.
Freude bei der IG Wichtrach
Die IG Wichtrach ist zufrieden mit dem Ergebnis, wie Mitglied Felix Hosner sagt. Die IG sei dankbar für alle Unterstützer:innen. «Es war eine aufwändige Abstimmung.» Aus den Resultaten lese er, dass das Drängen der Behörden nicht gutiert worden sei. «Wir hatten 2020 eine Mitwirkung, die das Resultat vorausgesagt hatte. Die Mehrheit der Leute stand der Zentralisierung skeptisch gegenüber.»
Die IG Wichtrach wollte das Schulhaus am Bach eigentlich erhalten. Sie stellte sich gegen die Zentralisierungspläne des Gemeinderates. Hauptsächlich, weil die Kinder aus dem oberen Dorfteil damit einen längeren Schulweg gehabt hätten. Die IG hatte Bedenken bezüglich der Schulwegsicherheit und wegen Mehrverkehr durch den Schulbus und Elterntaxis.
Aus Sicht des Gemeinderates konnten die heute geltenden Anforderungen an Schulräume nur mittels Neubaus umgesetzt werden. Der Schulraum werde knapp und es bestehe hoher Sanierungsbedarf beim Schulhaus am Bach. Zudem wäre ein zentraler Standort die Gemeinde günstiger gekommen als zwei separate.
Enttäuschung für den Gemeinderat
Gemeindepräsident Bruno Riem (FDP) hat nicht mit einer Absage an den Gemeinderat gerechnet. «Wir wussten aber, dass die Gegner für zweimal Nein plädierten. Darum überraschen die vielen Nein-Stimmen nicht», sagt er. Natürlich sei es enttäuschend, wenn die Gemeinde nicht das wähle, was der Gemeinderat beschliesse. «Aber der Gemeinderat hat jetzt einen klaren Auftrag, wie es weitergehen soll. Das ist auch gut.» Etwas schade sei die tiefe Wahlbeteiligung. «Es geht ja um viel. Ich hätte erwartet, dass sich mehr als 50 Prozent beteiligen.»
Wie geht es nun weiter? Gewisse Vorbereitungsarbeiten seien bereits gemacht, sagt Riem. Er gehe davon aus, dass der Gemeinderat Anfang nächstes Jahr mehr wissen werde. Riem rechnet damit, dass nächsten Frühling über ein Schulthema abgestimmt wird. «Das Wichtigste, das wir nun schnell realisieren müssen, ist der fehlende Schulraum.» Bis 2026 brauche es mehr Platz. Die erste Etappe im Projekt sei darum, im Stadelfeld zusätzlichen Schulraum zu bauen. «Da gehen wir jetzt mit Vollgas dahinter.»
Die IG engagiert sich weiter
Die IG werde sich beim Thema Schulraumplanung weiterhin einsetzen, sagt Hosner. «Wir sind nach wie vor der Meinung, dass die Projektkosten zu hoch sind.» Die IG glaube, dass es auch günstiger gehe, ohne dass auf etwas verzichtet werden müsse. Auch die Ortsplanung müsse abgewartet werden. «Erst dann wird klar, wie sich das Dorf entwickelt.» Weiter verlangt die IG, dass die Arbeitsgruppe, die der Gemeinderat eingesetzt hatte, durch eine Kommission begleitet wird. In dieser sollten etwa Eltern und die Vereine vertreten sein.
Weiter beschäftigt die IG die Kommunikation des Gemeinderates. Kurz vor der Abstimmung hatte sie eine Beschwerde gegen den Gemeinderat beim Regierungsstatthalteramt eingereicht. Sie prangerte darin die aus ihrer Sicht dessen einseitige Kommunikation an. «Aus demokratischer und verfassungstechnischer Sicht lief es nicht sauber», so Hosner. Die IG werde die Beschwerde aber zurückziehen, denn heisse das Regierungsstatthalteramt die Beschwerde gut, müsse die Abstimmung wiederholt werden. Die IG wolle sich nicht ins eigene Knie schiessen.
Trotzdem will sie an der Sache dranbeleiben, da nun über verschiedene Kredite für die Schule abgestimmt werden müsse. «Wir suchen aber nach wie vor das Gespräch mit dem Gemeinderat.» Dieser habe es jedoch bisher nicht aufgenommen.