Walkringen - Holzbretter und «Trichter» ­sollen ­ den Bach fürs Erste bändigen

Nach intensiven ­Regenfällen halten die Bewohner­ im Gebiet Metzgerhüsi stets Stiefel und Sandsäcke bereit. Mit Sofortmassnahmen soll der Biglenbach gezähmt werden.

Bruno Zürcher / Wochen-Zeitung
Überschwemmungen sind im Gebiet­ Metzgerhüsi – mitten im Dreieck von Walkringen, Biglen und Enggi­stein – keine Seltenheit. Davon zeugen bereitgestellte Sandsäcke, erhöhte Mauern oder gar Dämme, welche errichtet wurden, um die Wassermassen abzuweisen. Ein Ausbau des Biglenbachs an dieser neuralgischen Stelle wird seit längerem diskutiert. «Es ist ein Dauerthema», meint Fritz Galli knapp, der im Gemeinderat Walkringen das Ressort Sicherheit betreut.

Komplexe Ausgangslage


Dass ein umfassendes Projekt (siehe Kasten) nicht zustande gekommen ist, liegt an der komplexen Ausgangslage: Auf Walkringer Boden stehen die Liegenschaften (unter anderen das Restaurant Metzgerhüsi), deren Keller in manchen Jahren gleich mehrfach unter Wasser stehen. Das Wasser stammt vom Biglenbach, der in den Gemeinden Biglen, Arni sowie Teilen von Oberthal, Grosshöchstetten und Schlosswil gespiesen wird. Noch komplizierter macht die Situation der Umstand, dass die Bachufer im Gebiet Metzgerhüsi auf der linken Seite auf Worber und auf der rechten Seite auf Kantonsboden liegen, weil der Bach im besagten Gebiet unmittelbar entlang der Kantonsstrasse verläuft.
«In den letzten zehn, zwölf Jahren hat sich das Problem klar verschärft», bilanziert Galli, der früher auch als Vizekommandant der Feuerwehr Walkringen im häufig überfluteten Gebiet im Einsatz stand. Weil ein umfassendes Sanierungsprojekt auf sich warten lässt, machte sich die Gemeinde Walkringen dafür stark, dass zumindest Sofortmassnahmen ergriffen werden. Hierfür haben die Gemeinden Walkringen, Worb sowie der Kanton Bern 150’000 Franken bewilligt.

Den Durchlass erhöhen


Dank der Sofortmassnahmen soll in Zukunft mehr Wasser das «Nadelöhr» des Biglenbachs durchfliessen können, ohne den Bachverlauf ausweiten zu müssen. Das «Nadelöhr» bilden dort ein enger, rund 30 Meter langer gedecketer Kanal sowie zwei kleine Brücken.

An diesen Stellen wird voraussichtlich noch im August damit begonnen, die Bachufer mit Wänden aus Schalungstafeln bis einen Meter über die Kantonsstrasse zu erhöhen. Bei den Brücken werden dann schräge, betonierte Wände erstellt, welche das Wasser – ähnlich einem Trichter – zwingen unter den Brücken durchzufliessen. «Dank dieser Einrichtung kann man den Druck und damit die Fliessgeschwindigkeit erhöhen», erklärt Projektleiter Marco Kindler vom zuständigen Ingenieurbüro. An den drei engen Stellen könne dank dieser Massnahmen die Durchflusskapazität um 30 bis 40 Prozent gesteigert werden, wie Modellrechnungen ergeben haben. Marco Kindler berichtet, dass am Unterlauf der Emme dieses Verfahren bei Brücken, welche dem Fluss wenig Platz bieten, erfolgreich angewendet werde.

Keine Lösung auf Zeit


Der Projektleiter hält deutlich fest, dass damit die Gefahr von Überschwemmungen im Metzgerhüsi nicht für immer und ewig gebannt ist. «Dank dieser Vorrichtung kann erreicht werden, dass der Bach nicht mehr mehrmals pro Jahr über die Ufer tritt. Der Biglenbach weise eine Kapazität auf, um rund elf Kubikmeter Wasser talwärts fördern zu können. Die drei «Nadelöhre» beim Metzgerhüsi hingegen würden lediglich genug Platz bieten für sechs bis acht Kubimeter Wasser pro Sekunde. «Dank der Sofortmassnahmen erreichen diese Stellen nun eine annähernd so grosse Kapazität wie der übrige Bachlauf», führt der Projektleiter aus.

Dass dies längerfristig nicht reichen wird zeigen die Zahlen, die bei grösseren Unwettern beim Biglenbach auftreten. «Bei einem Hochwasser, das statistisch gesehen jedes dreissigste Jahr auftritt, gehen wir beim Biglenbach von einer Wassermenge von 15 bis 20 Kubikmetern pro Sekunde aus», erklärt Marco Kindler. «Bei einem so genannten hundertjährigen Hochwassser liegt die Zahl noch wesentlich höher – bei 25 Kubikmeter pro Sekunde und mehr.

Drei Varianten, aber keine realisiert

Um die Hochwassergefahr im Metzgerhüsi langfristig besser in den Griff zu bekommen, wurden verschiedene Varianten ausgearbeitet: Zum einen wurde geprüft, ob der Bach bei einem Hochwasser vor der Garage Schüpbach zum Teil rechts in das Kulturland geleitet werden könnte. «Dieses Überfluten erwies sich aber als gefährlich, weil das Wasser gleich zweimal über die Kantonsstrasse fliessen würde», erklärt Fritz Galli.

Eine zweite Variante sah den Bau eines Entlastungskanals vor, was aber am Widerstand eines Liegenschaftsbesitzers scheiterte.

Die dritte Variante – den Ausbau des jetzigen Bachverlaufes – konnte nicht angepackt werden, weil zuerst die Frage geklärt werden muss, ob und wie die Verzweigung der Kantonsstrasse modernisiert werden soll.

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Erstellt: 09.08.2012
Geändert: 09.08.2012
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