Walkringen - Das Volk entscheidet am Montag über die eigene Sekundarschule

Am Montag stimmen Walkringens Bürgerinnen und Bürger über eine eigene Sekundarschule ab. Für die Kinder und die Gemeindefinanzen sei eine eigene Sek besser, sagt der Gemeinderat. In Biglen fürchtet man dadurch grosse Nachteile.

Bruno Zürcher / Wochen-Zeitung
Der Gemeinderat Biglen blickt in seiner Argumentation, warum eine Sekundarschule in Walkringen keinen Sinn mache, weit zurück: «Die Einwohnergemeinde Biglen führt bereits seit 1878 eine Sekundarschule. Die regionale Sekundarschule für die Gemeinden Arni, Biglen, Landiswil und Walkringen befindet sich seit 1905 am heutigen Standort», steht im Mitteilungsblatt «Biglebach».

Biglens Problem bei einem Wegfall der heute 38 Schülerinnen und Schüler aus Walkringen wäre aber nicht der Bruch mit der Geschichte. «Wir hätten leere Schulräume und fehlende Schulgelder», sagt Gemeinderat Peter Habegger, der das Ressort Bildung betreut. Die Gemeinde Biglen hat in den Jahren 2002 und 2003 für 2,3 Millionen Franken das Sekundarschulhaus erweitert. «Die Kosten für die Infrastruktur würden auch weiterhin anfallen.» Ein weiterer Nachteil wäre, dass das Angebot an Freifächern eingeschränkt werden müsste.

Habegger findet weiter die Rolle des Kantons unglaubwürdig. Vor ein paar Jahren habe er grosse Schulen gefordert, nun seien «Schlupflöcher» für Gemeinden geschaffen worden, die eine eigene Sekundarschule gründen wollten.

Andernorts wird günstiger unterrichtet

2010 hat Walkringen gut 210’000 Franken Schulgeld nach Biglen überwiesen. «Rein an Infrastrukturkosten haben wir seit der Schulraumerweiterung in Biglen 1,12 Millionen bezahlt», bilanziert Kathrin Schneider, Gemeinderätin in Walkringen. In der Botschaft zur Gemeindeversammlung zeigt der Gemeinderat Walkringen auf, wie hohe Schulgelder in der Region verlangt werden: Biglen führt diese Liste mit 5538 Franken an. Im Mittelfeld liegen Grosshöchstetten, Lützelflüh und Rüegsau mit rund 4700 Franken. Am wenigsten verlangt Konolfingen, um einen Sekundarschüler zu unterrichten: 4100 Franken.

Wie viel Walkringen ausgeben müsste, um die «Sekeler» selber zu unterrichten, steht nicht in der Botschaft. Dies, weil die Kostenaufteilung zwischen Gemeinde und Kanton derzeit angepasst wird. An der Gemeindeversammlung sollen aber genaue Zahlen präsentiert werden. «Bis heute kann jedoch mit Sicherheit gesagt werden, dass eine eigene Sekundarschule die Gemeinde Walkringen wesentlich kostengünstiger zu stehen kommt», hält der Gemeinderat fest.

Weniger Stress für die Schüler

Wichtiger als die Finanzen sind der Gemeinderätin die Jugendlichen: «Mit der eigenen Sekundarschule können alle Siebt- bis Neuntklässler in einem Schulhaus fächerbezogen ihrem Niveau entsprechend unterrichtet werden. Zudem werden die Klassen nach der Primarschule weniger auseinandergerissen», sagt sie. Ein weiterer wahrlich naheliegender Grund für die eigene Sekundarschule sei, dass die Schulwege kürzer und sicherer würden. Vor allem im Winter reisen die Schülerinnen und Schüler mit der Bahn von Walkringen nach Biglen.

Wenn die «Sekeler» ab dem Schuljahr 2013/2014 in Walkringen die Schulbank drücken werden, braucht es dort mehr Schulraum. Dieser sei weitgehend vorhanden, sagt Kathrin Schneider. Derzeit würden beim Schulhaus in Walkringen die Fenster ersetzt und die Aussenisolation verbessert. «Gleichzeitig muss im Dachstock ein zusätzliches Klassenzimmer geschaffen», berichtet die Gemeinderätin.

Gemeinden haben mehr Spielraum

Wenn die Stimmberechtigen in Walkringen am Montag die Einführung der eigenen Sekundarschule gutheissen, bedeutet dies nicht, dass die Jugendlichen bereits ab dem kommenden Sommer in Walkringen unterrichtet werden. Die Gemeinde könnte den Vertrag, den sie mit Biglen abgeschlossen hat, erst auf das Schuljahr 2013/14 kündigen. Weiter wird noch die kantonale Erziehungsdirektion zu dem Fall Stellung nehmen. Der Gemeinderat Biglen teilt mit, dass er der Erziehungsdirektion beantragt habe, das Gesuch aus Walkringen nicht zu bewilligen.

Was genau muss durch den Kanton bewilligt werden? Seit der Revision des Volksschulgesetzes im Jahr 2008 haben die Gemeinden mehr Freiheiten in der Organisation ihrer Schulen. «Wenn eine Gemeinde eine eigene Sekundarschule anbieten will, braucht sie dazu keine Bewilligung der kantonalen Erziehungsdirektion», erklärt Johannes Kipfer, Vorsteher der Abteilung Volksschule.

Was einzig bewilligt werden muss, sind die zusätzlichen Klassen. Bis anhin wird in der Gemeinde Walkringen die Oberstufe in zwei kleineren Klassen unterrichtet; ab Sommer 2013 wären es dann drei Klassen mit rund 20 Schülern. Was muss erfüllt sein, damit zusätzliche Klassen genehmigt werden? «Hauptargument ist die Klassengrösse. Bei einer Einjahrgangsklasse müssen 16 bis 26 Schülerinnen und Schüler vorhanden sein», erklärt Kipfer.

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Erstellt: 24.03.2011
Geändert: 24.03.2011
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