Walkringen - Er ist gelähmt – und will trotzdem Spass haben
Über seinen Schicksalsschlag entdeckte er ein neues Geschäftsfeld: Christoph Schüpbach baut im elterlichen Garagenbetrieb Autos behindertengerecht um – weil er selber im Rollstuhl sitzt, weiss er, worum es geht.
Stephan Künzi, Berner Zeitung BZ
Christoph Schüpbach hat vorgesorgt. Präzise steuert er im Rückwärtsgang den Parkplatz an und bringt das Auto genau dort zum Stehen, wo er den Rollstuhl zurückgelassen hat. So öffnet er nur noch die Tür und wechselt mühelos vom einen Gefährt ins andere – denn gehen kann der 28-Jährige seit seinem Skiunfall vor fünf Jahren nicht mehr.
Diesmal war er nur kurz weg, und er wusste auch, dass er unterwegs nicht aussteigen würde. In der Regel ist das aber anders, und dann nimmt er den Rollstuhl mit. Das aber sei kein Problem, betont er – und verfrachtet flugs das Sitzkissen aus dem Rollstuhl ins Auto. Die Räder sind mit einer einfachen Bewegung genauso rasch demontiert und landen auf dem Rücksitz, das zusammengeklappte Gestell findet Platz auf dem Beifahrersitz.
Es wirkt alles so selbstverständlich, was Christoph Schüpbach da tut. Schon zuvor, auf der kurzen Strecke vom Bahnhof zum elterlichen Garagenbetrieb im Metzgerhüsi bei Walkringen, war das Fahrgefühl ganz alltäglich. Dass zum Bremsen statt ein Pedal ein Hebel dient, fällt im Innern erst auf den zweiten Blick auf. Dasselbe gilt für den Gasring, das Lenkrad hinter dem Lenkrad. Ein kurzes Ziehen, und schon beschleunigt das Auto.
In eine Tanne geprallt
Vor fünf Jahren war Christoph Schüpbach weit davon entfernt, sein Schicksal als Teil des Alltags zu nehmen. Zwar merkte er sofort, dass er die Beine nicht mehr bewegen konnte, damals, als er auf der Tiefschneepiste in Kanada mit dem Rücken unglücklich in eine Tanne prallte. Zu akzeptieren, dass dies so ist und so bleiben würde, fiel ihm aber schwer. «Dabei sagte mir der Arzt im Spital klipp und klar, dass es an ein Wunder grenzen würde, sollte ich je wieder gehen können.» Diese Pille war umso bitterer, als er beruflich endlich am Ziel angekommen war. Die Skiferien mit den Kollegen sollten den Abschluss der gemeinsamen Ausbildung zum Automobilingenieur markieren. «Ich hatte mich so darauf gefreut, endlich Geld zu verdienen, frei und unabhängig zu sein. Stattdessen konnte ich nicht einmal mehr selbstständig zur Toilette gehen.» Einen Lichtblick erlebte Christoph Schüpbach, als er ein halbes Jahr später die Rehabilitation im Paraplegikerzentrum Nottwil abschloss. Zur Entlassung fuhr der Vater, ein Tüftler, mit einem Auto vor, das bereits behindertengerecht umgebaut war. Der Junior brauchte nur noch einzusteigen und loszufahren.
Aus eigener Erfahrung
Heute sind solche Umbauten ein wichtiges, wachsendes Standbein in der Garage Schüpbach. Christoph Schüpbach schätzt, dass dieser Bereich den 10-Mann-Betrieb inzwischen zu etwa 20 Prozent auslastet. Diese Spezialität sei im Kanton Bern nur noch bei einem weiteren Anbieter zu finden, erklärt er und lässt durchblicken: Dass er selber betroffen ist, erweist sich für einmal als Vorteil. Weil er weiss, wo die Bedürfnisse eines Behinderten liegen und wo sich ihm Hürden in den Weg stellen.
Darauf abgestimmt baut er nun die Autos um. Kann die Kundin nur noch den linken Fuss bewegen, platziert er das Gaspedal halt links. Kann der Kunde nur noch den rechten Arm bewegen, montiert er einen Knauf aufs Steuerrad, an dem sich über verschiedene Schalter Licht, Blinker und Scheibenwischer betätigen lassen. Und immer wieder baut er Gasring und Bremshebel ein – wie in seinem Auto.
Nicht selten verwendet Christoph Schüpbach vorgefertigte Komponenten und sogar ganze Sets. Genauso häufig konstruiert er die Teile aber auch selber, findet beim Einbau Lösungen, die nur in diesem Fall passen. Wobei am Fahrzeug nicht er selber arbeitet, sondern ein Angestellter: Er konzentriert sich derweil auf die Tätigkeiten im Büro und die Beratung der Kunden.
Auch in dieser Hinsicht musste Christoph Schüpbach umlernen. «Ich bin der Schrauber», sagt er und tönt damit an, wie sehr ihm handwerkliches Arbeiten eigentlich Spass macht. Sein Vater attestiert ihm auch ein grosses Geschick – allein, als Behinderter in der Werkstatt zu arbeiten, ist mühsam bis unmöglich. Immer wieder kommt ihm der Rollstuhl in die Quere, halten ihn die Beine auf zu grosse Distanz zur Stelle, die er bearbeiten sollte.
Nun auf die Rennstrecke
«Am Anfang wollte ich den Schraubenzieher gar nicht mehr in die Hand nehmen», erinnert sich Christoph Schüpbach. Doch er konnte es nicht lassen, und heute macht er mit Begeisterung seinen Ferrari für die Rennstrecke bereit. Dieser Leidenschaft ist er trotz Behinderung treu geblieben. Im Sommer will er im umgebauten Rennauto erstmals an einer Meisterschaft «Spass haben», wie er es formuliert.
