Wichtrach - Polo, ein Sport für Könige

Am Wochenende ist in Wichtrach die vierte Berner Polo-Trophy ausgetragen worden. Mit dabei war auch Christopher Kiesel, Manager, Trainer und Spieler in Personalunion beim Polo Club Bern.

Dominic Wuillemin / Berner Zeitung BZ
Lange blonde Haare, brauner Teint und eine Baseballmütze auf dem Kopf. Was tönt wie die Beschreibung eines Surfers, ist das Erscheinungsbild von Christopher Kiesel, genannt Chris. Der Deutsche ist Clubmanager und Trainer beim Polo Club Bern und selbst ein leidenschaftlicher Anhänger einer Sportart, die zum suggerierten Surfen kaum unterschiedlicher sein könnte. Gilt Wellenreiten als jung und wild, haftet dem Polo der Ruf an, ein elitärer Sport für Reiche zu sein. «Man braucht Geld», sagt auch Chris Kiesel, «aber man muss nicht Prinz Harry heissen, um Polo spielen zu können. Es kommt darauf an, auf welchem Niveau man den Sport betreiben möchte.»

«In den Kinderschuhen»

Teilweise jung und vor allem wild sind auch die Teilnehmer an der 4. Berner Polo-Trophy. Mit Geschwindigkeiten von bis zu 60 Kilometern pro Stunde jagen sie auf ihren Pferden dem rund sieben Zentimeter grossen Hartkunststoffball nach. Verletzungen gehören zum Polo dazu. Am Turnier in Wichtrach muss der bereitgestellte Krankenwagen glücklicherweise aber nicht benutzt werden.

An den drei Spieltagen von Freitag bis Sonntag messen sich vier Teams. Da es sich um ein sogenanntes Low-Goal-Turnier handelt, sind auch Amateure mit dem tiefsten Handicap zugelassen. Auch Chris Kiesel spielt aktiv mit. Zusammen mit seinem Vater agiert er im gleichen Team. Eine schöne Sache beim Polo, findet Chris Kiesel und schiebt die Frage nach: «In welcher Sportart sonst kann man ein Turnier in Wettkampfform mit seinem Vater bestreiten?» Wenn der Deutsche mit dem Handicap +2 gerade selber nicht auf dem Spielfeld ist, kommentiert er über den Lautsprecher die Spiele der anderen Equipen. Er tut dies mit viel Schalk und Humor. Ziel ist es, den anwesenden Zuschauern die Sportart näherzubringen. Seit dieser Saison arbeitet der in England ausgebildete Pololehrer für den Berner Club. Unter anderem trainiert er die Mitglieder, organisiert den Spielbetrieb und kauft Pferde. Sein Vertrag gilt vorerst für drei Jahre. «Polo steckt in der Schweiz noch in den Kinderschuhen. Man hat mich auch verpflichtet, um den Sport hierzulande voranzutreiben und Menschen dafür zu begeistern», umschreibt Chris Kiesel seine Tätigkeit.

Millionaire’s Shot

Auf dem Spielfeld versucht derweil ein Akteur einen Millionaire’s Shot – einen technisch hoch anspruchsvollen Schlag unter dem Bauch des Pferdes hindurch. Nebst viel Geschick im Umgang mit dem Schläger erfordert Polo vor allem Talent im Reiten. Und natürlich ein gutes Pferd: «Die Tiere machen 75 Prozent der Leistung aus», sagt Chris Kiesel. «Zudem muss man ein Team führen können, schnell im Kopf sein und über viel Mut verfügen. Es gibt den Spruch: ‹Polo, ein Sport für Könige›. Die Aussage kommt nicht daher, dass Könige oft den Polosport beherrschten, sondern weil sie durch das Polospiel erst zu guten Königen wurden.»

Weit weniger kaiserlich präsentiert sich hingegen das Wetter am letzten Turniertag. Die finale Partie muss auf Grund eines Gewitters abgesagt werden. So kommt das Team Land Rover mit dem argentinischen Profi Juan Merenda (Handicap +2) per Wettergott zum Turniersieg.

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Erstellt: 12.07.2011
Geändert: 12.07.2011
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