Wetterrückblick: Als der Blizzard kam
Der Oktober zeigte sich anfänglich nass, danach stabil, während die Temperaturen über den ganzen Monat auf ähnlichem Niveau verharrten und noch kein Frost verzeichnet wurde. Insgesamt war er zu warm und normal nass. Den Wintereinbruch Mitte November werden wir hingegen nicht so schnell vergessen.
Gegen die Novembermitte zeigte sich der Herbst mit ersten Frosttagen. Kurz darauf brach der Winter bereits bis ins Flachland durch: Ein nahes Randtief mit einem ausgeprägten Warmsektor brachte viel Feuchtigkeit ins Mittelland. Hier glitt die Warmluft auf die bodennahe Kaltluft auf, womit sich faktisch vom Bernbiet Richtung Ostschweiz ein «Gebirge» im Mittelland befand, die Luft zum Aufstieg zwang und diese sich dabei ausschneite.
Als der Schnee kam
Während in Adelboden bis sieben Grad plus gemessen wurden, schneite es vom Aaretal ostwärts durchgehend bis ins Flachland. Damit erwischten das Emmental, Entlebuch und Mittelland bis hin zur Region Basel quasi den berühmten 6er im Lotto.
Da die Schneefälle am Nachmittag einsetzten und sich die Schweiz nicht zu einem temporären absoluten Fahrverbot für Autos mit Sommerpneus durchringen konnte (aber auch aus anderen Gründen, z. B. dass Räumungsfahrzeuge auf Autobahnen keine Schneeketten montieren), führte dies auf den Strassen zum perfekten Chaos zur Feierabendzeit. Teile der A1 und A6 etc. waren zeitweise komplett gesperrt, Bernmobil und die Luzerner Verkehrsbetriebe stellten den städtischen Betrieb komplett ein und empfahlen den Leuten zu Fuss weiterzugehen.
Eine Fahrt von Sarnen nach Entlebuch dauerte neu Stunden, eine Fahrt von Kirchberg nach Röthenbach fünf Stunden. Zahlreiche Personen übernachteten im Büro oder bei Bekannten. Verhältnismässig normal verlief der Betrieb auf der Schiene. Zwar fielen auf einigen Strecken einzelne Verbindungen aus, i. d. R. erreichten die Kunden den Zielbahnhof jedoch maximal eine Stunde später.
30 cm Neuschnee
Innerhalb von rund sieben Stunden fielen im Oberthal 27 cm Schnee, in Bern auch gut 20 cm. In Langnau wurden am folgenden Morgen 30 cm Neuschnee gemessen, in Luzern gar 42 cm, einige November-Schneerekorde wurden gebrochen. Spannend ist, dass die Schneefälle bereits vier Tage zum Voraus relativ gut prognostiziert wurden und MeteoSchweiz flächendeckend vor Schneefall der Stufe 3 «orange» warnte. Bis zuletzt war jedoch ungewiss, wie weit der Warmluftkeil mit positiven Temperaturen in Luftschichten von 1500 bis 2000 Meter nach Osten vorstossen würde. Schlussendlich blieb sich dieser Vorstoss verhältnismässig weit im Westen.
Schneerekorde und Klimawandel?
Wer einen Blick auf die Taupunktkurve (=die maximale Menge an Feuchtigkeit, welche die Luft bei einer bestimmten Temperatur aufnehmen kann) wirft, kann sich die Frage leicht selber beantworten: Pro Grad wärmerer Luftmasse kann diese sieben Prozent mehr Feuchtigkeit aufnehmen. 4 Grad mehr entspricht also 30 Prozent mehr Feuchte, also fallen statt 30 ganze 40 cm Schnee (natürlich nur bis zu diesem Punkt, bei welchem die Luft dann 0 Grad überschreitet).
[i] Silas Walther betreibt die Wetterstation Oberthal