Wichtrach - Wolfgang Henze sucht den Hintermann
Wolfgang Henze von der Galerie Henze&Ketterer kaufte und verkaufte ein gefälschtes Bild. Der Fälscher wurde verurteilt. Jetzt sucht Henze die Hintermänner.
Ausführliche Geständnisse
16 Millionen Euro ertrogen
Der Galerist selber hat dem Käufer des Akts den Kaufpreis zurückerstattet. Auch das Kölner Auktionshaus Lempertz seinerseits hat Henze Kosten vergütet. «Bleiben noch die Anwalts- und die Gerichtskosten, die wir selber übernehmen.»
Für Henze ist klar, dass Fälschungen mit höchstem Fachwissen hergestellt werden. Er glaubt an ein regelrechtes Wettrüsten zwischen dem Kunstbetrieb und Fälschern. Nach dem Missbrauch von Archiven, Publikationen und Werkverzeichnissen müssten jetzt Archive mit Fälschungen aufgebaut werden, um diese zu erkennen. «Wir können der Delinquenz nur begegnen, indem wir selbst kriminelle Intelligenz entwickeln, um mögliche neue Strategien der Fälscherbranche schon vor ihr zu erkennen», erklärt Wolfgang Henze.
Obschon in die Fälschergeschichte verwickelt – wenn auch unverschuldet – hat die Galerie Henze&Ketterer keinerlei Vertrauensverluste erlitten. «Das ist wohl so, weil wir von Anfang an mit offenen Karten gespielt haben.» Wolfgang Henze, kann der unseligen Geschichte sogar eine philosophische Sicht abgewinnen: «Kunstwerke, sobald sie nur ein wenig geschätzt waren, wurden immer imitiert und als Fälschungen verkauft.» Aber das schützenswerte Kunstobjekt sei das, was vom Menschen übrig bleibe.
Kunstfälschungsskandal
Der vom Kölner Landgericht verurteilte Deutsche ist kein unbeschriebenes Blatt. Auch der Wichtracher Galerist und ausgewiesene Kirchner-Experte Wolfgang Henze von der Galerie Henze&Ketterer ging dem Fälscher auf den Leim und muss dafür bezahlen.
Der Kölner Prozess, in dem es auch um den von Henze gekauften und verkauften Pechstein-Akt ging, zeigte nur die Spitze des Eisbergs, wie das Newsportal «Spiegel online» berichtet. Beim Prozess sei die Wahrheitsfindung auf der Strecke geblieben. Die Anklage stützte sich nämlich nur auf 14 Bilder, die von bekannten Vertretern der klassischen Moderne stammen sollten und mit denen die Bande rund 16 Millionen Euro verdiente.
Die Ermittlungen hätten aber ergeben, dass der Mann schon in den 80er-Jahren Bilder geliefert hatte. Bis zu hundert Fälschungen dürften seine Komplizen auf den Markt gebracht haben. Die meisten Fälle sind aber verjährt. Dazu Henze: «Es gibt die Gier der zu zahlreichen Auktionshäuser nach ‹frischer Ware›, es gibt schwarze Schafe unter den Auktionatoren und Händlern, und manchmal gibt es sogar habgierige Experten, die bei Echtheitsabklärungen gerne mitverdienen.»