Wichtrach - Mit 67 erfüllte sich ihr Traum

Einmal pro Woche treffen sich in Wichtrach ein Dutzend Frauen zum Flötenspielen. In der Regel geht es da harmonisch zu und her. Eines Tages im Mai aber wurde das Beisammensein gestört. Fernsehmoderator Röbi Koller platzte in die musikalische Runde – und suchte eine Frau mit drei Töchtern. «Ich war die Einzige, auf die das zutraf», sagt Heidi Moser in ihrem Haus am Wichtracher Dorfrand. Sie ging also mit Koller, zusammen stiegen sie in ein altes Postauto und hielten Kurs Richtung Berner Oberland.

Koller moderiert im Schweizer Fernsehen «Happy Day». Die Sendung will Menschen einen Wunsch erfüllen und damit einen schönen Tag bescheren. Morgen Samstag wird die nächste Folge ausgestrahlt. Darin spielt Heidi Moser nun eine der Hauptrollen. Ihr lange gehegter Wunsch geht in Erfüllung: einmal am Steuer eines Postautos zu sitzen. «Ich weiss gar nicht, warum ich mir das so sehr wünschte», sagt sie.

Zu Hause am Stubentisch sitzt auch Tochter Monika und erinnert sich an die Ferien von früher. Da waren sie und ihre beiden Schwestern Brigitte und Marianne noch klein, und ab und zu ging es in die Berge. «Die Kurven in den Walliser Seitentälern waren schon sehr eng. Meine Mutter hat es immer fasziniert, wie die Postautofahrer das hinbekamen.» Heidi Moser selbst spricht von einer «Kunst».

Die gebürtige Aargauerin ist jetzt 67 Jahre alt und hat mittlerweile drei Grosskinder. Seit 35 Jahren lebt sie in Wichtrach. Die Töchter waren noch klein, als ihr Mann starb. So musste sie die Kinder alleine erziehen. «Da wir alle um die 30 sind, sehen wir jetzt, welch grosse Aufgabe das war», sagt Monika Moser. Darum wollten sich die Töchter bei ihrer Mutter auf eine spezielle Art dafür bedanken. «Meine Schwester Brigitte meldete sich beim Fernsehen.» Die Bewerbung bei «Happy Day» war erfolgreich. So endete der Ausflug mit Röbi Koller auf dem Flugplatz in Interlaken. Dort setzte sich Heidi Moser selber ans Steuer des Postautos der Marke Saurer, Jahrgang 1964, und drückte aufs Gas.  «Es brauchte viel Kraft, um die Kupplung zu drücken», sagt sie. «Und in den Kurven musste ich das Steuer ziemlich fest herumreissen.»

Die Spritzfahrt auf dem Flugplatz ging vorbei wie im Flug. Vielleicht eine halbe Stunde sass Heidi Moser am Steuer, neben ihr der Chauffeur. «Alles habe ich während der Fahrt nicht wahrgenommen», sagt Heidi Moser. «Doch ein Traum ist wahr geworden.» Als sie in den Rückspiegel schaute, dachte sie, wie es wohl wäre, wenn Passagiere mitfahren würden. Und drückte die Dreiklanghupe. 

«Happy Day»: Samstag, 2. Juni, 20.10 Uhr auf SF 1.