Wichtrach - Oberländer Gärtner investieren in die Zukunft
Die Gärtnermeister im Berner Oberland haben ein neues Ausbildungszentrum. Die Baumat AG investierte auf ihrem Firmengelände dazu eigens rund 4,5 Millionen Franken in Neubauten. Gestern wurde das Zentrum offiziell eröffnet.
«Es ist ein super Gefühl, ich fühle mich hier richtig wohl», sagte Roland Dubach, lernender Gartenbauer aus Erlenbach. Der angehende Landschaftsgärtner im 2. Lehrjahr war einer von 23 Auszubildenden, die kürzlich zum ersten Mal zu einem überbetrieblichen Kurs im brandneuen Ausbildungszentrum des Unternehmerverbandes Gärtner Berner Oberland und Oberwallis antraten. Was einige der Lernenden schon hinter sich hatten, stand gestern Abend in Wichtrach für Planer, Unternehmer, Politiker und Gäste an. Angesagt war die offizielle Eröffnungsfeier des neuen Ausbildungszentrums.
«Wir dürfen mit Freude ein Kürprogramm erleben, dazu brauchte es aber auch ein Pflichtprogramm», sagte Daniel Maurer, Präsident des Unternehmerverbandes Gärtner Berner Oberland und Oberwallis. Mit Programm meinte er nicht zuletzt auch das Pflanzen einer Schirmplantane, gewissermassen als Symbol für das Wachsen der gärtnerischen Zukunft. Dass mit dem gepflanzten Baum und dem neuen Ausbildungszentrum Zukunft heranwächst, davon zeigte sich auch Regierungsrat Andreas Rickenbacher (SP) überzeugt. «Hier wird künftig das Fachwissen eines traditionsreichen Handwerks von erfahrenen Berufsleuten an die nächste Generation weitergegeben», hielt der Volkswirtschaftsdirektor fest. Und er wies darauf hin, dass im Kanton Bern und im Wallis 890 Betriebe über 3600 Mitarbeitende beschäftigen. «Das Fachwissen gut ausgebildeter Gärtner ist von besonderem Gewicht», so Rickenbacher weiter. Zumal öffentliche und private Gärten Lebensraum bedeuten und dabei die Gärtner einen Beitrag an die Biodiversität leisten.
Die Verantwortlichen des Unternehmerverbandes Gärtner Berner Oberland und Oberwallis setzen damit in Sachen Ausbildungszentrum auf Selbstständigkeit. Dies hatten die Mitglieder im Februar 2014 an ihrer Hauptversammlung entschieden und sich für ein neues, eigenes Ausbildungszentrum für Lernende ausgesprochen. Entstanden ist dies auf dem Gelände des Baumaterialienhändlers Baumat AG in Wichtrach. Im Rahmen eines Erweiterungsbaus, den die Firma geplant hatte, ergab sich für die Gärtner eine gute Lösung.
Neubau mit Wohnungen
Wie Daniel Annaheim, Verwaltungsratspräsident der Baumat AG, ausführte, macht die Firma nicht nur, was in erster Linie dem Portemonnaie guttut. «Sondern dies, was einer langfristigen Unternehmenspolitik dient», sagte er. Und weiter: «Wir haben Interesse, dass es dem regionalen Wirtschaftsraum gut geht.» Der Baumaterialienhändler hat für das Ausbildungszentrum rund 4,5 Millionen Franken investiert. Entstanden ist ein viergeschossiger Neubau mit Schulungsräumen, Garderoben, Büros, Werkstatt und weiteren Räumlichkeiten für die Gärtnerausbildung sowie sechs Wohneinheiten.
Als Kernstück stehen der grünen Branche zudem eine Werkhalle mit einer Fläche von 700 Quadratmetern, ein Folientunnel für Erd- und Pflanzarbeiten sowie bis zu 4000 Quadratmeter Landwirtschaftsfläche für Beeren und Gehölze zur Verfügung. Mit dem Neubau konnte die Baumat AG zudem das Gewerbegebiet gegenüber dem benachbarten Wohngebiet abgrenzen.
Für Verwaltungsratspräsident Daniel Annaheim ist das neue Ausbildungszentrum auch ein Beitrag an die regionale Prosperität. Nicht zuletzt auch, weil die Gartenbauer eine wichtige Abnehmergruppe des seit 113 Jahren unabhängigen Familienunternehmens mit 190 Mitarbeitenden und sieben Standorten im Kanton Bern ist.
Zentrum bereits gut belegt
Die Berner Oberländer Gärtner haben sich auf dem Baumat-Gelände eingemietet. Die Mietkosten sind mit 10 000 Franken pro Monat budgetiert. Zudem wird mit Nebenkosten von jährlich 20 000 Franken gerechnet. Nach sich gezogen hat der neue Standort eine Erhöhung der Kursgebühren um 50 Franken auf neu 200 Franken pro Tag und Auszubildenden. Das neue Zentrum ist bereits gut belegt, bis zu 40 Wochen im Jahr. Das Zentrum kann auch für Schulungen und Weiterbildung gemietet werden.
Roland Dubach war nicht der einzige Lernende, der sich im neuen Zentrum wohlfühlte. «Es ist viel angenehmer, hier im Rahmen der Kurse zu arbeiten», meinte Stefanie Lohner aus Brienz. Und für Nina Lanz aus Wattenwil ist klar: «Ich kann mich hier deutlich besser auf die Arbeit konzentrieren als am alten Standort.»
[i] Siehe auch News-Bericht "Wichtrach - Ausbildungszentrum ist im Herbst bezugsbereit" vom 2.3.2015...