Wichtrach - Schluss mit Lärm und Dreck – weniger Partys, mehr Kontrollen

Nach verschiedenen Reklamationen dürfen in der Wichtracher Sagibachhalle jährlich nur noch vier statt sechs Bar- und Pubfestivals durchgeführt werden.

rss / Der Bund
«Mit den Bar- und Pubfestival-ähnlichen Anlässen in der Sagibachhalle hatten wir schon immer gewisse Probleme», sagt Peter Lüthi (fdp), Gemeindepräsident von Wichtrach. «Diese Probleme haben sich in den letzten Jahren noch etwas akzentuiert». Zuerst habe es sich primär um Parkierprobleme gehandelt, «doch das haben wir sukzessive in den Griff gekriegt.» Für die Wichtracher mühsamer seien unterdessen jene Partygäste, die mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zur Sagibachhalle reisen: «Sie marschieren teilweise schon ab neun Uhr in lauten Gruppen vom Bahnhof zur Halle. Auf dem Rückweg am Morgen sind sie dann ziemlich bis sehr betrunken.» Nach den zweitägigen feuchtfröhlichen Partys häuften sich letztes Jahr die Reklamationen. Die Anwohner ärgerten sich gemäss Lüthi nicht nur über nächtlichen Lärm: Junge Leute, die frühmorgens am Bahnhof ihren Rausch ausschlafen, seien «kein schöner Anblick». «Manche Partygänger haben sich auch in den Gärten erleichtert.»

Beliebte Grossanlässe

Sechs je zweitägige Bar- und Pubfestivals haben letztes Jahr in der Sagibachhalle stattgefunden; drei davon organisierte die Genossenschaft Sagibach selber, für die anderen drei Anlässe vermietete die Genossenschaft ihre Halle an Drittpersonen. Die Feten sind beliebt: Um die 2000 Besucherinnen und Besucher reisen pro Wochenende nach Wichtrach. Die Probleme sind laut Lüthi insbesondere während der Partys der Privaten aufgetreten: «Diese haben nicht mit der gleichen Sicherheitsfirma zusammengearbeitet wie die Genossenschaft.» Zwar mache die Gemeinde allen Hallenmietern klare, schriftliche Auflagen und die privaten Mieter hätten diese auch unterschrieben. Doch möglicherweise hätten die privaten Festveranstalter beim Sicherheitsdienst zu sparen versucht, denn dieser gehe tatsächlich ins Geld: Die Genossenschaft wendete gemäss Gemeindepräsident Lüthi letztes Jahr pro Party rund 80 000 Franken allein für die Sicherheit auf.

Nach den Vorkommnissen im letzten Jahr wird der Partybetrieb nun eingeschränkt: Künftig dürfen pro Jahr nur noch vier Bar- und Pubfestivals stattfinden – also die drei von der Genossenschaft selber organisierten sowie eines von einem privaten Anbieter. Weiter wurden die Organisations- und Sicherheitsmassnahmen klar definiert. «Und der private Organisator muss die gleiche Sicherheitsfirma wie die Genossenschaft engagieren», sagt Lüthi und bestätigt damit einen Artikel der Wichtracher «Drachepost». Zudem müssen die Partyveranstalter dafür sorgen, dass drei Moonliner-Busse direkt zur Sagibachhalle fahren: «So wollen wir verhindern, dass der Strom der Festbesucher sich durch das ganze Dorf bewegt und dabei unangenehm auffällt.» Bisher bedient die Nachtlinie die Halle nicht; die Haltestellen befinden sich im Dorf an der Thunstrasse und beim Bahnhof.

«Schon fast sensationell»

Generell verbieten will die Behörde die bierseligen Anlässe in der Halle jedoch keineswegs: «Es gibt bei der Jugend ein Bedürfnis nach solchen Veranstaltungen», sagt Lüthi. Die Mehrheit der Festbesucher führe sich ja auch anständig auf: «Von den rund 2000 Partygängern sind es vielleicht hundert, die Schwierigkeiten machen», hält der Gemeindepräsident fest, «wir haben ein ähnliches Problem wie die Sportvereine.»

An und für sich sind sich die Wichtracher besucherintensive Anlässe in der Eishalle gewohnt: In der eisfreien Zeit finden dort verschiedenste Veranstaltungen statt – so ist im März etwa eine Volksmusikgala vorgesehen, im April findet die zehnte Jazz-Night statt. Im Mai dann wird die Halle zum Rockermekka: Am 7. Mai wird in der Eishalle Sagibach Krokus auftreten und am 28. Mai Gotthard.

Die Grossanlässe liegen durchaus im Interesse Wichtrachs: Mit den Einnahmen bestreitet die Genossenschaft Sagibachhalle ihre Aufwendungen. «Nach Vollkostenrechnung ist unsere Eishalle als eine von ganz wenigen selbsttragend», sagt Lüthi, «das ist schon fast sensationell.»

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Erstellt: 06.01.2010
Geändert: 06.01.2010
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