Walkringen - Das Lädeli-Biotop

Ökologisch, biologisch und tiergerecht - und mit treuen Kundinnen und Kunden: Seit 25 Jahren stemmt sich die «Gänggelerie» engagiert und lustvoll gegen das Lädelisterben.

Walter Däpp / Der Bund
Es gibt hier Kartoffeln vom Bio-Landwirt nebenan, Meringueschalen aus Biglen, Bernbiet-Eier, Fideliofleisch, Demeterkäse, Claro-Kaffee, Naturkosmetik, Sirup vom Bio-Hof Obereichi, Joghurt aus Münsingen, Mehl aus der Rüegsbacher Mühle und Holzofenbrot vom Vechiger Beck. Ein kleines Team macht dies seit 25 Jahren im 2000-Seelen-Dorf Walkringen möglich. Es betreibt hier, an der Hauptstrasse 30, die «Gänggelerie» - einen kleinen Dorfladen mit «ökologischem, biologischem und tiergerechtem Verkaufssortiment» und mit Produkten wenn möglich aus der Region oder «aus entwicklungspolitischen Projekten», wie es der Verein Gänggelerie in seinen Statuten umschreibt.

«Ideenreich und zuvorkommend»

Die Gänggelerie - in Anlehnung an den französischen Ausdruck «quincaillerie» (Eisenwarenladen) und an das schöne berndeutsche Wort «gänggele» - wurde vor 25 Jahren eröffnet, um den alten Walkringer «Schulerladen» in neuer Form weiterzuführen.

Heute freut sich die 86-jährige Elsbeth Schuler, die den damaligen «Laden für Lebensmittel, Haushalt-, Mercerie- und Eisenwaren» seit 1961 geführt hatte und die Ladenlokalitäten dem Verein seither vermietet: «Schön, dass es die Gänggelerie noch gibt. Es ist den Frauen zu verdanken, die ihn ideenreich und zuvorkommend führen. Sie haben ein spezielles Angebot, geben sich enorm Mühe, gehen persönlich auf die einzelnen Kundinnen und Kunden ein. Und diese honorieren das auch. Es ist erfreulich, dass es immer noch Leute gibt, die viele ihrer Einkäufe statt beim Grossverteiler in der Gänggelerie tätigen.» Für Christine Keller und Ruth Kindler, die den Laden zusammen mit ihrem engagierten Team führen, ist dies nicht selbstverständlich. Um einigermassen Erfolg zu haben, müsse man «zu den Kundinnen und Kunden Sorge tragen».

Grossverteiler sind nicht weit weg

Die nächsten Grossverteiler sind nicht weit weg: Im vier Kilometer entfernten Biglen gibt es einen Coop, im sieben Kilometer entfernten Worb Coop und Migros. Walkringen verfügt über die Bäckerei-Konditorei Jegerlehner, eine Postfiliale, einen Blumenladen und - im nahen Wikartswil - über die Käserei Schlattacker, die jedoch im Sommer ihren Betrieb einstellen wird, wie von der Gemeindeverwaltung zu erfahren ist. Die Gänggelerie überlebt, weil sie seit Jahren auf etwa 150 treue «Stammgäste» zählen kann. «Für sie sind wir da, und sie sind für uns da», sagt Christine Keller, «mit ihnen haben wir einen sehr persönlichen Kontakt. Sie tragen den Betrieb, ermöglichen uns, weiterzumachen - nicht nur als Laden, auch als Treffpunkt.» Sie setze sich aber auch aus politischer Überzeugung dafür ein - «für umwelt- und tiergerechte Produkte und für einen fairen Handel».

«Aus Freude am Kleinen»

Ueli und Magdalena Fricker-Roidt, das frühere Leiterpaar der Walkringer Friederika-Stiftung, haben die Gänggelerie mitbegründet und sind selber erstaunt, dass es das «Lädeli-Biotop», wie sie es nennen, noch gibt. «Wir sind zwar ein Auslaufmodell», sagt Vorstandsmitglied Magdalena Fricker, «aber wir machen lustvoll weiter. Aus Freude am Kleinen - an unseren guten und gesunden Produkten, am Zusammenarbeiten in unserem kleinen Team, an der Treue unserer Kundinnen und Kunden, am Engagement unserer Produzenten und am Netzwerk, in das wir eingebunden sind.»

[i] Gänggelerie Walkringen, «Gemeinsames Anstossen» zum 25-Jahr-Jubiläum und zum Frühlingsanfang am 21. März von 9 bis 18.30 Uhr.

www.gaenggelerie.ch

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Erstellt: 20.03.2012
Geändert: 20.03.2012
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