Biohof Trimstein: Auch 1000 Hühner würden nicht reichen
In letzter Zeit hat man von Eier produzierenden Bauernhöfen beides gelesen: Wegen der Corona-Krise geschlossene Gastrobetriebe fehlen als Abnehmer, und die Eier bleiben liegen. Oder: Die Leute überrennen die Hofläden und kaufen die Eierhorden leer. Der Biohof Trimstein von Katrin Portmann und Hannes Moser gehört zu den zweiten.
„Rund um Ostern ist die Nachfrage immer extrem. Aber so etwas wie jetzt habe ich noch nie erlebt“, sagt Katrin Portmann am Telefon. 550 Legehennen leben auf dem Hof. Jedes legt rund 300 Eier pro Jahr.
Obwohl ihr Hof an keiner grossen Strasse und für den Direktverkauf also nicht optimal gelegen ist, kämen im Moment viele neue Kunden und Kundinnen vorbei. Zum Teil von weit weg, mit dem Velo, zu Fuss oder mit dem Auto. „Momentan könnte ich 1000 Hühner haben und hätte trotzdem nicht genug.“
Sicherheit in der Krise
Ihr Erklärungsversuch: „Einerseits meiden viele Leute im Moment die Läden. Hier kann man kontaktlos einkaufen. Andererseits scheint die Krise auch das Bedürfnis zu wecken nach Bioprodukten. Wenn alles unsicher ist, gibt es vielleicht Sicherheit zu sehen, dass wir auf den Bauernhöfen weiterhin arbeiten und produzieren."
Nebst den Eiern gibt es im Hofladen Kartoffeln zu kaufen, demnächst kommen das erste Gemüse und Erdbeeren dazu. Ausserdem hält die Familie Portmann und Moser Freilandschweine und verkauft auch das Fleisch der Hühner, wenn nach eineinhalb Jahren die Legeleistung nachlässt. Während ausgediente Legehennen von konventionellen Betrieben oft in der Biogasanlage landen, könne sie immer alle verkaufen, sagt Katrin Portmann. Mit eineinhalb Jahren seien sie auch noch zart genug, so dass man sie nicht nur als Suppenhühner, sondern etwa auch als Geschnetzeltes noch gut kochen und essen könne.
Dunkelgelbe Dotter vom Gras
Rund ein Drittel der Eier vom Biohof Trimstein geht im Direktverkauf weg, den Rest kaufen zwei Coop- und zwei Landifilialen, einige kleinere Läden und Bauern und Bäuerinnen, die z’Märit fahren und das Angebot vom eigenen Hof mit Eiern ergänzen. Diese Kanäle seien sehr wichtig für sie, auch weil sie Planungssicherheit geben, sagt Portmann. „Aber direkt zu verkaufen ist schon am schönsten. Ich mag den Kontakt und beantworte auch sehr gerne Fragen zu unseren Hühnern oder zum Hof.“
Denkt sie, dass die neue Kundschaft bleibt, wenn die Krise vorbei ist und das normale Leben wieder Einzug hält? „Einige werden, schon nur aus Zeitgründen, wieder zu den alten Gewohnheiten zurückkehren. Aber ich bin sicher, dass uns ein Teil erhalten bleibt.“ Schliesslich „verhäbe“ ihr Produkt. „Unsere Hühner sind immer draussen und fressen viel Gras. Das merkt man den Eiern an, die Dotter sind dunkelgelb, fast orange.“
"Essen ist nun einmal wichtig"
Der momentane Boom sei zwar ein wenig speziell. „Es ist aber auch schön, dass wir zurzeit viel Respekt und Anerkennung bekommen. Essen ist nun einmal wichtig.“ Nur etwas wurmt sie ein wenig. Eigentlich sollte auf dem Hof seit kurzem ein Fleischautomat stehen. Wegen der Corona-Krise habe sich die Installation verzögert – gerade jetzt, wo die Kundschaft auf den Hof strömt wie noch nie zuvor...
[i] Bio Weide-Eier: Die Hühner haben ganzjährig Weideauslauf, dank mobilen Ställen immer wieder auf neuen Weiden.