Beim Rennsport zeigt sich der Wille, mit dem Christoph Schüpbach sein neues Leben angepackt hat. Vor dem Unfall kannte er die Rennstrecke nur vom Training. Wettkämpfe bestreitet er erst seit zwei Jahren. «Ich war schon zweimal beim Gurnigel-Bergrennen dabei.»
Diesmal war er nur kurz weg, und er wusste auch, dass er unterwegs nicht aussteigen würde. In der Regel ist das aber anders, und dann nimmt er den Rollstuhl mit. Das aber sei kein Problem, betont er – und verfrachtet flugs das Sitzkissen aus dem Rollstuhl ins Auto. Die Räder sind mit einer einfachen Bewegung genauso rasch demontiert und landen auf dem Rücksitz, das zusammengeklappte Gestell findet Platz auf dem Beifahrersitz.
Es wirkt alles so selbstverständlich, was Christoph Schüpbach da tut. Schon zuvor, auf der kurzen Strecke vom Bahnhof zum elterlichen Garagenbetrieb im Metzgerhüsi bei Walkringen, war das Fahrgefühl ganz alltäglich. Dass zum Bremsen statt ein Pedal ein Hebel dient, fällt im Innern erst auf den zweiten Blick auf. Dasselbe gilt für den Gasring, das Lenkrad hinter dem Lenkrad. Ein kurzes Ziehen, und schon beschleunigt das Auto.
In eine Tanne geprallt
Vor fünf Jahren war Christoph Schüpbach weit davon entfernt, sein Schicksal als Teil des Alltags zu nehmen. Zwar merkte er sofort, dass er die Beine nicht mehr bewegen konnte, damals, als er auf der Tiefschneepiste in Kanada mit dem Rücken unglücklich in eine Tanne prallte. Zu akzeptieren, dass dies so ist und so bleiben würde, fiel ihm aber schwer. «Dabei sagte mir der Arzt im Spital klipp und klar, dass es an ein Wunder grenzen würde, sollte ich je wieder gehen können.» Diese Pille war umso bitterer, als er beruflich endlich am Ziel angekommen war. Die Skiferien mit den Kollegen sollten den Abschluss der gemeinsamen Ausbildung zum Automobilingenieur markieren. «Ich hatte mich so darauf gefreut, endlich Geld zu verdienen, frei und unabhängig zu sein. Stattdessen konnte ich nicht einmal mehr selbstständig zur Toilette gehen.» Einen Lichtblick erlebte Christoph Schüpbach, als er ein halbes Jahr später die Rehabilitation im Paraplegikerzentrum Nottwil abschloss. Zur Entlassung fuhr der Vater, ein Tüftler, mit einem Auto vor, das bereits behindertengerecht umgebaut war. Der Junior brauchte nur noch einzusteigen und loszufahren.
Aus eigener Erfahrung
Heute sind solche Umbauten ein wichtiges, wachsendes Standbein in der Garage Schüpbach. Christoph Schüpbach schätzt, dass dieser Bereich den 10-Mann-Betrieb inzwischen zu etwa 20 Prozent auslastet. Diese Spezialität sei im Kanton Bern nur noch bei einem weiteren Anbieter zu finden, erklärt er und lässt durchblicken: Dass er selber betroffen ist, erweist sich für einmal als Vorteil. Weil er weiss, wo die Bedürfnisse eines Behinderten liegen und wo sich ihm Hürden in den Weg stellen.
Darauf abgestimmt baut er nun die Autos um. Kann die Kundin nur noch den linken Fuss bewegen, platziert er das Gaspedal halt links. Kann der Kunde nur noch den rechten Arm bewegen, montiert er einen Knauf aufs Steuerrad, an dem sich über verschiedene Schalter Licht, Blinker und Scheibenwischer betätigen lassen. Und immer wieder baut er Gasring und Bremshebel ein – wie in seinem Auto.
Nicht selten verwendet Christoph Schüpbach vorgefertigte Komponenten und sogar ganze Sets. Genauso häufig konstruiert er die Teile aber auch selber, findet beim Einbau Lösungen, die nur in diesem Fall passen. Wobei am Fahrzeug nicht er selber arbeitet, sondern ein Angestellter: Er konzentriert sich derweil auf die Tätigkeiten im Büro und die Beratung der Kunden.
Auch in dieser Hinsicht musste Christoph Schüpbach umlernen. «Ich bin der Schrauber», sagt er und tönt damit an, wie sehr ihm handwerkliches Arbeiten eigentlich Spass macht. Sein Vater attestiert ihm auch ein grosses Geschick – allein, als Behinderter in der Werkstatt zu arbeiten, ist mühsam bis unmöglich. Immer wieder kommt ihm der Rollstuhl in die Quere, halten ihn die Beine auf zu grosse Distanz zur Stelle, die er bearbeiten sollte.
Nun auf die Rennstrecke
«Am Anfang wollte ich den Schraubenzieher gar nicht mehr in die Hand nehmen», erinnert sich Christoph Schüpbach. Doch er konnte es nicht lassen, und heute macht er mit Begeisterung seinen Ferrari für die Rennstrecke bereit. Dieser Leidenschaft ist er trotz Behinderung treu geblieben. Im Sommer will er im umgebauten Rennauto erstmals an einer Meisterschaft «Spass haben», wie er es formuliert.
Beim Rennsport zeigt sich der Wille, mit dem Christoph Schüpbach sein neues Leben angepackt hat. Vor dem Unfall kannte er die Rennstrecke nur vom Training. Wettkämpfe bestreitet er erst seit zwei Jahren. «Ich war schon zweimal beim Gurnigel-Bergrennen dabei.»