Wahlen Konolfingen: FDP tritt nicht an
Die FDP verzichtet auf eine Wahlliste bei den Gemeindewahlen in Konolfingen. Somit fehlt der SVP eine Partnerin für eine Listenverbindung. Fünf Parteien kämpfen um sechs Gemeinderatssitze. BERN-OST bietet einen Überblick.
Bei den Wahlen geht es um die Wiederwahl des Gemeinderats. Gemeindepräsident Heinz Suter (Fokus Konolfingen) wurde bereits in stiller Wahl wiedergewählt. Alle Bisherigen treten zur Wahl an. Die EVP, die Grünliberalen und der Fokus Konolfingen haben ihre Listen verbunden, SVP und SP treten einzeln an. Oberstes Ziel ist bei allen, ihre Sitze zu bestätigen.
FDP – Tritt nicht an
Die FDP war letztmals 2013 mit zwei Personen im Gemeinderat vertreten. Seither verpasste die FDP die Wahl in den Gemeinderat. Bei den Wahlen vor vier Jahren holte Christine Kohli für die FDP am meisten Stimmen. Kohli hat nach einem umstrittenen Tweet die FDP Kiesental verlassen. Warum die FDP nicht mehr zur Wahl antritt und ob sie vor der Auflösung steht, dazu sagt FDP-Präsident Nicolas Buntschu: "Kein Kommentar." Er bestätigt aber, dass die FDP keine Liste einreicht.
SVP – Es wird nicht für alle einfach
"Es könnte sein, dass dieses Jahr Bestehende abgewählt werden", sagt SVP-Präsident Marc Habegger. Er spricht damit den Fokus Konolfingen an: "Es gab einen Parteiwechsel, das wird nicht für alle einfach sein." Bei den letzten Wahlen ging die SVP eine Listenverbindung mit der FDP ein.
"Dass die FDP nicht mehr antritt, ist für uns kein Thema. Die Frage ist, wohin die FDP-Stimmen wandern." Auch ohne FDP holte die SVP vor vier Jahren 28 Prozent der Stimmen. "Wir bieten eine interessante Auswahl, um drei Plätze im Gemeinderat zu holen. Das hängt aber von der Performance der anderen Parteien ab."
Fokus Konolfingen – Die Partei für Parteimuffel
Der Fokus Konolfingen trat bei den letzten Wahlen noch als BDP an. Mittlerweile haben verschiedene BDP-Mitglieder den Fokus Konolfingen gegründet. Sandra Pfyffer Briker, Präsidentin des Fokus Konolfingen sagt: "Wir hoffen, dass wir neue Wähler:innen dazugewinnen können. Solche, die vorher die BDP nicht gewählt hatten."
Der Fokus Konolfingen biete den Leuten einen vereinfachten Zugang zur Politik. Man müsse nicht Mitglied in einer traditionellen Partei sein, um mitzumachen. Ziel sei es, die drei Mitte-Sitze zu halten und den Sitz von Barbara Aeschlimann (seit 2019 im Gemeinderat) zu bestätigen. Der Fokus kam bei den letzten Wahlen auf einen Stimmenanteil von 13 Prozent. "Wir streben 17 Prozent an. Da die FDP nicht zur Wahl antritt, könnte das klappen."
GLP - Mit Holzbänken Begegnungen ermöglichen
"Es wird immer schwieriger Kandidat:innen für den Gemeinderat zu finden", sagt Ursula Praz, Präsidentin der Grünliberalen Konolfingen (GLP). Gleichwohl treten Jasmin Brülhart und Thomas Plüss erstmals zur Wahl an.
Die Mitglieder der GLP stellen ab Samstag Holzbänke an verschiedenen Orten im Dorf hin. "Wir wollen die Leute mit der Aktion darauf aufmerksam machen, dass Begegnungsorte sehr wichtig sind."
