Walkringen - Lustig, poetisch, packend, bezaubernd

Die Emmentaler Filmtage lockten vergangenes Wochenende 750 Filmfreunde ins Rüttihubelbad. Während zweier Tagen wurden in sieben Räumen achtzig Kurzfilme vorgeführt.

Gabriel Anwander / Wochen-Zeitung
80 Filme in zwei Tagen. Bei dieser Fülle könnte man leicht die Übersicht verlieren. Das Programm allein wies 40 Seiten auf und der Schlüssel zu den Vorführungen sah auf den ersten Blick aus wie eine Scrabble-Unterlage. Die Emmentaler Filmtage im Rüttihubelbad haben sich im dritten Jahr zu einem bunten Festival gemausert, das weit über die Region hinaus strahlt.

Michèle Zweifel von der Organisation erklärte, dass dieses Jahr 1900 Zusendungen aus aller Welt eingegangen seien. Jeder einzelne Beitrag sei von mehreren Personen begutachtet (sprich: angeschaut), und 80 Filme dann gezielt ausgewählt worden. Schliesslich bildeten sie 20 Themenblöcke mit je vier bis sechs Filmen. Diese Blöcke erleichterten den Besucherinnen und Besuchern die Wahl. Was also auf den ersten Blick verwirrte, zeigte sich bei näherem Hinsehen als geniale Gliederung.

Filme für jeden Geschmack


Gezeigt wurden lustige, packende, rätselhafte, bezaubernde, poetische, mystische, aufklärende, kuriose und an anderen Festivals ausgezeichnete Filme. Aber auch makabere Filme waren zu sehen. So zum Beispiel der Kurzfilm aus Bulgarien mit dem Titel «Fleisch». Die Regisseurin Sofia Stoycheva war extra angereist, um die Reaktion der Zuschauer auf ihren Erstling zu sehen. Das Publikum klatschte trotz des schauerlichen Endes, denn die Geschichte wurde mit wenigen Worten, dafür mit verspielten Bildern und starken Symbolen erzählt. Sie freute sich über den Applaus, aber noch mehr begeistert war sie vom Emmental. Sie habe, sagte sie, ihre Kamerafrau angewiesen, Aufnahmen zu machen von den Kühen in den grünen Wiesen, den sanften Hügeln, den Bauernhöfen, dem Alpenkamm.

Von der Hingabe des Töpfers


Der kürzeste Beitrag dauerte knapp eine Minute, der längste eine Stunde. Gezeigt wurden Spielfilme, Animationsfilme, Kinderfilme und Dokumentarfilme, wie der Film über die Töpferei Kohler in Schüpbach. In langsamen, klaren Sequenzen wurde die Entstehung des Langnauer Geschirrs gezeigt. Die Schwerarbeit des Tonherstellers, die Hingabe des Töpfers und die Konzentration der Malerin wirkten echt, und der Glanz des farbigen Geschirrs im fertigen Zustand war überwältigend. Der Respekt gegenüber diesem traditionsreichen Handwerk dürfte damit wieder zunehmen.

Das Rüttihubelbad stellte sieben Räume zur Verfügung, die Organisatorinnen richteten allesamt wohltuend schlicht ein. Die Wegweiser zu den einzelnen Spielorten waren deutlich, die stets anwesende Crew freundlich und die Pausen zwischen den Blöcken ausreichend, um sich auszutauschen oder leckeres Popcorn zu besorgen. Es wurde kein Eintritt verlangt, statt dessen eine Kollekte durchgeführt, deren Erlös ganz den Filmemachern zugesprochen wird.

Die Zusammenarbeit zwischen den Verantwortlichen des Festivals und denen des Rüttihubelbads sei ausgezeichnet, versicherte Michèle Zweifel, das Datum für die Emmentaler Filmtage 2013 stehe bereits fest. Wer vergangenes Wochenende dort war, wird wiederkommen. Mit Sicherheit.

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Erstellt: 18.10.2012
Geändert: 18.10.2012
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