Wichtrach - Für zwei Doppelstöcker sind viele Perrons zu kurz

Die BLS lässt auf der S-Bahn wieder Kondukteure mitfahren. Diese lotsen die Pendler zu den richtigen Türen, sobald zwei Doppelstöcker unterwegs sind.

Stephan Künzi, Berner Zeitung BZ
Das Schauspiel wiederholt sich Tag für Tag. Kurz nach 7.20 Uhr fährt die S-Bahn aus Thun in Wichtrach ein. Die Pendler strömen zu den beiden gekuppelten Doppelstockzügen – und stellen verblüfft fest: Die Eingänge am Schluss des Zuges sind verschlossen. Da nützt es auch nichts, mehrmals auf den Türöffner zu drücken. Die Flügel schwenken nicht zur Seite.

Weiter vorn steigt, auch das ist ungewöhnlich für eine S-Bahn-Linie, der Kondukteur aus. «Die vier letzten Türen sind geschlossen», verkündet er und lotst die Wartenden nach vorn.

Vorerst nur auf der S 1

Seit die BLS auf der S-Bahn Bern Doppelstöcker einsetzt, hat sie ein Problem. Die neuen Fahrzeuge bieten in Doppeltraktion zwar mehr Platz als ihre Vorgänger, auch wenn diese in den Stosszeiten sogar zu dritt unterwegs waren. Beim morgendlichen Pendlerzug von Thun über Wichtrach nach Bern beträgt die Steigerung in der zweiten Klasse 20 Prozent, neu stehen hier knapp 550 Sitzplätze zur Verfügung. In der ersten Klasse umfasst das Angebot nun gut 120 Sitzplätze, das sind 50 Prozent mehr als bisher.

Dafür sind in vielen kleinen Bahnhöfen die Perrons für zwei Doppelstöcker zu kurz. Nicht nur in Wichtrach, sondern auch in Kiesen, das ebenfalls an der Linie von Thun nach Bern liegt. Oder in Ausserholligen, Bümpliz-Süd, Oberwangen, Thörishaus-Dorf, Flamatt, Wünnewil und Düdingen an der Fortsetzung nach Freiburg. Und schliesslich in Münchenbuchsee, Schüpfen, Suberg-Grossaffoltern oder Studen an der Linie nach Biel.

Betroffen sind im Moment nur Bahnhöfe zwischen Thun, Bern und Freiburg, an denen die S 1 hält. Hier sind morgens zwei Züge von Thun nach Freiburg und abends zwei Züge von Freiburg nach Thun in Doppeltraktion unterwegs. Am Abend kommt dazu noch eine fünfte Verbindung von Thun nur bis Bern. In Richtung Biel wird das Problem erst in knapp zwei Monaten akut. Vom 10. Juni an fährt die BLS einen Morgenzug ab Biel mit zwei Doppelstöckern.

Tipps zum richtigen Verhalten

Allerdings ist Besserung in Sicht. Das versprechen die SBB, denen die Bahnhöfen am Netz der Berner S-Bahn nach wie vor zu grossen Teilen gehören. Gemeinsam mit den Kantonen Bern und Freiburg wollen sie die Perrons auf die für zwei Doppelstöcker benötigte Länge ausbauen. Die Bauarbeiten sollen bereits im Oktober dieses Jahres beginnen und bis Ende 2014 abgeschlossen sein. Die Kosten von insgesamt 25 Millionen Franken teilen die SBB und die beiden Kantone unter sich auf.

Vorläufig muss sich die BLS also in ähnlicher Art behelfen wie bisher. Zumal sie bis im Dezember nach und nach weitere Doppelstöcker in Betrieb nimmt und sich dann das Problem mit der Doppeltraktion nochmals verschärft: Schon heute gibt die BLS in Faltblättern Tipps zum richtigen Verhalten, zugleich stellt sie in Aussicht, dass sie auch künftig alle betroffenen Züge mit Kondukteuren bestücken will. Aus Gründen der Sicherheit wie des Kundendienstes – damit nicht unzählige Leute vergebens auf den Türöffner drücken. Und so den Zug an der pünktlichen Abfahrt hindern.

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Erstellt: 23.04.2013
Geändert: 23.04.2013
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