Wichtrach - Das lange Warten auf drei Millionen Franken
Wegen der Querelen um die Erschliessungsstrasse zur geplanten Sunnrain-West-Siedlung klafft in der Gemeindekasse Wichtrach ein Loch. Ohne Zufahrt kann das Land nicht veräussert werden.
Die Veräusserung des Landes würde 3 bis 4 Millionen Franken in die Gemeindekasse spülen. Geld, das Wichtrach derzeit sehr gut gebrauchen kann. «Wir möchten mit dem Erlös unsere Schulden abtragen», sagt Gemeindepräsident Hansruedi Blatti (FDP). «Wir investieren derzeit sehr viel», fügt er an, Projekte wie der Ausbau des Schulhauses Stadelfeld, der Werkhof und der Hochwasserschutz hätten die Verschuldung auf rund 10 Millionen Franken ansteigen lassen. «Wenn sich der Sunnrain-Verkauf weiter verzögert, bleiben die Schulden hoch», so Blatti. Das könne dazu führen, dass vielleicht auf künftige Investitionen verzichtet werden müsste.
Zankapfel Zufahrtsstrasse
Das Projekt Sunnrain steht also seit drei Jahren – und ebenso lang steht es eigentlich still. Denn schon als die Überbauungsordnung auflag, gingen Einsprachen ein. Und seither kamen immer mehr dazu. Der Grund: die Erschliessung der Siedlung. Geplant ist, die Zufahrtsstrasse über Teile des Schulareals Bach und vorbei am Kindergarten zu führen. Verschiedene Ideen des Gemeinderats wurden immer wieder kritisiert und mussten angepasst werden.
Petition blieb wirkungslos
Ein letzter Vorschlag sieht vor, dass die Strasse teilweise über den Pausenplatz des Schulhauses Bach führen soll. Damit umgeht die Gemeinde die private Parzelle eines Anwohners und nutzt eigenen Boden. Zudem kann das denkmalgeschützte Archivhaus am Rande des Pausenplatzes bestehen bleiben.
Auch dagegen gab es Widerstand. Kurz bevor das Baugesuch öffentlich auflag, ging eine Petition mit 300 Unterschriften beim Gemeinderat ein. Diese verlangte, dass nach Alternativen gesucht wird. Einer, der die Petition mitunterzeichnet hat, ist Marc Marti. Der Architekt und Eigentümer einer Liegenschaft beim Schulareal wehrt sich seit drei Jahren gegen die Vorschläge der Wichtracher Exekutive. Ihn stört es, dass der Pausenplatz verkleinert werden soll. Vor allem aber, dass die Zufahrt und der damit einhergehende Mehrverkehr zwischen Schulhaus und Kindergarten die Sicherheit der Schulkinder gefährde. «Der Gemeinderat hat unsere Anliegen nie genügend gewürdigt», sagt er. Weil die Petition ohne Wirkung geblieben sei, habe er nun Einsprache erhoben, sagt er.
Zu teure Vorschläge
In einem Schreiben an den Gemeinderat zeigt der Architekt gleich selber auf, wie die Erschliessung auch geregelt werden könnte. So schlägt er etwa vor, den Kindergarten direkt neben das Schulhaus Bach zu verlegen. So wäre das Schulareal konzentrierter und die Zufahrt könnte an deren Rand vorbeiführen. Dazu müsste aber das Archivhaus um rund sechs Meter verschoben werden.
Daniel von Rütte, der zuständige Gemeinderat, kennt Martis Ideen. «Diese Vorschläge gibt es seit zwei Jahren», sagt er. «Für die Gemeinde sind sie eine zu grosse finanzielle Herausforderung.»
Entscheid in einem Monat
Das Bewilligungsverfahren zum letzten Vorschlag des Gemeinderats läuft noch. Wie Regierungsstatthalter Christoph Lerch sagt, hat der Kreisoberingenieur die Einsprachen geprüft. Gewisse Projektanpassungen seien den Parteien nochmals zur Stellungnahme abgegeben worden. Ein Entscheid sei frühestens in einem Monat zu erwarten.