Walkringen - Der Alte will die Neue verhindern
SP-Gemeinderätin Vreni Schneider und der Parteilose Peter Stucki wollen das Gemeindepräsidium. Im Gespräch beantworten sie Fragen zur Gemeinde und sagen, wie sie deren Probleme lösen wollen.
Vreni Schneider und Peter Stucki, was gibt es für Gründe, das Walkringer Gemeindepräsidium zu übernehmen?
Vreni Schneider: Ich will die Arbeit weiterführen, die wir im Gemeinderat angefangen haben. Zudem fände ich es interessant, Gemeindepräsidentin zu sein.
Peter Stucki: Ich hoffe auf Neues und darauf, etwas zu bewegen.
Was spricht gegen dieses Amt?
Schneider: Es gäbe sicher einfachere Projekte, um in die Pension einzusteigen.
Stucki: Vielleicht die Zeitbelastung? Ich werde aber die Arbeit in meinem Geschäft reduzieren.
Welche Reaktionen bewirkt Ihre Kandidatur?
Schneider: Dass eine SP-Frau für das Präsidium kandidiert, ist sicher ein Thema in Walkringen.
Stucki: Ich hörte schon, ob ich mir das wirklich noch auf mich nehmen wolle.
Sie sind beide im reiferen Alter.
Stucki: Ich habe den Eindruck, ich sei noch flexibel genug, um dieses Amt zu übernehmen.
Schneider: Solange man gesund bleibt, ist das Alter kein Problem. Die Jahre bringen auch Erfahrung – das ist ein Vorteil.
Wie beschreiben Sie Ihren Gegenkandidaten, die Gegenkandidatin?
Stucki: Sachlich, trocken und systembelastet.
Schneider: Du meinst festgefahren? Ich beschreibe Peter als korrekt, umgänglich und als Interessenvertreter des Gewerbes.
Falls Sie gewählt werden – wo setzen Sie Ihre Prioritäten?
Schneider: Das Klima zwischen Gemeindebehörden, Verwaltung und Bevölkerung aufbauen und die Finanzen wieder ins Lot bringen.
Stucki: Negative Schlagzeilen vermeiden, den Kontakt zur Basis aufbauen und zukunftsträchtige Entscheide fällen.
Das wird nicht einfach. Der Steuerfuss von 2,14, den der Gemeinderat dem Volk vorschlägt, wird zu den höchsten des Kantons gehören.
Schneider: Walkringen hatte schon immer einen der höchsten Steuerfüsse. Das liegt auch an der Struktur der Gemeinde. Uns fehlen Einnahmen.
Stucki: Der Steuerfuss darf hoch sein, aber nicht zu hoch.
Wie wollen Sie mittelfristig einen ausgeglichenen Finanzhaushalt erreichen?
Stucki: Wichtig wäre, dass neue Steuerzahler nach Walkringen ziehen und dass die, die hier sind, auch bleiben.
Schneider: Wir müssen das Sparpotenzial weiter ausloten. Dazu gehört das Überprüfen von Strukturen, Effizienz und Leistungen.
Sie haben beide Exekutiverfahrung und wissen, worauf Sie sich einlassen. Ist es schlau, ein sinkendes Schiff zu übernehmen?
Stucki: Die Walkringer Costa Concordia ist in Schieflage, muss wieder aufgerichtet und auf Kurs gebracht werden. Ich bin aber zuversichtlich.
Schneider: Unsere Gemeinde ist kein sinkendes Schiff. Wir sind in einen Sturm geraten, der sich hoffentlich bald legt. Zudem: Eigenständigkeit hat ihren Preis.
Die Unterschiede zwischen Ihnen sind nicht besonders markant.
Schneider: Wir wollen beide mehr oder weniger das Gleiche, nämlich das Beste für die Gemeinde. Aber verschiedene Wege führen nach Rom.
Stucki: Ich will Sachpolitik betreiben und möchte kurze und günstige Wege, um die Leute zu motivieren.
Vreni Schneider
Die SP-Frau ist seit 2004 im Gemeinderat. Sie vertritt die Gemeinde in sozialpolitischen Fragen in der Regionalkonferenz Bern-Mittelland, ist in der Sozial- und in der Jugendkommission der Region Konolfingen. Die 61-jährige, alleinstehende Laborantin ist in Walkringen geboren, aufgewachsen und wohnt in ihrem Elternhaus in Bigenthal. Vreni Schneider geht nächstes Jahr in Pension. Sie ist kulturell interessiert, begeisterte Velofahrerin und Gärtnerin.
Peter Stucki
Der parteilose 67-Jährige wird von der SVP und der Gruppe Freier Wähler Walkringen zur Wahl vorgeschlagen. Der ehemalige SVP-Mann war bereits von 1995 bis 2000 Gemeindepräsident. Heute präsidiert er die Kirchgemeinde Walkringen. Peter Stucki ist Elektroinstallateur und Inhaber der Peter Stucki Elektro AG in Walkringen und Worb. Er lebt in Wikartswil, ist verheiratet und Vater von zwei Kindern und zwei Stiefkindern. Er wandert und reist gern und fährt Ski.