Walkringen - Kein Budget, dafür ein Treffen mit Adolf Ogi

Walkringens Gemeindepräsidentin Christine Hofer geht. Sie wechselt die Seite und widmet sich ihrer Ausbildung zur Gemeindefachfrau.

Laura Fehlmann, Berner Zeitung BZ

Der Nachfolger für die Walkringer Gemeindepräsidentin Christine Hofer (SVP) ist gewählt. Der Parteilose Peter Stucki wird am 1. Januar das Steuer übernehmen. Christine Hofer fühlt sich einesteils erleichtert, die Belastungen des Präsidiums abgeben zu können, andernteils spürt sie auch Wehmut. «Es ist ein Vernunftsentscheid, ich musste einfach irgendwo abbauen.» Die 41-Jährige war ursprünglich Topfpflanzen- und Schnittblumengärtnerin. Heute ist sie Bäuerin, Ehefrau, Mutter dreier schulpflichtiger Söhne und Angestellte einer Gemeindeverwaltung. Sie habe sich in letzter Zeit mehr als überlastet gefühlt, auch weil sie mitten in der Ausbildung zur Gemeindefachfrau stecke. Sie habe erkannt, dass sie nicht mehr alles auf die Reihe bringe. «Ich musste mich entscheiden und beschloss, auf die berufliche Karte zu setzen», sagt sie. Dass ihr Mann nebst dem Bewirtschaften des 13-Hektaren-Betriebs auch noch auswärts arbeitet, macht das Organisieren nicht einfacher.

 

Anfangs unerfahren

 

Ihre ersten politischen Erfahrungen machte Christine Hofer in der Walkringer Schulkommission. 2008 wurde sie in den Gemeinderat gewählt, 2009 in stiller Wahl zur Präsidentin. Heute denkt sie, sie habe sich vielleicht etwas blauäugig in die Politik begeben. Nach der Wahl sei sie über ihren eigenen Mut erschrocken. Beruhigt habe sie der Gedanke, dass sie gut eingearbeitet werde und auf eine funktionierende Verwaltung zählen könne. Für das «Hinstehen und Auftreten» habe sie sich professionelle Beratung gesucht. «Ich sagte mir, das geht», schaut sie zurück und zieht Bilanz: «Es gab Erfolge, aber auch Misserfolge.» Gut verlaufen sei die Fusion mit der Feuerwehr Regio Gumm, das Zusammenführen der Schulhausabwarte mit dem Werkhof, das Ausarbeiten des Gemeindeleitbildes, die Ortsplanung und schliesslich der Aufbau der eigenen Sekundarschule. Die Gemeindeversammlung, an der über die Schule beschlossen wurde, ist ihr noch in bester Erinnerung: Über 250 Personen waren dabei. An der darauf folgenden Rechnungsversammlung waren es nur noch 16 Personen.

 

Tiefpunkt: Budget 2013

 

Die Budgetversammlung im Dezember 2012 wurde dagegen zum Albtraum. Wegen des hohen Defizits musste der Gemeinderat heftige Kritik einstecken. Es bildete sich eine Front. Das Budget 2013 wurde im November abgelehnt mit der Auflage, im März einen ausgeglichenen Voranschlag zu präsentieren. «Das war aber unmöglich», sagt Christine Hofer. Der Gemeinderat habe dann einen Sparvoranschlag mit nur gebundenen Ausgaben ausgearbeitet, der angenommen worden sei. Im Nachhinein sieht die Gemeindepräsidentin, dass sie bei diesem Tiefpunkt etwas gelernt hat: Die Dinge weniger persönlich zu nehmen.

 

Begegnung mit Adolf Ogi

 

Alt-Bundesrat Adolf Ogi (SVP) hatte in dieser Zeitung die Berichte über das abgelehnte Budget und die Sparmassnahmen gelesen. Er liess ausrichten, dass seine Stiftung «Freude herrscht» einen Beitrag an das Schülerskilager ausrichten möchte (wir berichteten). «Das war wunderbar. Wir haben daraufhin Herrn Ogi ins Rüttihubelbad eingeladen. Wäre das Budget nicht abgelehnt worden, hätte ich ihn nie getroffen», erinnert sich die scheidende Präsidentin.


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Erstellt: 18.12.2013
Geändert: 18.12.2013
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