Walkringen - Der "Pedibus" ist eine Art Schulbus – ­ nur lehrreicher und gesünder

Seit letztem Herbst «fährt» in Walkringen ein spezieller Schulbus durchs Dorf. Der «Pedibus» führt Kinder über Hauptstrassen und begleitet sie auf ihrem Schulweg.

Kathrin Schneider / Wochen-Zeitung
Jacqueline und Ursula Lehmann wohnen beide mit ihren Familien oberhalb des Dorfes Walkringen. Als ihre ältesten Töchter gleichzeitig das Kindergartenalter erreichten, wechselten sie sich beim Begleiten der Kinder ab. «Eigentlich hofften wir, dass nach einigen Wochen die Kinder selbständig wären», erinnert sich Jacqueline Lehmann. Aber die Erlebnisse beim Überqueren der Hauptstrasse im Dorfzentrum verunsicherten nicht nur die zwei Kindergartenmädchen.

«Viele Autofahrer verhielten sich nicht korrekt. Entweder winkten sie den Kindern zu oder gaben Lichtsignale. Aber ein klarer Stopp war oft nicht festzustellen.» Dazu kamen Lastwagen, die wegen zu hohem Tempo gar nicht beim Fussgängerstreifen abbremsen konnten.

Unterschriften gesammelt


Die zwei Frauen begannen, Unterschriften für eine Überprüfung der Verkehrssicherheit im Dorf zu sammeln. «Letzten Juni konnten wir den Brief mit knapp 100 Unterschriften bei der Gemeinde einreichen», erzählt Ursula Lehmann. Es war ihnen klar, dass eine Fussgängerunterführung oder eine Passerelle aus Kostengründen nicht in Frage kommen würden. «Aber wieso soll man erst handeln, wenn ein tödlicher Unfall passiert?»

Gemeindepräsidentin Christine Hofer und Jakob Hulliger, Ressortvorsteher Hoch- und Tiefbau, trafen sich mit den Initiantinnen. Sie versprachen, ihre Anliegen zu prüfen und in die Ortsplanung aufzunehmen. «Wir wollten aber nicht warten, bis unsere Kinder dann nicht mehr davon profitieren können», beschreibt Jacqueline Lehmann ihre damaligen Bedenken.

Kinder werden begleitet


Dann erinnerte sich Jacqueline Lehmann an einen Fernsehbeitrag über einen «Pedibus», den sie zufällig gesehen hatte. Dieser «walking bus» (gehender Bus) wurde 1992 in Australien erfunden. In der Schweiz gibt es ihn seit 1999 in Lausanne. Als Alternative zum «Elterntaxi» übt das Kind laut «Pedibus»-Broschüre auf diese Art das sichere Verhalten im Strassenraum, pflegt Freundschaften und stärkt durch die tägliche Bewegung seine Widerstandskräfte. Eine erwachsene «Chauffeuse» oder ein «Chauffeur» begleitet die Kinder vom Treffpunkt auf einer vereinbarten Route zum Ziel. «Im Moment engagieren sich fünf Familien mit ihren Kindern beim Walkringer ‹Pedibus›», schildert Ursula Lehmann. Treffpunkt am Morgen ist bei der Bäckerei, wo die Vier- bis Achtjährigen auf ihren «Bus» warten. Die Kinder tragen alle Leuchtwesten und warten auf die Begleitpersonen, die auf einer Liste die anwesenden Kinder kontrollieren. «Wer krank ist, muss abgemeldet werden», umschreibt Lehmann die Regeln. Als Begleitpersonen könnten sich neben Eltern auch Nachbarn, Senioren oder andere Freiwillige melden. Neben den zwei Initiantinnen begleiten weitere Mütter und Väter einzelne «Fahrten».

«Pedibus» als Angebot der Gemeinde


Bis jetzt haben die zwei Frauen alles aus eigener Initiative organisiert. «Es wäre aber schön, wenn das Angebot in Walkringen auch noch bestünde, wenn unsere Kinder mal aus dem Alter heraus sind», hofft Ursula Lehmann. Deshalb haben sie auch schon Kontakt mit der Schulkommission aufgenommen und den «Pedibus» vorgestellt. «Wenn zum Beispiel die Adressen von der Schule erhältlich wären, dann wäre das eine grosse Hilfe. Man könnte das Angebot auch auf andere Quartiere ausdehnen und an den Haltestellen Tafeln anbringen», entwickelt sie die Idee weiter. «Mir gefällt der ‹Pedibus› auf jeden Fall», sagt Tochter Lena, die in die erste Klasse geht. «Ich fühle mich sicherer und es macht Spass.»

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Erstellt: 05.01.2012
Geändert: 05.01.2012
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