Walkringen - Im Banne der Schneekönigin

«Märchen sind trivial und nur etwas für Kinder». Das Gegenteil stellt Jolanda Steiner mit ihrem Bläserquintett eindrücklich unter Beweis an der diesjährigen Rüttihubeliade.

Julia Jordi / Wochen-Zeitung
Weihnachtszeit ist Familienzeit – und auf Familie wird grossen Wert gelegt im Rüttihubelbad. Das eingespielte Duo Karel Boeschoten und Bart Léon van Doorn setzt beim 10-Jahr-Jubiläum des internationalen Musikfestivals erneut auf Jolanda Steiner, die das Publikum für eine Stunde ins Reich der Schneekönigin von Hans Christian Andersen entführt. Die renommierte Erzählerin, die durch ihre Auszeichnung «S’goldig Chrönli» wortwörtlich selbst zur Märchenkönigin wurde, amüsiert Jung und Alt mit ausgefeilter Körpersprache und Stimmverstellungen, die die Märchenfiguren sehr fassbar machen.

Bekannte Gesichter und ein Debütant

Begleitet auf der Reise in den Norden wird sie von fünf engagierten Bläsern, deren Namen einigen bekannt vorkommen dürften: Andrea Kollé (Querflöte), Heinrich Mätzener (Klarinette), Rui Lopes (Fagott) und Thomas Müller (Horn) gehören schon seit mindestens einem Jahr fest zur Rüttihubel-Familie. Beat Anderwert (Oboe) ist erstmals mit dabei. Durch diese besondere Eingeschworenheit gewinnt das Familienkonzert viel an Charisma. Sowohl die Erzählerin als auch die Musiker sind sichtlich entspannt und mit viel Spass dabei. Dies überträgt sich auf die Kinder, die dem Märchen (erstaunlich) still lauschen und sich packen lassen.

Durch mehrere Klimazonen

Doch welche Musik passt zu der vielschichtigen Geschichte von Andersen? Die Wahl der Musiker fällt je nach Szene auf Mozart, Mendelssohn oder Tschaikowsky. Auch malerische Klassiker wie Morgenstimmung von Grieg oder En Bateau von Debussy dürfen nicht fehlen. Die Stücke werden jeweils den Eigenheiten der Instrumente und dem Märchen angepasst. Immerhin reist die junge Hauptdarstellerin durch mehrere Klimazonen und trifft auf die unterschiedlichsten Figuren. Auch die Erzählerin untermalt gelegentlich mit kleinen musikalischen Mitteln die Geschichte der mutigen Gerda, die ihren entführten Freund aus den Fängen der Schneekönigin befreien will.

Rentiere und Discokugeln

Die facettenreichen Landschaften und Charaktere, die das Märchen beschreibt, bedürfen eines anpassungsfähigen Bühnenbildes. Die Lösung bieten weisse Requisiten und zackenförmige Leintücher, die je nach Handlungsort passend beleuchtet werden können. Wer genau hinschaut, macht am Bühnenrand kleine Rentiere und Rosen aus, die in der Geschichte eine wichtige Rolle spielen. Für grosses Entzücken sorgen zwei mit Spiegelglas besetzte Kugeln, die durch leichtes drehen die Illusion von tanzenden Schneeflocken erzeugen. Diese helfen tröstend über die Tatsache hinweg, dass der Schnee in unseren Breitengraden über die Weihnachtszeit ausgeblieben ist. Der Weg ins Rüttihubelbad hat sich definitiv gelohnt.

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Erstellt: 04.01.2013
Geändert: 04.01.2013
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