Werner Tschaggelar: Streit- und lebenslustig bis ins hohe Alter

Werner Tschaggelar aus Worb ist in seinem 108. Lebensjahr gestorben.

Dölf Barben, "Der Bund"

Bekannt war er zunächst als Behördenschreck. Der Kampf um die Zufahrt zu seinem Haus in Worb, der 1976 begann und den er schliesslich verlor, war nicht immer glücklich verlaufen – aber er hielt den streitlustigen kleinen Mann auf Trab. Einmal tauchte sogar die Polizei bei ihm auf, nachdem er Drohungen gegen einen Bundesrat ausgestossen hatte. Diese Woche nun starb Werner Tschaggelar in seinem 108. Lebensjahr. Die ­Gemeinde Worb bestätigte gestern einen Bericht des Onlineportals Bern-Ost. Zuletzt lebte er in einem Pflegeheim in Gümligen.


2012 brachte der «Bund» einen langen Artikel über ihn – und seine Frau Hanni, die im Sommer darauf starb und ebenfalls über 100-jährig geworden war. Sie waren 79 Jahre lang verheiratet gewesen. Ihrer Ehe entsprangen drei Töchter und zahlreiche Enkel und Urenkel. Während seine Frau gläubig war und mitunter auch für ihren Mann betete, konnte er wenig damit anfangen: «Schön, dass Hanni für mich betet», sagte er, «nur nützt es nichts.» An ein Leben nach dem Tod glaubte er nicht: «Was danach kommt, wissen die Götter.»


Tschaggelar, der als Schreiner und als Maschinenmeister arbeitete und später als Werkzeugschärfer geschäftete, war ein geselliger Mensch. Er war Turner, Töfffahrer und Musikant. Und er konnte singen. In der «Arnisäge» bei Biglen sei er manchmal aufgefordert worden, nach dem Essen ein Liedchen vorzutragen. «Dafür gab es den Kaffee gratis.» Dies erzählte Tschaggelar im Sommer 2004, als der «Bund» mit ihm in seinem Döschwo ein Spritzfährtchen von Worb nach Riggisberg unternahm. Dazu war es gekommen, weil in einem Gerichtsurteil die Rede gewesen war von einer Garage, die ihm gehörte, und weil auf der Redaktion niemand glauben wollte, dass darin sein eigenes Auto stehen könnte.

Tschaggelar fuhr noch recht sicher. Bei Belp überholte er mit Vollgas einen Traktor, und auf der Rückfahrt quietschten bei Rubigen in einer Kurve sogar die Reifen. Ob er es auch gehört habe, fragte der Beifahrer leicht besorgt. «Ja», sagte er, «ein bisschen.» Aber vor dem Anstieg habe er das Auto auf Touren halten müssen.


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Erstellt: 30.05.2015
Geändert: 30.05.2015
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