Walkringen - Ungewisse Zukunft fürs Metzgerhüsi

Fast zwanzig Jahre lang war Rolf Rieder der Wirt des Restaurants Metzgerhüsi. Nun geht er Ende Jahr. Der Grund: Die Eigentümerin will verkaufen, hat aber andere Preisvorstellungen, als er.

Berner Zeitung BZ

Rolf Rieder sieht genau so aus, wie man sich einen Wirt vorstellt. Gross, füllige Statur, ein gewinnendes Lächeln, glatt rasiert. Er ist 54 Jahre alt und ledig. Seit achtzehn Jahren ist das Metzgerhüsi in Walkringen buchstäblich sein Zuhause. «Ich habe immer nur gearbeitet», sagt er. Jetzt soll sich das aber ändern. Ende Jahr verlässt Rieder den Gasthof am Rand vom Wikartswiler Moos.

Rieder geht nicht ganz freiwillig. Er geht aber auch nicht, weil in den letzten Jahren die Umsatzzahlen zurückgingen oder weil die Jasser, wie er sagt, seit der Einführung des Rauchergesetzes nicht mehr kommen. Er hört auch nicht auf, weil die Leute sich immer weniger Zeit nehmen, um im Restaurant zu essen, auch wenn ihn das stört. Nein, Rolf Rieder geht, weil er mit der Eigentümerin des Gasthofs nicht einig wurde. 

Anna Zürcher will das Metzgerhüsi schon länger verkaufen. Im Frühling 2014 schrieb sie es erstmals aus. Preis: 950'000 Franken. Für Wirt Rieder war dieser Preis zu hoch. «Ich bot 690'000 Franken. Das war aber nicht genug. Mehr konnte und wollte ich nicht bezahlen.»

Inzwischen hat sich ein anderer Interessent gemeldet. Dieser habe 800'000 Franken geboten, sagt Rieder. Die Eigentümerin habe akzeptiert. Seither sei für ihn klar, dass seine Zeit im Metzgerhüsi vorbei sei. Er freue sich auf einen neuen Lebensabschnitt. «Als Wirt bist du immer ausgestellt, immer in der Öffentlichkeit», sagt er. «Das ist aufreibend. Ich bin froh, dass es nun ruhiger wird.»

Zukunft ungewiss

Was genau aus dem Metzgerhüsi werden soll, ist nicht klar. Weder die Eigentümerin noch der Käufer wollen sich dazu äussern. Rolf Rieder verrät, was er gehört hat und was auch zum Teil schon auf der Internetplattform Bern-Ost zu lesen war. «Der Investor will auf dem Parkplatz hinter dem Hüsi Mehrfamilienhäuser bauen. Dann will er das Restaurant wieder verkaufen. Nur bleiben dem Gasthof dann noch rund 20 Parkplätze. Da sehe ich schwarz», sagt er.

In der Tat sind Parkplätze für das Metzgerhüsi überlebenswichtig. Der Gasthof steht an der Kantonsstrasse zwischen Biglen und Walkringen. Einen direkten Anschluss an den öffentlichen Verkehr gibt es nicht. Derzeit hat es beim Metzgerhüsi Platz für 140 Fahrzeuge. Rieder zweifelt: «Ich glaube nicht, dass mit 20 Parkplätzen der Betrieb noch rentieren kann.»

«Wie Bumann im Fernsehen»

Rieder hat das Metzgerhüsi mit viel Herzblut geführt. Durch zahlreiche Events wurden er und das Hüsi auch über die Gemeindegrenze hinaus bekannt. So wie etwa das Moos-Open-Air-Festival, an dem auch schon Musikgrössen wie Gotthard und Gölä auftraten. Dass es für das Hüsi keine Zukunft geben könnte, schmerzt Rolf Rieder. Und doch gibt es für ihn kein Zurück. Es freue sich, jetzt endlich mehr Zeit für sich zu haben.

Langweilig wird es ihm aber sicher nicht. Denn seit fünf Jahren betreibt er ein Tanzlokal in Münsingen, «als zweites Standbein», wie er sagt. «Dort habe ich in den letzten Jahren viel Geld reingesteckt, inzwischen rentiert es.» Ein weiteres Geschäft ist ebenfalls schon gut angelaufen: Seit kurzem bietet Rieder einen Grillpartyservice an. «Ohne Werbung zu machen, habe ich bereits Aufträge», sagt er.

Und noch etwas ganz anderes könnte Rieder sich vorstellen: «Ich würde gerne Kollegen aus der Branche helfen, ihre Restaurants auf Vordermann zu bringen, so wie ‹Bumann, der Restauranttester› im Fernsehen.»


Fehler gefunden?
Statistik

Erstellt: 04.11.2015
Geändert: 04.11.2015
Klicks heute:
Klicks total: