Walkringen - Perlen in familiärer Atmosphäre

Für die zwölfte Auflage der «Rüttihubeliade» hat der Musiker und Organisator Karel Boeschoten wieder ein hochkarätiges Programm zusammengestellt.

jsg, Wochen-Zeitung
Beim Eröffnungskonzert am Stephanstag stand das Concerto tilinko für Flöte und Streicher des ungarisch-schweizerischen Komponisten Sandor Veress (1907–1992) im Mittelpunkt. Umrahmt wurde es mit Werken von Telemann, C.Ph.E. Bach, Rameau und J.S. Bach.

Andrea Kollé spielte das in der Zwölftontechnik verfasste, einsätzige Stück Concerto tilinko zusammen mit den Streichern souverän, engagiert und technisch brillant. Die verschiedenen Klangfarben, obwohl zeitweise atonal, kamen schön zur Geltung. Gehauchte, kaum wahrnehmbare Töne bildeten den Gegensatz zu tänzerischen, quirligen Lautgemälden. Die zuerst nur unvollständig erhaltene Komposition von Veress hat eine verworrene Geschichte, bis nach Nachforschungen und Aufarbeitung die jetzige Fassung als «Berner Erstaufführung» gilt. 

Barocke Umrahmung

Zu Beginn erklang von Telemann das Konzert für Flöte und Viola in a-moll. Vor allem im dritten und vierten Satz (Dolce und Allegro) entstand zwischen den beiden Instrumenten ein neckisches Zwiegespräch, welches vom Cello oftmals gutartig «gestört» wurde. Neben der Flötistin trugen der Bratschist Vladimir Mendelssohn und der Cellist Matthias Schranz viel zur dynamischen, oft neckischen Interpretation bei.

Im Konzert für Cembalo, Streicher und Basso continuo a-moll von C.Ph.E. Bach gesellte sich Naoki Kitaya an diesem Instrument zu den bereits gehörten Streichern. Beim dreisätzigen Werk fiel vor allem das subtile, dennoch lockere Zusammenspiel aller Interpreten auf. Rhythmisch interessant, klanglich oft überraschend, überzeugte die Darbietung dennoch nicht ganz, denn leider klang das Cembalo etwas allzu dezent. Es wurde von den Streichern übertönt und kam so lediglich bei den Kadenzen voll zur Geltung. Dies lag jedoch nicht am Cembalisten, sondern wohl am Instrument selber und an der nicht gerade optimalen Aufstellung des Ensembles, welche das Cembalo optisch verdeckte. Dies war auch im Konzert von Rameau der Fall, bei dem die Flöte wieder dazu kam. Neben dem Cembalisten war auch die zweite Geigerin (Lisa Rieder) hinter der grösser gewachsenen ersten (Kamilla Schatz) völlig versteckt. Bei einer etwas subtileren Aufstellung wären alle Musizierenden für das Publikum sichtbar gewesen. Zudem hätten durch eine sorgfältigere Bühnengestaltung auch nicht gebrauchte herumstehende Stühle, Notenständer und andere unnötig sichtbare Utensilien weggeräumt werden können.

Gelungener Auftakt

Den Interpretationen und der familiären Atmosphäre tat dies alles jedoch keinen Abbruch: Rameaus Werk erklang frisch, fröhlich und humorvoll und im abschliessenden Konzert für zwei Violinen von J.S. Bach durften sich Karel Boeschoten und Joan Berk-
hemer als Solisten bewähren. Das schnelle Tempo (3. Satz) wurde von ihnen gut durchgehalten, es entstand eine kraftvolle Bach-adäquate Darbietung.
Mit der Wiederholung des Veress-Werkes wurde das Eröffnungskonzert beendet und hinterliess den Wunsch nach noch mehr musikalischen Perlen. Diese wurden denn auch bis am 30. Dezember täglich in den verschiedensten Sparten geboten.

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Erstellt: 01.01.2015
Geändert: 01.01.2015
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