Wichtrach - Anwohner wollen keine Strasse
Die geplante Erschliessungsstrasse zur zukünftigen Siedlung Sunnrain-West stösst bei Anwohnern auf Unverständnis. Die Strasse führt zu einem Spielplatz und zu einem Kindergarten.
Laura Fehlmann, Berner Zeitung BZ
40 Wohneinheiten in Ein- und Mehrfamilienhäusern sollen auf der fast 10 000 Quadratmeter grossen Sunnrainwiese Niederwichtrach entstehen. Derzeit liegt die Überbauungsordnung öffentlich auf – und schon gibt es Protest. Anwohner sind dagegen, dass der Weg zum Kindergarten zu einer Erschliessungsstrasse ausgebaut wird. Sie würde direkt neben einem öffentlichen Spielplatz vorbei zum Kindergarten am Bach führen. Gegenüber diesem befinden sich die Werkräume der Schule. Anstelle des alten Bauernhauses sollen langfristig zusätzliche Unterrichtsräume entstehen. Das heisst im Klartext: Die geplante Strasse führt durch das Wichtracher Schulareal am Bach.
Gegner mobilisieren
Anwohner Hans-Jörg Leuenberger hat in diesen Tagen an alle Haushalte im Ortsteil Niederwichtrach ein Flugblatt geschickt. In diesem erklärt er, weshalb für ihn die geplante 4,8 Meter breite Erschliessung zu Sunnrain-West am falschen Ort ist: weil sie ein Schulweg ist, weil die Kinder die Strasse für den Sport- und Werkunterricht passieren müssten und weil der Mehrverkehr die Kinder auf dem Spielplatz gefährden würde, argumentiert Leuenberger auf dem Flugblatt.
«Laut den Verantwortlichen der Gemeinde könne diese Erschliessungsstrasse nicht als Wohnstrasse realisiert werden», sagt Leuenberger, der mit seiner Familie eingangs des umstrittenen Weges wohnt. Was ihn zusätzlich noch stört: Wird die Überbauungsordnung Sunnrain-West genehmigt, wäre der Verlauf der neuen Strasse über das Schulareal automatisch verbindlich festgelegt. «Mir scheint, es wurde eine wenig durchdachte Erschliessungsvariante gewählt, ohne Alternativen auch wirklich detailliert zu prüfen», kritisiert Leuenberger.
Altersgerechte Wohnungen
Im Gebiet Sunnrain-West will die Gemeinde Wichtrach alters- und behindertengerechtes Wohnen fördern. Zu diesem Zweck unterstützte sie die Gründung der Wohnbaugenossenschaft Wichtrach, der sie zwei Baufelder im Baurecht abtritt. Die Genossenschaft wird um die 20 Alterswohnungen erstellen. Gemäss Erläuterungsbericht zur Überbauungsordnung muss der bestehende Erschliessungsweg ab Vorderdorfstrasse/Stutzstrasse ausgebaut werden. Um den Verkehr trotzdem zu vermindern, wird die Zufahrt nach Oberwil mit einem Fahrverbot mit Zubringerdienst belegt. Zu den Vorwürfen der Gegner sagt der zuständige Gemeinderat Daniel von Rütte: «Für die Erschliessungsstrasse haben wir zwei Alternativen geprüft, beide erwiesen sich jedoch als nicht realisierbar, weil die Gemeinde hätte Land erwerben müssen. Ein Teil davon befindet sich zudem in der Landwirtschaftszone.» Der Gemeinderat äussert Verständnis für die Ängste der Anwohner und versichert, die neue Erschliessung werde wie eine Wohnstrasse gestaltet. Die Kurven blieben bestehen, was den Verkehr ebenfalls verlangsamen würde.
Einsprache in Vorbereitung
Aufgrund der geplanten 40 Wohneinheiten und einer Einstellhalle mit 50 Plätzen rechnen die Gegner auf der neuen Erschliessungsstrasse mit einem erheblichen Verkehrsaufkommen. «Auch Seniorenwohnungen bringen Verkehr, beispielsweise von der Spitex und anderen Dienstleistern», sagt Anwohnerin Christa Leuenberger. Eine Sammeleinsprache ist in Vorbereitung.