Walkringen - Abschluss im Zirkuszelt

Mit einer Zirkusaufführung verabschieden sich die zehn Schülerinnen und Schüler von ihrem Schwendi-Schulhaus. Die Lehrerschaft stöberte in alten Schulprotokollen und erfuhr, wie es früher im Schwendi-Schulhaus zu und her ging.

Kathrin Schneider, Wochen-Zeitung
Heute Abend ist es soweit. Im Weiler Schwendi in der Gemeinde Walkringen geht ein Kapitel Schulgeschichte zu Ende. Das Schulhaus Schwendi wird auf Ende Juli definitiv geschlossen. Während sich die zehn Schüler in einer gemeinsamen Projektwoche schon mit ihrem zukünftigen Schulort Bigenthal angefreundet haben, fällt vielen Eltern und Grosseltern der Abschied schwer.

Marielle Wittwer, die zwei Jahre in Schwendi unterrichtete, hat sich für den Schulschluss ein spezielles Programm ausgedacht. In einem «echten» Zirkuszelt zeigen die Schülerinnen und Schüler eine Zirkusvorführung für die Bewohner von Schwendi. Geplant ist auch ein «Gastspiel» im neuen Schulort Bigenthal, wo sich auch Schüler aus Walkringen unter das Publikum mischen.

Eine Zeitung zum Abschied

Ebenfalls Gedanken zum Schulschluss machte sich Teilpensenlehrerin Anja Fiechter, die mit ihrer Familie in Schwendi lebt. Mit Hilfe von Vreni Marti und Ueli Fiechter, die beide noch die alte Schrift entziffern können, stöberte sie in alten Schulprotokollen und schrieb ehemalige Lehrkräfte an. Mit den gesammelten Geschichten und Fotos stellte sie eine «Schwängischueuhuuszytig 1869– 2004» zusammen, die nicht nur für Schwendi-Bewohner interessante Informationen bietet. So erfährt man, dass um 1900 noch 100 Schüler das Schulhaus in Schwendi besuchten. Als 1889 die heutige Unterschule und die darüberliegende Lehrerwohnung eingebaut wurden, konnte der Umbau nur durch Privat-Darlehen (auch von der Lehrerfamilie) realisiert werden.

Angaben über Schulmilch für arme Schulkinder und Examenprämien muten exotisch an, Ernteferien, Heuferien und freie Tage zum Kartoffeln setzen verraten, welche Einflüsse auch von aussen auf die Schule einwirkten.
1952 beschäftigte sich die Schulkommission zum Beispiel mit der Finkenfrage. «Es wäre aus gesundheitlichen Rücksichten und vom Standpunkt der Sauberkeit in den Zimmern aus sicher zu begrüssen. Es ist aber eine andere Frage, ob es jedermann möglich ist, Finken anzuschaffen.»

Auch Angaben zu Schulhausumbauten fehlen nicht, oder Streiche wie das Einstreichen der Wandtafel mit Zitronensaft (eine Idee aus einem Micky-Maus-Heft), hinterliessen Spuren in den Protokollen, und im Fall der Wandtafel sogar einen Schaden von über 1000 Franken.

Oberstufe seit zehn Jahren geschlossen

Bereits 1994 musste wegen rückläufigen Schülerzahlen die Oberschule in Schwendi geschlossen werden. Zehn Jahre später ist es nun mit der Unterschule auch so weit, was zwar schmerzhaft, aber für die Schüler auch positive Seiten hat. «Schön ist, dass man im Bigenthal mehr Freunde und Freundinnen hat», stellt einer fest. Heute Abend wird im Zirkuszelt auch von offizieller Seite ein Schlusspunkt gesetzt. So werden neben Gemeinderäten auch Mitglieder der Schulkommission den Anlass besuchen. Was mit dem Schulhaus Schwendi in Zukunft passiert, ist nach Aussage von Gemeindepräsident Peter Hügli noch offen.

[i] Die gesammelten Fotos werden von Juli bis Ende Jahr auf der Gemeindeverwaltung ausgestellt. Ebenfalls erhältlich am gleichen Ort ist die Schulhauszeitung.

www.wochen-zeitung.ch
www.walkringen.ch

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Erstellt: 24.06.2004
Geändert: 24.06.2004
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