Wichtrach - Über 20 Notfälle, die keine waren

Ein Mann liess sich fast 20-mal mit der Ambulanz ins Spital einliefern. Weil der Notfall nicht erwiesen war, muss die Sozialhilfe die Transportkosten nicht übernehmen, entscheidet das Verwaltungsgericht.

hus, Berner Zeitung BZ

Der Mann war vorgewarnt. Die Gemeinde Wichtrach, wo er Sozialhilfe bezog, lehnte es im April 2012 ab, eine nächtliche Taxifahrt über knapp 230 Franken zu vergüten. Der Mann liess sich damals wegen eines Notfalls ins Spital fahren. Die Gemeinde erkannte jedoch keinen Notfall und beschied ihm zugleich, dass sie auch künftig keinen Kostenersatz für medizinisch nicht zwingende Transporte gewähre.

Ende Jahr forderte der Mann eine Kostengutsprache von fast 12 200 Franken für angefallene Notfalltransporte im Jahr 2012. Er hatte zwischen Februar und Dezember 19-mal die Ambulanz und 9-mal das Taxi für Notfallkonsultationen bestellt. Die Gemeinde lehnte das Gesuch ab. Der Regierungsstatthalter wies die Beschwerde ab. Gleich urteilte nun das Verwaltungsgericht. Der Mann habe nicht beweisen können, dass es sich um Notfälle handelte und er nicht bis zum nächsten Morgen hätte warten und damit den ÖV benutzen können.

Brustschmerzen

Der Mann argumentierte, er sei gesundheitlich schwer angeschlagen und vor allem nachts in schlechter Verfassung. Wegen starker Brustschmerzen hätte er jeweils den Notfalldienst kontaktiert. Es sei ihm mehrmals geraten worden, unverzüglich das Spital aufzusuchen. Meistens hätten sich die Notfälle zu einer Zeit ereignet, in welcher der ÖV nicht mehr oder nur eingeschränkt fahre.

Die medizinischen Unterlagen vermitteln jedoch ein anderes Bild. Einmal alarmierte er die Ambulanz, weil er in der Nacht erwacht und der Puls von 77 auf 102 angestiegen war. Schmerzen hatte er keine. Ein andermal klagte er über einen arrhythmischen Pulsschlag. Von einem anderen Vorfall schreibt das Unispital, der Mann sei in gutem Allgemeinzustand gewesen. Die Brustschmerzen seien nach der Einnahme eines Aspirins zurückgegangen. Die Ärzte führten die Schmerzen eher auf muskuläre oder skelettale Probleme zurück.

Weitere Berichte zeugen von einem ähnlichen Bild. «Die medizinischen Probleme sind nachweislich nicht vorhanden» oder «Es hat noch nie einen wirklichen Notfall gegeben», heisst es dort unter anderem.

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Erstellt: 13.11.2014
Geändert: 13.11.2014
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