Walkringen - Steine im Gleichgewicht
Ueli Grass verblüfft im Rüttihubelbad in Walkringen die Betrachter seinen Stein-Skulpturen. Am Sonntag zeigte er in einem Workshop, wie die Steine aufeinander gestellt werden müssen, damit die Türme nicht wieder zusammenbrechen.
Kathrin Schneider, Wochen-Zeitung
Nein, da ist wirklich kein Leim im Spiel. Die Figuren, die scheinbar der Schwerkraft trotzen, setzt Ueli Grass mit Geduld und viel Fingerspitzengefühl aufeinander. Am Sonntag gab Ueli Grass sein Wissen in einem Workshop weiter. Im Sensorium, dem Erfahrungsfeld der Sinne, ist ein kleiner Raum für den Workshop abgetrennt. Hier liegen die schweren Steine auf einem Tisch bereit, kleinere und grössere, flache und eckige.
Steine als Ruhe-Pole
Zuerst erzählt Grass kurz über die Anfänge seiner Stein-Skulpturen: «Wenn andere Fussball spielten, habe ich Staudämme erstellt oder erste Steinfiguren gebaut.» Er ist stark verbunden mit der Natur, die ihm durch die Kindheit geholfen habe: Grass kam 1943 als Sohn einer jüdischen Mutter und eines jenischen Vaters zur Welt. Er wurde von einem gutsituierten Ehepaar am Zürichsee adoptiert, verbrachte aber einen grossen Teil seiner Kindheit in Heimen. 1985 erfuhr er, dass er «ein Kind der Landstrasse» war, das vermutlich seinen Eltern weggenommen worden war.
Ueli Grass hat in seinem Leben viel durchgemacht und erlebt, er arbeitete unter anderem als Manager, Fotograf und Lastwagenfahrer. Seit 1993 beschäftigt er sich vor allem mit seinen steinernen Skulpturen. An einem Ort am Zürichsee schuf er bis im vergangenen Sommer seine «vergängliche Kunst». Zur Freude von Passanten und Touristen errichtete er seine Kunstwerke. Da er wegen dem Verkauf von Kunstkarten auf öffentlichem Grund Probleme mit der Gewerbepolizei bekam, zog er sich dann zurück. Ueli Grass gibt als erstes den Hinweis, Form und Struktur des Steines genau zu beobachten. «Das ist für den Aufbau entscheidend.» Dann solle man an einen Eierbecher denken, der durch das Ei ausgefüllt werde. Die ersten Versuche beginnen. Ueli Grass beschreibt das Zusammenspiel von Fingerspitzen und Handballen, das für eine millimetergenaue Platzierung der Steine erforderlich sei. Zur Freude der Kursteilnehmer wachsen die ersten Gebilde in die Höhe. Nachdem die zwei ersten Steine platziert wurden, experimentieren die Fortgeschrittenen mit einem dritten.
Stein-Bau-Fieber
Ueli Grass hat seine Technik schon in vielen Workshops vermittelt. Sein jüngster Kursteilnehmer war vierjährig, der älteste 80 Jahre alt. Grass erzählt von Schulklassen, in denen ein richtiges Stein-Bau-Fieber ausbrach. «Die machten schon am Nachmittag ab, im Bachbett Steine zu suchen», sagt er lachend. Reto Störi vom Sensorium hat Grass in Frauenfeld kennengelernt, als er dort beim früheren Standort des Sensoriums seine Stein-Skulpturen baute. «Da war für uns klar, dass wir ihn auch hier engagieren wollten. Wenn wir Führungen machen, sind Grass Stein-Skulpturen übrigens ein ideales Element, um über den Gleichgewichtssinn zu sprechen.» Die «Steine im Gleichgewicht» faszinieren auch im Workshop im Rüttihubelbad. Kursteilnehmerin Gabriela Baumgartner aus Langnau ist begeistert vom Bau ihrer Skulpturen und gibt ihr neues Wissen sofort an ihre Kinder weiter. Und nun wird eifrig gebaut, gespürt und getastet.
[i] Der Workshop wird am 25. Juli, 8. und 22. August, 5. und 19. September wiederholt. Kosten: 12 Franken exklusiv Eintritt Sensorium, Kursdauer 45 Minuten.
www.wochen-zeitung.ch
www.walkringen.ch
Steine als Ruhe-Pole
Zuerst erzählt Grass kurz über die Anfänge seiner Stein-Skulpturen: «Wenn andere Fussball spielten, habe ich Staudämme erstellt oder erste Steinfiguren gebaut.» Er ist stark verbunden mit der Natur, die ihm durch die Kindheit geholfen habe: Grass kam 1943 als Sohn einer jüdischen Mutter und eines jenischen Vaters zur Welt. Er wurde von einem gutsituierten Ehepaar am Zürichsee adoptiert, verbrachte aber einen grossen Teil seiner Kindheit in Heimen. 1985 erfuhr er, dass er «ein Kind der Landstrasse» war, das vermutlich seinen Eltern weggenommen worden war.
Ueli Grass hat in seinem Leben viel durchgemacht und erlebt, er arbeitete unter anderem als Manager, Fotograf und Lastwagenfahrer. Seit 1993 beschäftigt er sich vor allem mit seinen steinernen Skulpturen. An einem Ort am Zürichsee schuf er bis im vergangenen Sommer seine «vergängliche Kunst». Zur Freude von Passanten und Touristen errichtete er seine Kunstwerke. Da er wegen dem Verkauf von Kunstkarten auf öffentlichem Grund Probleme mit der Gewerbepolizei bekam, zog er sich dann zurück. Ueli Grass gibt als erstes den Hinweis, Form und Struktur des Steines genau zu beobachten. «Das ist für den Aufbau entscheidend.» Dann solle man an einen Eierbecher denken, der durch das Ei ausgefüllt werde. Die ersten Versuche beginnen. Ueli Grass beschreibt das Zusammenspiel von Fingerspitzen und Handballen, das für eine millimetergenaue Platzierung der Steine erforderlich sei. Zur Freude der Kursteilnehmer wachsen die ersten Gebilde in die Höhe. Nachdem die zwei ersten Steine platziert wurden, experimentieren die Fortgeschrittenen mit einem dritten.
Stein-Bau-Fieber
Ueli Grass hat seine Technik schon in vielen Workshops vermittelt. Sein jüngster Kursteilnehmer war vierjährig, der älteste 80 Jahre alt. Grass erzählt von Schulklassen, in denen ein richtiges Stein-Bau-Fieber ausbrach. «Die machten schon am Nachmittag ab, im Bachbett Steine zu suchen», sagt er lachend. Reto Störi vom Sensorium hat Grass in Frauenfeld kennengelernt, als er dort beim früheren Standort des Sensoriums seine Stein-Skulpturen baute. «Da war für uns klar, dass wir ihn auch hier engagieren wollten. Wenn wir Führungen machen, sind Grass Stein-Skulpturen übrigens ein ideales Element, um über den Gleichgewichtssinn zu sprechen.» Die «Steine im Gleichgewicht» faszinieren auch im Workshop im Rüttihubelbad. Kursteilnehmerin Gabriela Baumgartner aus Langnau ist begeistert vom Bau ihrer Skulpturen und gibt ihr neues Wissen sofort an ihre Kinder weiter. Und nun wird eifrig gebaut, gespürt und getastet.
[i] Der Workshop wird am 25. Juli, 8. und 22. August, 5. und 19. September wiederholt. Kosten: 12 Franken exklusiv Eintritt Sensorium, Kursdauer 45 Minuten.
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