Walkringen - Ein 95-Jähriger lässt die jungen Schützen staunen
Von den rund 8000 Veteranen, die in Frauenfeld schiessen, war Jakob Andres der zweitälteste Schütze. Mit seinen Resultaten schlug der 95-Jährige manchen Jüngeren.
Es knallt und kracht in diesen Tagen in Frauenfeld. 8000 Schützen aus 500 Vereinen haben sich für das eidgenössische Veteranenfest angemeldet, täglich bevölkern zwischen 500 und 950 Teilnehmer die beiden Schiessplätze. Wer das Programm schon hinter sich hat, macht es sich in der Festwirtschaft gemütlich.
Der Jüngere war chancenlos
Dort sticht Jakob Andres von den Sportschützen Furth-Walkringen ins Auge. Der 95-Jährige kommt gerade vom Duell. Das war halb so wild, wie es tönt, ausser vielleicht, dass der Emmentaler seinen um 20 Jahre jüngeren Herausforderer auf den Ehrenplatz verwiesen hat. Jakob Andres und der 75-jährige Thurgauer Lokalmatador Niklaus Bach sind im Duell der Kantone gegeneinander angetreten.
Mit stoischer Ruhe zielt Jakob Andres auf die Scheibe, sein Auge ist starr wie ein Glaskörper, während der Finger langsam nach hinten zieht: Schuss. Schon der erste Treffer ist eine 10. Niklaus Bach ist überrumpelt. Er selber habe sich zwar alle Mühe gegeben, sagt er nach dem Wettkampf, aber: «Jakob Andres ist ein Wunderschütze.» Die Walkringer Vereinskameraden feiern ihr ältestes Mitglied gebührend. «Gut, bin ich dein Nachbar», meint ein um 30 Jahre Jüngerer, «da kann ich noch auf ein Topresultat hoffen.»
Der Kranzkasten ist voll
Mit seinem Karabiner 31 erzielte Jakob Andres zudem in zwei von drei Stichen eine Auszeichnung. Die wievielten es sind, weiss er nicht. Der Kranzkasten zu Hause sei schon lange voll, erzählt er, «jetzt nehme ich nur noch die Karten mit». Macht Schiessen glücklich? Hält es einen gesund und geistig fit? «Nicht das Schiessen an sich», antwortet Jakob Andres, «sondern die Kameradschaft im Verein.»
Veteran wird man ab dem 60. Altersjahr. Dann zählen die Punkte nicht mehr so wie früher – obwohl, sagt der Walkringer mit verschmitztem Lachen: «Ich freue mich schon, wenn ich die jüngeren Schützen ‹no chli chutzele› kann.»