Wichtrach - Steiniger Weg zum neuen Musikpavillon
Die kantonale Baudirektion schickt das Dossier für ein neues Probelokal der Musikgesellschaft an den Statthalter zurück, mit einer langen Mängelliste. Gemeinde und Musikgesellschaft Wichtrach sind nun gefordert.
Die Musikgesellschaft Wichtrach plant ein neues Probelokal. Der Musikpavillon, der beim alten Primarschulhaus in Oberwichtrach zu stehen kommen soll, wird dabei nicht nur die eigenen Vereinsbedürfnisse abdecken. Das Lokal wird auch durch die Musikschule Aaretal und weitere Vereine genutzt werden.
Der Neubau ist als Ersatz für das aktuelle Lokal beim Schulhaus am Bach vorgesehen. Dieses steht auf einem Terrain für eine eventuelle Erweiterung der Schulanlage. Zudem wird in unmittelbarer Nachbarschaft das neue Quartier Sunnrain gebaut, was künftige Lärmklagen nicht ausschliesst.
Nicht zonenkonform
Im Mai 2018 lag das Baugesuch für den Musikpavillon öffentlich auf. Im letzten Dezember bewilligte der zuständige Regierungsstatthalter Christoph Lerch den Bau und wies die Einsprachen ab. Nun folgt der Rückschlag: Die kantonale Baudirektion heisst die Beschwerden der Nachbarn gleich aus mehreren Gründen gut und schickt das Dossier zurück an das Regierungsstatthalteramt als Vorinstanz.
Zum einen rage der geplante Pavillon in eine Zone öffentlicher Nutzung hinein, die gemäss Bestimmungen für «Kirche und Friedhof» reserviert ist. Damit sei das Vorhaben nicht zonenkonform, oder es bräuchte eine Ausnahmebewilligung. Eine solche wurde jedoch weder beantragt noch öffentlich aufgelegt.
Weiter fehlte im Dossier ein offizieller Bericht einer Fachstelle für Ortsbild- oder Denkmalschutz. Der Statthalter hatte mit Blick auf das Ortsbildschutzgebiet einen kleineren Strassenabstand als vorgeschrieben erlaubt, aus ästhetischen Gründen.
In den Akten war lediglich davon geschrieben, dass das Projekt in Absprache mit dem Heimatschutz festgelegt worden sei. Schliesslich sei die Parkplatzberechnung unvollständig gewesen.
Mangelhaft abgeklärt
Die Angelegenheit sei damit nicht reif für einen Entscheid, hält das Rechtsamt der Baudirektion fest. Unter diesen Umständen müssten auch die weiteren Rügen der Einsprecher (unter anderem Auflagen wegen Lärm) nicht näher angeschaut werden. Es sei am Regierungsstatthalter, die fehlenden Unterlagen einzufordern. Wegen der «mangelhaften Abklärungen und der formellen Fehler» des Statthalteramts hat die BVE die Verfahrenskosten für die Musikgesellschaft um die Hälfte auf 900 Franken reduziert.
Die Wichtracher Musikanten hatten sich für das neue Probelokal bereits mächtig ins Zeug gelegt. Sie gründeten extra eine Stiftung, die das Lokal bauen und betreiben soll. Für die Finanzierung hatten sie ebenfalls die ersten Nägel mit Köpfen gemacht. Der Berner Regierungsrat hat im Dezember 2017 für das Projekt 48'700 Franken aus dem Lotteriefonds genehmigt. Dieser Beitrag berechnete sich an den eingegebenen Projektkosten von gut 620'000 Franken und der Bedeutung als Kulturlokal. Auch der Gemeinderat Wichtrach hat einen Beitrag von 100'000 Franken beschlossen.
«Es ist keine Niederlage, sondern eine neue Ausgangslage», sagt Wichtrachs Gemeindepräsident Hansruedi Blatti (FDP). Nun schaue der Gemeinderat mit der Musikgesellschaft, wie es weitergehe, auch zeitlich. Möglich sei die Suche nach einem alternativen Standort für das Lokal. Denn das Verfahren dafür, die Zone für öffentliche Nutzung bei der Kirche anzupassen, dauere ein bis zwei Jahre. Es gehe um ungefähr vier Meter, die der Pavillon in die andere Zone hineinrage. «Bei einer früheren Umzonung hatten wir diesem Punkt zu wenig Beachtung geschenkt», blickt Blatti zurück. Das müsse man nun korrigieren.
Klausel im Vertrag
Blatti weist darauf hin, dass die Musikgesellschaft für das heutige Probelokal einen Baurechtsvertrag mit der Gemeinde besitze, der noch Jahrzehnte gültig sei. Sollte Wichtrach das Land für die Schule benötigen, müsste sie gemäss einer Klausel für einen alternativen Standort schauen. Deshalb habe der Gemeinderat auch im Sinne einer schnellen Ablösung den neuen Standort vorgeschlagen und einen Beitrag gesprochen.
Die Musikgesellschaft Wichtrach will sich zum Verfahren um ihr neues Probelokal zurzeit nicht äussern.