Walkringen - Für Fans hat der Mini eine Seele
Der Mini ist Kult, der Mini hat Verehrer. In Scharen pilgerten diese am Wochenende ans Treffen im Metzgerhüsi. Wie Peter Schenk, der sagt: "Der Mini hat auch ein Gefühl."
Stephan Künzi, Berner Zeitung
So viele Minis! Sicher 110 bis 120 dieser kleinen Autos haben sich auf dem Platz neben dem Restaurant Metzgerhüsi bei Walkringen versammelt, gerufen hat der Berner Mini Club. Es ist nationales Mini-Meeting, und aus allen Ecken der Schweiz strömen die Freunde der englischen Kultmarke zusammen.
Kult? Peter Schenk nickt. Seit mehr als 30 Jahren macht er aktiv beim Berner Mini Club mit und weiss nur zu gut, was die Faszination für das kleine Auto ausmacht. «Es gibt einen Spruch, der mich schon die ganze Zeit begleitet», erzählt der 50-Jährige. «Minis haben auch ein Gefühl.»
Viele Marotten
Bösartig könnte man auch sagen, dass der Mini Mängel hat, die sein Wesen überhaupt ausmachen. Doch Schenk redet lieber von Eigenheiten und weist darauf hin, dass diese mit der Technik der späten 1950er-Jahre zu tun haben, der der klassische Mini verpflichtet ist. Minis, gibt er zu Protokoll, sind hart gefedert. Minis rosten gerne. Und Minis reagieren empfindlich auf Spritzwasser. Ohne spezielle Schutzmassnahmen dringt es in den Motorenraum ein und legt die Zündung lahm.
Minis wollen auch gepflegt sein. Schenk, selber gelernter Automechaniker, redet von den Kugelbolzen, die bereits nach wenigen Tausend Kilometern viel Spiel haben und neu eingestellt werden müssen. Von den sogenannten Schmiernippeln an der Vorder- und der Hinterachse, die nur funktionieren, wenn sie regelmässig mit Fett gefüllt werden. Natürlich müsse man immer wieder den Wasser- und den Ölstand kontrollieren. «Ein Mini braucht relativ viel Öl.» Auf einen halben Liter pro 1000 Kilometer könne es schon mal kommen.
Das erste Auto
Schenk wiederholt es. Genau diese Unzulänglichkeiten, genau diese technischen Eigenheiten tragen einen Grossteil zum speziellen Charme bei. Das war schon 1959 so, als der erste Mini in England vom Band lief. Als eines der ersten Autos überhaupt verfügte er über einen Motor, der nicht wie damals üblich längs, sondern quer zur Fahrtrichtung gestellt war. Der so gewonnene Platz kam dem Fahrgastraum zugute, und das war bei einem Auto, bei dem die Kleinheit das Mass aller Dinge war, nicht unwesentlich.
Äusserst wendig sei der Mini, schwärmt Schenk und blickt in die Zeit nach 1980 zurück, als er sich mit 18 Jahren das erste Auto zulegte. Es war natürlich ein Mini, denn mit ihm liessen sich in seiner Emmentaler Heimat die Kurven so schön schnittig fahren. Er wisse von vielen Kollegen, die als Erstling ebenfalls einen Mini gekauft hätten und sich noch heute an zahlreiche Details erinnern könnten, fährt er fort. Mal war das Lenkrad etwas Besonderes und mal der Teppich, andere bauten spezielle Sitze ein.
Klar, schränkt er ein, spiele bei alledem auch eine Rolle, dass das erste Auto generell eine grosse Sache sei. Weil es stets ein Stück neue Freiheit bringe.
Der grosse Unterschied
Klassische Minis werden heute keine mehr gebaut. Schenk unterscheidet scharf zwischen dem New Mini, der nach wie vor im Handel erhältlich ist, und dem klassischen Mini, dem seine Leidenschaft gilt. Die Grenze zieht er am 4. Oktober 2000, als Mini – bereits im Besitz des deutschen BWM-Konzerns – die alte Fabrik schloss und in eine neue Produktionsstätte zog. Wurde der klassische Mini bis zum Schluss noch mehr oder weniger von Hand aufgebaut, verbirgt sich hinter dem New Mini ein moderner Kleinwagen im, wie es Schenk formuliert, Retrodesign.
Er selber hat rechtzeitig vorgesorgt und ist stolzer Besitzer zweier klassischer Minis. Nebenbei auch noch einen New Mini zu besitzen, könnte er sich allenfalls zwar vorstellen, aber: «An einem Treffen wie diesem würde ich ihn sicher nicht in eine Reihe mit den anderen Minis stellen. Sondern ihn irgendwo in einer Ecke parkieren.»
[i] Weitere Bilder in der Galerie des Berner Mini Clubs...