Walkringen - Mit Tipps vom Meister die letzten Feinheiten eines Stücks erarbeiten

Das Rüttihubelbad veranstaltet neu Meisterkurse für professionelle junge Musiker. 17 Schüler unterzogen sich letzte Woche unter Anleitung internationaler Grössen dem Feinschliff ihrer musikalischen Leistungen.

Stephanie Schmid / Wochen-Zeitung
Wer als Laie nur für einen kurzen Moment in den Übungssälen der «work-permit»-Woche Platz nahm, konnte sich verzücken lassen. Professionell klangen einem Violinen- und Cellostücke von Mozart, Tschaikowsky, Dvorák und anderen grossen Komponisten entgegen. Der Zuhörer musste schon bis zum Ende des Stückes bleiben, um mitzubekommen, was an den berührend gespiel-
ten Stücken noch zu verbessern ist. Dann nämlich, wenn die Meister ihres Faches, Thomas Demenga oder Karel Boeschoten, ihrem Schützling auf der Bühne Tipps gaben, wie das Stück in einzelnen Passagen noch mehr an Ausdruck und Tiefgang gewinnen könnte. Und wenn Thomas Demenga dann sein Cello erklingen liess und Karel Boeschoten einen Auszug des Schülerstücks auf seiner Geige vorspielte, spätestens dann wurde auch dem unwissenden Laien klar, warum Meisterkurse genau so heissen: Wenn der professionelle Schüler schon begeistert, kann man sich sicher sein, dass der Meister mit bestechender Leichtigkeit verzaubern wird.

In die Musik abtauchen

Auf Anregung des Cellisten Thomas Demenga veranstaltete das Rüttihubelbad dieses Jahr zum ersten Mal einen Meisterkurs. Unterstützt durch zwei Stiftungen und die Hochschule für Musik in Basel hatten 17 internationale, professionelle Musiker eine Woche lang Zeit, tief in die Musik abzutauchen und sich an ihrem Instrument weiterzuentwickeln. Oft dient ein Meisterkurs den Teilnehmern als Vorbereitung auf ihren Studiumsabschluss oder als Vorbereitung für ein Vorstellungsgespräch. Wie etwa der Niederländerin Feyona van Iersel, die direkt nach Ende des Meisterkurses einen Vorspieltermin für eine Stelle beim Royal Concertgebouw Orchestra in Amsterdam hatte. Karel Boeschoten half ihr in den täglichen Unterrichtsstunden, die letzten Feinheiten an ihrem Stück von Mozart herauszuarbeiten, welches sie längst auswendig spielen konnte. An einer Stelle sollte sie auf die Intonation achten und bei einer anderen Passage in einer hohen Lage auf keinen Fall zu schnell werden. Das klappte nicht auf Anhieb. Sie legte ihre Stirn ärgerlich in Falten, probierte es nochmals und nochmals, bis es endlich klappte und ihr ein Seitenblick auf ihren Lehrer verriet, dass sie weiterspielen konnte. Ein kleines Lächeln huschte nun wieder über ihr Gesicht, das von einem «Es ist gut» von Karel Boeschoten noch verstärkt wurde.
 
Begabte Jungmusiker

Im Rüttihubelbad befinden sich Kurssäle, Hotel und Restaurant konzentriert an einem Ort. Diese guten Bedingungen ersparen allen Beteiligten einerseits lange Wege und fördern andererseits die Gemeinschaft untereinander, die von Dozenten und Schülern gleichermassen geschätzt wird. Der Organisator, Bart van Doorn, möchte mit dem neuen Angebot der Meisterkurse jungen Leuten eine Plattform schaffen und sie fördern; vielleicht auch Kontakte zu besonders talentierten Teilnehmern knüpfen und sie bei Zeiten für einen Auftritt am Musikfestival Rüttihubeliade engagieren. Eine besondere Teilnehmerin war etwa die begabte 13-jährige Laura van der Heijden, die mit ihrer Mutter extra aus England angereist ist. Seit ihrem sechsten Lebensjahr spielt sie Cello. Um eine Abschlussvorbereitung für ein Musikstudium geht es für die talentierte junge Frau noch lange nicht. Dennoch bewegt sie sich schon auf gleichwertigem Niveau mit ihren oft zehn Jahre älteren Kollegen.

Karel Boeschoten

Der 1955 geborene Niederländer Karel Boeschoten ist eine Musikerpersönlichkeit, die sich immer wieder neu an ihre eigenen Grenzen bringt und vielen Stilrichtungen gegenüber offen ist. Als Gastdozent an Musikhochschulen ist er genauso gefragt wie als Musiker auf den Bühnen der Welt. Er spielte mehrere CDs ein und komponiert Solowerke für Violine. Seit 2006 hat er die künstlerische Leitung des Musikfestivals «Rüttihubeliade» in Walkringen inne.

Thomas Demenga

Der 1954 geborene Berner Cellist Thomas Demenga tritt weltweit als Solist und als Kammermusiker auf. Er ist durch seine CD-Einspielungen ebenso bekannt wie durch eigene Kompositionen. Seit langem stellt er sein künstlerisches Wissen in Kursen zur Verfügung. Seit 1980 leitet er eine Ausbildungs- und Solistenklasse an der Hochschule für Musik in Basel. Ab dieser Saison übernimmt er die künstlerische Leitung der Camerata Zürich.

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Erstellt: 03.03.2011
Geändert: 03.03.2011
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