Wandersocke: "Wenn meine Schulgspänli in die Ferien fuhren, musste ich heuen"
Karin Baumgartner vom Dentenberg bietet geführte Wanderungen an. Für alle, die nicht alleine wandern wollen, bietet sie Touren an. Nächsten Donnerstag geht's zu einem Kraftort in der Region.
"Ich wollte schon immer draussen arbeiten", sagt Karin Baumgartner (34), deshalb hat sie sich vor vier Jahren zur Wanderleiterin ausbilden lassen. Aufgewachsen ist sie auf einem Bauernhof im Fankhaus im Trub. Dass sie den elterlichen Hof nicht übernehmen wollte, war ihr schon in der Schule klar: "Wenn die Schulkolleg*innen in die Ferien fuhren, musste ich heuen." So nahm sie sich vor, die weite Welt selbst zu entdecken. Trotz dem Wunsch nach Weite, machte sie eine Lehre als Pharma-Assistentin. Der Wunsch draussen zu arbeiten blieb.
Bier brauen in Burgdorf
Heute bietet Wandersocke Baumgartner geführte Wanderungen an. Zur Auswahl steht eine viertägige Wanderung mit Übernachtung in SAC-Hütten auf der Göscheneralp. Für gemütlichere Wanderfreund*innen bietet sie eine Wanderung an, die der Burgdorfer Bierkultur auf den Grund geht. Das Programm richtet sich an bierfeste Wandernde. Erst geht es zu Fuss von Affoltern nach Burgdorf. Dort wartet eine Führung in der Burgdorfer Gasthausbrauerei mit Degustation.
Nach einer Übernachtung im Schloss präsentiert Baumgartner am zweiten Tag Burgdorfs Biergeschichte. Burgdorf habe ums Jahr 1800 über eine boomende Bierindustrie verfügt. Am Nachmittag ist die Gruppe zu Gast beim Braumeister. Unter seiner Anleitung kann die Wandergruppe Bier brauen wie im Mittelalter, welches anschliessend auch getrunken wird.
Abendspaziergang aufs Ballenbühl
Neu bietet Baumgartner einmal im Monat eine Feierabend-Wanderung an. Das sind kleine Wanderungen unter der Woche. Am 1. April (kein Scherz) treffen sie sich in Schlosswil. Die Wanderung führt via Schloss Wyl aufs Ballenbühl. Das sei ein Kraftort. Für die Wandersocke bedeutet das: "Ein Ort, wo ich zur Ruhe komme und Energie tanken kann."
Baumgartner wandert nicht stur mit der Gruppe Richtung Ziel. Es sei wichtig, auch auf die kleinen Dinge neben der Route zu achten. Seien das nun spezielle Pflanzen, Tierspuren oder eben die Kraft des Ortes. "Ich versuche den Leuten ein wenig die Augen zu öffnen. Tiere sieht man häufig nicht, aber deren Spuren."
Wandern für Jung und Alt
Die Teilnehmer*innen der Wandergruppen setzten sich immer unterschiedlich zusammen. Oft kommen junge und ältere oder Leute, die alleine sind und gerne etwas Neues entdecken. Ihr Angebot wird auch von gestressten Berufstätigen genutzt. Leute, die sich gerne bewegen, aber nicht noch Lust haben eine Route planen zu müssen. Als Wanderleiterin schaut sie, dass das Tempo der Gruppe angepasst wird. "Das Tempo ist wichtig. Die Schnellen können langsamer, umgekehrt ist das schwieriger." Die Abendwanderungen dauern zwischen zwei und vier Stunden.
Wandersocke im vierten Jahr
Baumgartner hat ihre ersten Touren im 2018 angeboten. Im Jahr darauf kamen neue Route dazu. Wegen der Fünf-Personenregel hat sie diesen Winter keine Touren angeboten. Die Wanderungen sind ihr Nebenerwerb, sie arbeitet zu 80 Prozent als Sachbearbeiterin beim Bundesamt für Gesundheit, BAG. Langfristig ist ihr Ziel, beim BAG zu reduzieren und mehr als Wanderleiterin tätig zu sein.
Die zweijährige Ausbildung zur Wanderleiterin mit eidgenössischem Fachausweis hat Baumgartner beim Schweizerischen Bergführerverband gemacht. Wichtig sei ihr zu betonen: "Die Wanderungen, die bei mir gebucht werden, sind für Wanderer*innen. Klettern oder Hochtouren, das biete ich nicht an. Dazu brauchte ich eine Bergführerausbildung. Bei mir geht’s ums Wandern."
[i] Anmeldungen zu Wanderungen über Wandersocke