Wichtrach - Trotz Ärger findet Barfestival an vier Wochenenden statt
Man befürchte keine erneuten Zwischenfälle in Wichtrach, sagt der Veranstalter.
Die Rede war von Scherbenhaufen, Ruhestörungen und öffentlichem Urinieren. Die Anwohner der Sagibachhalle in Wichtrach beklagten sich vor einem Jahr über Betrunkene, die durch die Quartierstrassen irrten, hie und da Sträucher aus den Gärten ausrissen und ihr Leergut grosszügig um die Halle herum verteilten («Bund» vom 6. 4. 2013). Trotzdem findet das Barfestival, das am Samstag beginnt, dieses Jahr an vier und nicht mehr nur an drei Wochenenden statt - ein Widerspruch? Nicht unbedingt, findet Jürg Rytz, Vertreter des Kulturvereins Sagibach und Betriebsleiter der Sagibachhalle. «Die Veranstaltungen sind weniger konzentriert und verteilen sich auf vier Samstage und den Gründonnerstag.»
Eintrittsalter auf 18 Jahre erhöht
Befürchtungen, dass erneute Zwischenfälle die Wichtracher um ihren Schlaf bringen werden, hat er kaum. Heuer wolle man Derartiges von Anfang an eindämmen. Letztes Jahr fand sich das Sicherheitspersonal zu wenig im Dorf zurecht - mangelnde Orientierung erschwerte die Arbeit. Die Ortskenntnisse werden nun vorgängig in einer Schulung vermittelt. Ausserdem habe man damals auch nicht damit gerechnet, dass die Besucher bereits um neun Uhr eintreffen würden. Dementsprechend sei man nun «von Anfang an dabei», so Hansruedi Blatti, der Gemeindepräsident (FDP) von Wichtrach. Auch Rytz schätzt die Risiken als klein ein. «Wir setzen uns nach dem Fest jeweils mit dem Gemeinderat zusammen, dabei werden auch negative Rückmeldungen diskutiert», erklärt er. Neu seien fast 50 Personen für Sicherheit und Verkehr im Einsatz, und das Eintrittsalter wurde von 16 auf 18 Jahre erhöht.
Massnahmen haben ihre Tücken
«Wir haben vonseiten der Gemeinde alle Haushalte über unsere getroffenen Massnahmen informiert», sagt Blatti. «Ausserdem handelte es sich bei denen, die Probleme verursachten, lediglich um einen Bruchteil der Besucher.»
Im Vorfeld der Veranstaltung habe es abgesehen von einer Mail keine Bedenken der Bewohner gegeben. Ob aber für sie die Verteilung auf vier Wochenenden schliesslich die bessere Lösung sei, werde sich zeigen, sagt der Gemeindepräsident.
Doch das Hauptproblem bleibt bestehen: Die Sagibachhalle fasst 4200 Personen, die Veranstalter rechnen mit durchschnittlich 3500 Besuchern pro Abend. Der Weg vom S-Bahnhof zur Festhalle führt vorbei an den Wohnquartieren: Die Partylustigen sind laut und erleichtern sich nicht auf den dafür vorgesehenen mobilen Toiletten am Bahnhof. «Man kann die Leute nicht einzeln am Bahnhof abholen und zur Halle eskortieren», sagt Blatti. So würden zwar zwei bis vier Sicherheitsleute die Angereisten in Empfang nehmen und begleiten, «das funktioniert aber nur auf den ersten hundert Meter. Dann sind alle verteilt und schwer zu überblicken.» Zudem haben Besucher häufig schon bei der Ankunft einiges an Alkohol intus. Um Zwischenfälle zu vermeiden, gibt es zwar Massnahmen - doch haben auch diese ihre Tücken.
Für grössere Anlässe wie das Barfestival werden sogenannte One-Way-Tickets ausgestellt. Wer das Gelände verlässt - etwa, um sich aus privatem Vorrat Alkohol zu holen -, muss so den Eintritt erneut bezahlen. Problematisch ist es, den Alkoholkonsum über den Preis zu regulieren. «Sind die Getränke an einer Veranstaltung zu teuer, greift man vorher zu einer billigen Flasche Schnaps», sagt Ruedi Löffel, Stellenleiter beim Blauen Kreuz. Es besteht die Möglichkeit, stark alkoholisierten Personen den Eintritt zu verwehren. «Aber dann geht man das Risiko ein, dass draussen randaliert wird, weil sich die Betroffenen angegriffen und beleidigt fühlen.» Um Ruhestörungen zwischen Veranstaltungsenden und der Abfahrt des ersten Zuges zu vermeiden, fährt ein Shuttlebus gratis nach Bern und Thun.