Wichtrach - Teure neue Tennisanlage
Die Tennisgemeinschaft will bei der Schulanlage Stadelfeld Tennisplätze und ein Clubhaus bauen.
«Ja geits de dene eigetlech no!» und «Settigs bruuche mir de öppe hie nid!» steht in einem Protokoll aus der Gründungszeit der Tennisgemeinschaft Wichtrach (TGW). Die Gemeindeversammlung bewilligte 1979 den 30-jährigen Baurechtsvertrag zwischen Gemeinde und TGW äusserst knapp: nur mit einer Ja-Stimme mehr. Trotz der geringen Sympathie wurden Sandplätze und Clubhaus in Niederwichtrach gebaut und 1980 eingeweiht.
Ein Dilemma
Letztes Jahr ist der Baurechtsvertrag abgelaufen. Die Parzelle soll überbaut werden. «Wir standen vor der Frage: Lösen wir den Verein auf, oder bauen wir eine neue Anlage?», sagt Präsident Beat Ryser. Da habe sich eine Alternative ergeben: Die Gemeinde stellt der TGW ein Grundstück von 2000 Quadratmetern im Stadelfeld zur Verfügung. Für 50 Jahre im Baurecht. Der Baurechtszins ist mit 1 Franken pro Quadratmeter moderat. «Das ist ein Entgegenkommen der Gemeinde», lobt Vorstandsmitglied Andreas Jenni.
Zwei Tennisplätze
Im letzten Jahr hat eine Arbeitsgruppe der TGW ein Neubauprojekt entwickelt, das finanzierbar sein sollte. «Wir sind dann doch etwas erschrocken, als wir die Kosten sahen, die auf uns zukommen», sagt Beat Ryser. Vorgesehen sind der Bau zweier Tennisplätze mit Conipur-Kunststoffbelag und ein Clubhaus. Dafür sind Investitionen von rund 640 000 Franken veranschlagt. Gut ein Drittel dieser Kosten kann aus dem Eigenkapital des Vereins gedeckt werden, der Rest mit Sponsorenbeiträgen und Fremdkapital. Eine Foundraising-Gruppe will Firmen und Private gewinnen, die der TGW finanziell unter die Arme greifen. «Bis jetzt waren wir erfolgreich. Trotzdem reicht das Geld noch nicht», sagt Andreas Jenni.
Ein Modul-Clubhaus
Auf den Plänen – auch sie sind teilweise gesponsert– misst das Clubhaus 20 mal 6 Meter. Falls die Finanzierung scheitert, kann es verkleinert werden. Deshalb wurde das Gebäude in Modulen geplant, von denen gut einzelne weggelassen werden können. Das Betongebäude verfügt über keine Heizung, weil es im Winter nicht benutzt wird. Mit Grabarbeiten, Erschliessung und Innenausbau kommt es trotz Fronarbeit auf rund 250 000 Franken zu stehen. Die Vorarbeiten sind abgeschlossen. Anfang 2012 will die TGW die Baubewilligung beantragen. Für den Sommer 2012 erhoffen sich die Verantwortlichen den Baubeginn, für April 2013 die Einweihung.
Tennis im Aaretal
Nicht elitär, sondern ein Sportverein wie jeder andere sei die Tennisgemeinschaft Wichtrach (TGW), beteuert Präsident Beat Ryser. Die TGW lasse sich mit der Hornussergesellschaft und dem Turnverein vergleichen. Der Mitgliederbeitrag von 275 Franken pro Person liegt allerdings höher als in den anderen Wichtracher Sportvereinen. Dafür gibt es keine Wartezeiten für die Plätze: Die gut 100 Mitglieder – die Zahl ist seit Jahren stabil – profitieren von einem neuartigen Reservierungssystem per SMS, das ähnlich funktioniert wie für Sitzplätze im Kino. Geboten werden auch Kurse und Juniorentrainings.
Die Mitglieder der TGW stammen aus dem ganzen Aaretal von Münsingen über Heimberg bis Thun. Der Bau einer Halle war nie ein Thema. In der Region gibt es zahlreiche Tennishallen, die, wie zum Beispiel im Belpmoos, nicht ausgelastet sind. Wer im Winter spielt, tut das in der Regel in den Tennishallen Münsingen oder Heimberg.