Wegen Erbschaft: Pfarrer Peter Raich freigestellt

Die Kirchgemeinde Walkringen hat ihren Pfarrer Peter Raich freigestellt. Raich nimmt ein Erbe an, das mit einer früheren Arbeitsstelle in Zusammenhang steht.

pd/ib, info@bern-ost.ch

Raich hat sich zwischen Pfarramt und Erbe für Letzteres entschieden und seine Stelle in Walkringen per Ende Oktober gekündigt, wie die Berner Zeitung BZ schreibt. Der Walkringer Kirchgemeinderat hat Raich allerdings per sofort freigestellt.

 

Gemäss den Bestimmungen der Landeskirche wäre Pfarramt und Erbe zu be- respektive erhalten nicht erlaubt. "Die Annahme von Geschenken, unter anderem einer Erbschaft, ist einer Pfarrperson nicht erlaubt, wenn dies mit ihrer pfarramtlichen Stellung in Zusammenhang steht oder stehen könnte", heisst es in einem Brief, mit dem der Kirchgemeinderat vergangene Woche über den plötzlichen Abgang Raichs informierte. Raich nehme das Erbe "entgegen der wiederholten Forderung" der Berner Landeskirche und des Kirchgemeinderates an, was dieser nicht akzeptieren könne.

 

Wertekonflikt

Für Kirchgemeindepräsidentin Lisbeth Zogg geht es letztlich um Werte wie Vertrauen und Integrität, wie sie für die Kirche sehr zentral seien. Pfarrpersonen im Dienst der Landeskirche gelobten, diesen Werten nachzuleben. Eine Pfarrperson dürfe nicht einmal den Anschein erwecken, dass sie eines persönlichen Vorteils wegen jemanden in der Seelsorge bevorzuge. Gleichbehandlung aller Personen sei Pflicht.

 

Gemäss Zogg sind Erblasserin und Erbe "am anderen Ende der Schweiz" anzusiedeln. Mehr sagt sie dazu nicht. Einen von der BZ ins Feld geführten möglichen Zusammenhang mit seiner früheren Tätigkeit in einem Wohn- und Pflegeheim in Berlingen am Bodensee verneint Raich.

 

"Aus moralischen Gründen"

Er wolle das Erbe "aus moralischen Gründen" annehmen, sagt Raich. Er gehe nicht davon aus, dass dieser Entscheid ausserhalb der Berner Landeskirche eine weitere pfarramtliche Tätigkeit ausschliesse. "Ob ich das in Zukunft noch will und kann, muss ich zunächst mit meinem Gewissen prüfen", sagt er allerdings dazu.

 

Sechs Jahre war Raich im Amt, in einem Jahr wird er pensioniert. Bis Ende August wohnt er noch im Walkringer Pfarrhaus. Danach zügelt er "in die Nähe von Zürich". 

 

Wie geht es weiter?

Für die Kirchgemeinde sei die Situation nicht einfach, sagt Zogg. Viele Leute hätten Raichs Arbeit sehr geschätzt und verstünden die aktuelle Situation nicht. "Wir brauchen als Dorf Zeit, die Sache zu verarbeiten", so Zogg, die die Sache wenn nötig auch in persönlichen Gesprächen erklären will.

 

Im August koordiniert Regionalpfarrerin Anita Zocchi nun die pfarramtlichen Tätigkeiten, ab September hat der Walkringer Kirchgemeinderat den pensionierten Pfarrer Klaus Stoller als fixen Stellvertreter engagiert. Gemäss BZ wird es nächstes Jahr werden, bis ein*e Nachfolger*in für Raich gefunden ist.


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Erstellt: 22.07.2020
Geändert: 22.07.2020
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