Wetterrückblick 2023: Zu heiss, zu trocken, zu nass
Das vergangene Jahr stellte erneut ein paar Wetterrekorde auf. Unser Hobby-Meteorologe Silas Walther aus Oberthal schaut zurück.
Zuerst ein kurzer Monatsrückblick, der Dezember folgte treu dem November: Auch er wurde mit Abstand zum nassesten Dezember seit Messbeginn im Oberthal: Mit 196 Millimeter Niederschlag war er über 100 Millimeter zu nass, wobei sich der grösste Teil bereits in der ersten Monatshälfte niederschlug.
Nach einem anfänglichen Winterintermezzo war der Dezember von milden Temperaturen und je länger, je mehr Sonnenschein geprägt. Insgesamt war er zwei Grad zu warm. Zudem wurden statt der üblichen 24 nur 15 Frosttage verzeichnet.
1,2 Grad zu warm
Das Jahr 2023 war mit einer Mitteltemperatur von 9,3 Grad rund 1,2 Grad wärmer als im Durchschnitt von 1991 bis 2020 in Langnau. Rund zwei Grad zu warm waren die Monate Februar, Juni und November. Eindrückliche drei bis vier Grad zu warm waren September und Oktober. Als einziger Monat war der April mehr als ein halbes Grad untertemperiert.
Mehr warme Tage
Der Blick auf die Temperaturtage gibt einige weitere interessante Details preis: Übers ganze Jahr waren 113 warme Tage* zu verzeichnen (bisheriger Rekord: 107 im Hitzejahr 2018), davon 29 im Juni und bemerkenswerte zehn im Oktober.
Weitere Rekorde
Nur 19 kalte Tage im Februar, vier Hitzetage und 15 Sommertage im August sowie sechs Sommertage noch im September. Nur ein einziger Rekord wurde durch kühle Temperaturen egalisiert: Im April waren noch 16 kalte Tage zu verzeichnen.
Zwei Monate zu trocken, zwei zu nass
Februar und Juni waren die trockensten Monate seit Messbeginn im Oberthal, wobei sich die Waldbrandgefahr stets in den entscheidenden Momenten wieder etwas entspannte. Ausserordentlich nass war das Monatsende mit neuen Rekorden im November und Dezember.
Zur Illustration sei beiliegende Grafik des 30-Tages-Niederschlages empfohlen. Gut zu erkennen sind die Trockenphasen im Februar und Juni mit neuen Minimas, aber auch die seit Mitte November ungebrochene Periode mit täglich neuen Maxima des 30-Tages-Niederschlages. Teils belief sich dieser auf nahezu 300 Millimeter. Gemäss Klimaforschung ist anzunehmen, dass ein extremes Jahr wie das abgelaufene bereits in zehn Jahren den Normalfall darstellen wird.
Noch ein Tempo-Rekord
Das vergangene Wetterjahr hatte im Oberthal noch einen weiteren Rekord zu bieten: Am 31. März knackte Sturm Mathis mit 108 km/h erstmals die 100 Stundenkilometer-Grenze. Dass es sich dabei um eine korrekte Messung handelt, zeigt die Tatsache, dass am selben Nachmittag im Berner Mittelland zwei Schmalspurzüge aus den Schienen gehoben wurden. Es bestätigte sich einmal mehr, dass eine Warnung Stufe drei von MeteoSchweiz durchaus ernst zu nehmen ist.
[i] Veranstaltungshinweis: Am 4. April wird voraussichtlich um 20 Uhr im Dachstock im Schulhaus Oberthal ein Vortrag zum Thema Wetter und Naturgefahren stattfinden.
[i] Aktualisierte Wetterdaten gibt es bei der Wetterstation Oberthal
*) Warme Tage sind Tage, an denen die Maximaltemperatur mehr als 20 Grad beträgt. Kalte Tage sind Tage, bei denen die Temperatur nicht über zehn Grad steigt.
