Walkringen - Nach nur einem Tag erklingt die Akkordzither

Welche Töne entlocken Anfänger der Akkordzither nach wenigen Stunden? Lorenz Mühlemann, freischaffender «Zitherer», vermittelt neben der Technik auch Freude am Musizieren.

Kathrin Schneider, Berner Zeitung BZ

Im Rüttihubelbad sitzen zehn Frauen konzentriert an zwei Tischreihen. Vor ihnen liegen Akkordzithern, die sie selber mitgebracht oder gemietet haben.

Irène Maeder aus Oberwil BL hat ihre wunderschöne alte Zither von einer 96-jährigen Bekannten geschenkt bekommen. «Ich möchte nun lernen, wie man darauf spielt. Dann könnte ich ihr ein Ständchen bringen», sagt sie und schmunzelt. Vom Kurs habe sie im Internet erfahren. «Daheim probierte ich selber zu wursteln», meint sie selbstkritisch und lobt den Workshop. «Methodisch konnte ich seit Workshopbeginn um zehn Uhr schon sehr viel profitieren.»

Harmonische Klänge

Lorenz Mühlemann gibt Kurse in der ganzen Schweiz, öffentliche wie private, für Anfänger oder Fortgeschrittene. «Das Schöne am Zitherspiel ist, dass man in relativ kurzer Zeit erste positive Ergebnisse sieht.» Nach dem Mittag kann die Gruppe schon wacker mit dem eingelegten Notenblatt den «Berner Jodel» spielen. Zuerst Hand für Hand einzeln, dann beidhändig Melodie und Begleitung.

Mit höchster Konzentration folgen Augen und Hände den Noten. Ab und zu verrät ein Kopfschütteln oder eine Grimasse die Falschspielerin, aber gemeinsam erreichen alle das Ziel mit der harmonischen Schlussnote. Mühlemann lobt seine Anfänger: «Sie sind sehr motiviert und meistern das Stück schon erstaunlich taktsicher», sagt er. Regula Bangerter arbeitet seit knapp 20 Jahren im Rüttihubelbad. Ihr Ziel sei, «einmal abends in der Sozialtherapie gemeinsam zu musizieren». Dazu habe sie den Wunsch verspürt, mit 60 Jahren noch etwas Neues zu lernen. «Bei der Zithermusik kann ich zu mir selber kommen.» Das wäre laut Mühlemann auch das Hauptziel des Workshops:»Merken, was euch bis jetzt im Leben gefehlt hat: eine Zither!» Unter Gelächter stimmen ihm einige Teilnehmerinnen zu. Sie scheinen schon vor Kursende auf dem richtigen Weg zu sein: Die sechsakkordigen Zithern, deren Boom Anfang des letzten Jahrhunderts war, werden wohl nicht weiter in Schränken verstauben.


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Erstellt: 17.10.2016
Geändert: 17.10.2016
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