Walkringen - Ende Monat ist «ausgegänggelet»

Eine Ära geht zu Ende. Nach knapp drei Jahrzehnten schliesst der Bioladen Gänggelerie Ende Januar seine Türen. Das Ladenteam ist darüber nicht nur traurig.

Martin Burkhalter, Berner Zeitung BZ

Als sich im Dorf herumsprach, dass Frau Schuler ihren Gemischtwarenladen an der Hauptstrasse nicht mehr weiterführen wolle, da wurden Ueli und Magdalena Fricker hellhörig. Das Ehepaar leitete damals im Gebäude vis-à-vis die Friederika-Stiftung. Es entschied sich dafür, zusammen mit Freunden und Leuten aus dem Dorf den Laden zu erhalten. Das war 1985. Zwei Jahre später eröffnete ein Verein mit zwölf Mitgliedern unter dem Namen Gänggelerie seinen Bioladen.

Er war einer der ersten im Kanton Bern. Und nun, nach dieser Pionierleistung und fast drei Jahrzehnten Durchhaltewille ist alles anders: Ende Monat schliesst der beliebte Laden mit rund 150 Stammkunden am Dorfeingang von Walkringen endgültig seine Türen. 

Im richtigen Moment

«Traurig bin ich schon, aber vor allem fühle ich mich auch entlastet», sagt Ueli Fricker, der während der achtundzwanzig Jahre mit seiner Frau dem Vorstand des Vereins angehörte. «Wir sind älter geworden, wie auch die meisten unserer Kunden. Es ist Zeit aufzuhören», sagt auch Magdalena Fricker.

Insgesamt rund 40 Vereinsmitglieder hat es in all der Zeit gegeben. Sie arbeiteten stets ehrenamtlich oder nur für einen kleinen Lohn in der Gänggelerie mit. Gut die Hälfte der heutigen Vereinsmitglieder war schon bei der Gründung dabei. Darüber freut sich Magdalena Fricker besonders. «Wir haben gemeinsam angefangen und hören auch gemeinsam auf.»

Bereits vor einem Jahr hatte der Verein auf seiner Internetseite angekündigt, dass er seinen Laden Anfang 2015 schliessen wird. Die Entscheidung hätten sie aber schon früher getroffen, sagt Magdalena Fricker. Beim Aufhören zähle das Wie ebenso viel wie das Wann. «Wir wollten ein sanftes und harmonisches Ende.» Und Ueli Fricker sagt: «Es war wichtig, im richtigen Moment aufzuhören und den Betrieb nicht ausfransen zu lassen.»

Vereinszweck erfüllt

Die Geschäftsführerinnen Ruth Kindler und Christine Keller erinnern sich, dass es nicht immer nur einfach gewesen ist. Beispielsweise wegen des Problems mit den Mindestbestellmengen. Diese hätten sich stetig erhöht. «Wir mussten uns immer wieder nach neuen Lieferanten umsehen, das war mühsam», sagt Kindler. Doch dank der guten Vernetzung in der Berner Bioszene hätten immer gute Lösungen gefunden werden können. Kindler fügt an, dass solche schwierige Lieferbedingungen das «Lädelisterben» mit zu verantworten haben.

Beim Walkringer Bioladen sei das aber nicht das Problem, sagt Magdalena Fricker. «Wir hören auf, weil wir es wollen, und nicht, weil wir müssen.» Sie begründet das Ende der Gänggelerie damit, dass der Zweck des Vereins erfüllt sei. «Wir wollten Bioprodukte fördern, und das haben wir getan. Bio ist heute in aller Munde. Dazu hat unser Laden seinen Teil beigetragen.»

Sehr viel gelernt habe sie in den knapp dreissig Jahren, sagt Geschäftsführerin Keller. Vor allem etliches über umweltbewusst und artgerecht hergestellte Produkte, aber auch darüber, in einem grossen Team einen Laden zu führen. Ruth Kindler sagt, dass sie sich ein Walkringen ohne Gänggelerie noch nicht vorstellen könne.

«Am meisten werde ich den engen Kontakt zu Kundschaft und Kollegen vermissen.» Ueli Fricker verrät, wer als Nachfolger in die Räumlichkeiten der Gänggelerie einziehen wird. «Das Heim Sunnegg wird hier während der Umbauzeit seiner Werkstätten eine Weberei einrichten.» Das passe gut: Das alte Gebäude sei einmal ein Weberhaus gewesen.


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Erstellt: 19.01.2015
Geändert: 19.01.2015
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