Auch die Grünliberalen wollen in erster Linie den Sitz von Simon Buri (seit 2018) halten. "Wir denken, dass das möglich ist. Wir hoffen, dass die Wählerschaft in Konolfingen Personen wählt."
EVP – Trotz Konofire-Exodus optimistisch
"Wir sind zuversichtlich, dass wir den Sitz von Therese Schürch halten können", sagt EVP-Präsident Markus Brunner. Therese Schürch ist erst seit Januar 2021 im Gemeinderat und für das Dossier Feuerwehr zuständig. Diese sorgte mit diversen Abgängen für Schlagzeilen. "Das wird keinen Einfluss auf die EVP haben. Therese Schürch war da nicht involviert, sie übernimmt das Dossier nun Schritt für Schritt."
Brunner sagt als einziger der Befragten, dass es recht einfach war Kandidat:innen für die Wahlen zu finden. "Es ging relativ ring, wir bieten eine breite Auswahl mit Personen im Alter zwischen 24 und 54."
SP – Nicht damit gerechnet
Für die SP tritt Ursula Steffen (seit 2015) wieder an. Sie will den Sitz verteidigen. Ein zweiter Sitz wäre eine Riesenüberraschung. Bei der letzten Wahl erzielte sie parteiübergreifend das beste Wahlergebnis mit 790 Stimmen. Die SP ist (hinter der SVP) zweitstärkste Partei mit einem Stimmenanteil von 20 Prozent.
Ursula Steffen sagt: "Ich rechnete nicht mehr damit, dass wir noch eine Liste zustande bringen. Lange war ich einzige Kandidatin und wäre so nicht mehr angetreten. Weil aber drei erstmals Kandidierende gefunden werden konnten, trete ich nochmals an."
Fazit – Und es wird doch spannend
Alle Bisherigen treten zur Wiederwahl an. Das könnte unter normalen Umständen zu einem Gähn-Reflex führen. Da die FDP nicht mehr antritt, könnte der Fokus Konolfingen zur Partei mit den wenigsten Stimmanteilen werden. Die Wahl entscheiden werden wohl die Stimmen aus dem FDP-Lager. Diese Stimmen könnten dafür sorgen, dass entweder die GLP einen zweiten oder die SVP einen dritten Sitz holt.
Beide Male müsste wohl Barbara Aeschlimann vom Fokus Konolfingen über die Klinge springen. Aber es könnte auch anders kommen: nämlich, dass sich an der bisherigen Sitzverteilung nichts ändert. Am 26. September entscheidet das Stimmvolk von Konolfingen, Gysenstein und Herolfingen an der Urne.
[i] Kandidat:innen Gemeinderat
SP: Ursula Steffen (bisher), Christoph Ferecsko (neu), Stefan Gfeller (neu), Ueli Schmid (neu)
EVP: Therese Schürch (bisher), Anita Richner (neu), Matthias Bläuer (neu), Samuel Kurt (neu), Jonas Meinen (neu)
Fokus Konolfingen: Barbara Aeschlimann (bisher), Sandra Pfyffer Briker, Lorenz Winkler (neu)
GLP: Simon Buri (bisher), Jasmin Brülhart (neu), Thomas Plüss (neu), Ursula Praz, Daniel Ammon, Urban Seger
SVP: Miriam Gurtner (bisher), Bernhard Burren (bisher), Adrian Wüthrich (neu), David Hofer (neu), Daniel Hutmacher, Jonas Rohrer (neu)
[i] Stimmenanteile bei den Wahlen 2017:
SVP 27,9 Prozent
SP 19,5 Prozent
EVP 14,8 Prozent
GLP 13,9 Prozent
BDP 13,3 Prozent
FDP 10,8 Prozent
[i] Korrigendum: In einer ersten Version des Artikels stand, es gehe um fünf Gemeinderatssitze und es war von einer gemeinsamen Liste von EVP. GLP und Fokus Konolfingen die Rede. Richtig ist: Es sind sechs Sitze und die drei Parteien haben ihre Listen verbunden.