Schulklasse reist in die Vergangenheit: Als Privatautos noch ins Militär mussten
Wie war es, als Senior:innen von heute noch Kinder und Jugendliche waren? Die 9. Klasse aus Biglen beschäftigte sich mit dieser Frage. Im Rahmen eines Projekts mit dem Verein Zeitmaschine.tv interviewten sie ältere Menschen aus ihrer Umgebung. Entstanden sind kurze Videos mit spannenden Einblicken in das Leben von früher.
Kaum jemand sprach Englisch in der Schweiz, Mädchen und Frauen trugen fast immer Röcke, Pferde und Privatautos konnten militärdienstpflichtig sein, zuhause gab es keinen Strom und zum Telefonieren musste man zum Nachbarn – solche Sachen haben Menschen erlebt, die heute noch leben. Nicht nur für Jugendliche von heute ist das kaum vorstellbar. Die Videos, die die 9. Klässler:innen aus Erzählungen, Privatfotos der Befragten, alten Bildbänden und Landkarten produziert haben, sind auch für die Generation ihrer Eltern interessant.
Internet provoziert Skepsis
Im aktuellen Biglebach beschreibt die Klasse ihr Vorgehen. "Unsere Aufgabe war es, uns in Zweierteams einen Zeitzeugen, oder auch ein Ehepaar zu suchen." Einige Zeitzeug:innen seien sofort einverstanden gewesen. "Andere waren noch etwas skeptisch wegen des Internets." Am Schluss sollten die Videos nämlich auf der Internet-Plattform zeitmaschine.tv veröffentlicht werden.
Nach einer ersten Kontaktaufnahme entstanden die Beiträge in zwei Treffen mit den Zeitzeug:innen. "In der Schule haben wir das Interview mit den Fragen vorbereitet. In einem Interview-Training haben wir geübt, wie man die richtigen Fragen stellt und wie man die Antworten aus den Befragten herauskitzelt – auch wenn diese wenig gesprächig sind", schreiben die Schüler:innen. Die Interviews nahmen sie mit ihren iPads auf und schnitten daraus anschliessend kurze Interview-Clips.
"Das hätte man auch in Biglen üben können"
Danach besuchte die Klasse ein Brockenhaus und das Archiv des Zeitmaschinenprojektes in Bern. "Ziel dieses Ausflugs war es, dass wir hätten lernen sollen, wie man Bilder und kurze Videos scharf und mit gutem Licht verfilmen kann. Die meisten der Klasse waren aber der Meinung, dass dies nicht viel gebracht hat, und man dies auch in Biglen hätte üben können."
In der folgenden Woche machten die Schüler:innen bei einem zweiten Treffen mit den Zeitzeug:innen Videoaufnahmen anhand deren Fotoalben.
Sich trauen, nachzufragen
"Bei beiden Terminen haben uns die Zeitzeug:innen sehr freundlich und offen empfangen. Die meisten Zeitzeug:innen kamen fast nicht mehr aus dem Erzählen heraus", so die Jugendlichen. Sie selbst hätten gelernt, offen mit den Leuten zu sprechen und sich auch zu trauen, nachzufragen.
"Für uns war es eindrücklich zu sehen und zu hören, wie die Zeitzeug:innen in ihrer Kindheit und Jugend gelebt haben. Auch eindrücklich für uns war, wie die Leute früher mit nur wenig zurechtkamen", schreiben die Schüler:innen. Die Kinder hätten sich gut ohne Elektrogeräte beschäftigen können, indem sie viel draussen gespielt und sich mit wenig begnügt hätten. "In die Erinnerungen der Leute einzutauchen, war für uns alle sehr spannend und bereichernd."
Präsentation im Frühling
Im Frühjahr 2022 will die Klasse die Film-Clips den Zeitzeug:innen, der Familie und der Öffentlichkeit präsentieren. Man kann sie sich aber auch jetzt schon zu Gemüte führen unter zeitmaschine.tv/biglen.