Wichtrach - Das Barfestival bereitet vielen Dorfbewohnern Sorgen

Verwüstete Gärten, Scherben auf der Strasse und überall Urin: Viele im Dorf sehen den drei Barfestival-Wochenenden mit gemischten Gefühlen entgegen.

Stephan Küenzi / Berner Zeitung BZ
Seit gestern Vormittag stehen gleich hinter der Unterführung am Bahnhof Wichtrach zwei mobile WC-Häuschen. Sie künden von der Grossveranstaltung, die das Dorf in den nächsten Tagen beschäftigen wird. Wie jedes Jahr um Ostern herum – denn in der Regel geht das traditionsreiche Barfestival in der Sagibachhalle nicht ohne Nebengeräusche über die Bühne. Zumindest für jene nicht, die rund um den Bahnhof und an der Strasse zum Eisstadion wohnen.

Über demolierte Gartenzäune und ausgerissene Sträucher klagten Betroffene in der Vergangenheit und über Glasscherben, mit denen die Fahrbahn übersät war. Die zerbrochenen Flaschen ärgerten auch die Velofahrer, die tags schon früh unterwegs waren und sich einen Platten einfingen. Und immer wieder gaben Partygänger zu reden, die dem Alkohol derart reichlich zusprachen, dass der Druck auf die Blase stieg und die Hemmschwelle sank, je länger der Abend dauerte. Es wurde uriniert, wo sich gerade die Gelegenheit bot.

Deshalb nun die mobilen Toiletten am Bahnhof. Sie sind für all jene gedacht, die an den nächsten drei Wochenenden mit dem Zug in Wichtrach ankommen werden. Nicht selten fängt die heitere Party nämlich bereits auf der Anreise an. Mit Bier und anderen alkoholischen Drinks, die es am Start in Bern oder Thun für wenig Geld überall zu kaufen gibt.

Sicherheitsleute begleiten

Gemeindepräsident Hansruedi Blatti (FDP) weiss um den Ärger, den das Barfestival auslöst. Er blickt zurück ins letzte Jahr, als er nach dem ersten Festivalwochenende bereits «drei, vier Reklamationen» im Mail-Fach vorfand. Unter anderem ging es um die Scherben auf der Strasse – «wir haben reagiert und veranlasst, dass die Strasse frühmorgens mit der Wischmaschine gereinigt wird».

Laut Blatti gibt nicht das Festival an sich Probleme auf. Immerhin findet die Party in einer geschlossenen Halle statt, die den Lärm gut abschirmt. Viel heikler ist für ihn das Geschehen vor- und nachher. Er denkt dabei an die Zeit ab 22 Uhr, in der die Leute in Scharen vom Zug in die Eishalle strömen, und an die Zeit nach 3.30 Uhr, wenn die Bars dichtmachen und sich die Gäste auf den Heimweg machen.

Wichtig für die eisfreie Zeit


Zwei Massnahmen sollen Gegensteuer geben. Für den Hinweg stellen die Organisatoren Sicherheitspersonal, das bei jeder Zugankunft bereitsteht und die Gruppe zur Eishalle begleitet. Für den Rückweg stehen dreimal pro Nacht je zwei Gelenkbusse nach Bern und Thun bereit. Sie bedienen unterwegs alle Halte des Moonliners.

Auf diesen Punkt weist auch Jürg Rytz hin, Betriebsleiter der Sagibachhalle und Vertreter des veranstaltenden Kultuvereins Sagibach. «Wir geben allein für das Sicherheitspersonal und die Busse 100 000 Franken aus», erklärt er. Das zeige, dass die Organisatoren sich den Problemen stellten und Massnahmen ergriffen. Ohne diese Bereitschaft wäre ein Barfestival in dieser Grösse kaum mehr akzeptiert – und auch nicht mehr durchführbar.

An Ostersamstag, dem gemeinhin stärksten Abend innerhalb der drei Wochenenden, erwartet Rytz 4000 Leute und damit volles Haus. Für das Stadion sei das Barfestival sehr wichtig, fügt er noch an. Die Einnahmen trügen entscheidend dazu bei, dass der Betrieb in den eisfreien Sommermonaten finanziell über die Runden komme.

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Erstellt: 28.03.2013
Geändert: 28.03.2013
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