Vogel-Kinderstube: Toni Schüpbach zeigt die Bigler Mauersegler-Kolonie (mit Video!)
Seit bald zwanzig Jahren betreut Toni Schüpbach (69) im ganzen Amt Konolfingen rund 250 Mauerseglerkästen. Mit BERN-OST stieg er auf den Turm der Kirche Biglen, wo 58 Mauersegler-Paare nisten.
"Sind Sie schwindelfrei?", fragt Schüpbach die Autorin des Artikels beim vorbereitenden Telefongespräch. Glück gehabt, sie ist es. Der Aufstieg in den Kirchturm bis zu den Nistkästen im Dachstuhl ist nichts für schwache Nerven, doch Schüpbach bewegt sich flink durchs Gebälk, bis er bei seinen Schützlingen ist.
"Es erhält einen gesund", sagt er zu seinem Engagement. Sich für die Natur und ihren Schutz einzusetzen gebe ihm eine wahnsinnige Lebensfreude. "Ich bin immer ausgefüllt", stellt er fest.
Naturschützer mit Herzblut
Nach der Pensionierung hat sich der ehemalige Bigler Bio-Landwirt voll der Pflege der Mauerseglerkolonien im Amt Konolfingen und darüber hinaus von rund 150 Schwalbennestern zugewandt.
"Mein Vater war freiwilliger Jagdaufseher. Ich wuchs auf einem Bauernhof auf. Da gab es noch Artenvielfalt!", verfolgt Schüpbach sein Interesse für die Natur zurück. Als Erwachsener hat er sich bewusst dem Naturschutz zugewandt. "Ich habe das im Blut", sagt er und fügt an: "Ich möchte nicht nur Natur verbrauchen, sondern auch ergänzen, was ich verbrauche."
Gemachte Nester
So schafft er nun wo immer möglich neue Nistmöglichkeiten für Mauersegler und Schwalben, denen an der modernen Architektur Ritzen und Löcher als Nistplätze fehlen.
Zwei bis drei Mal im Jahr kontrolliert und protokolliert er jede Kolonie. "Ich zähle die Bruten, halte Zunahmen und Rückgänge fest und schaue, dass nicht andere Vogelarten die Nester besetzen", berichtet er.
Von der Vogelwarte Sempbach bekommt er abgestürzte Jungvögel, die er dann einer Adoptivfamilie zuführt. Im Kirchturm in Biglen hat er dafür extra "es Ygricht" installiert – ein Seil mit Karabinerhaken –, an dem er die Tiere in einem Kistchen einer senkrechten Leiter entlang (siehe Video) hochziehen kann.
Nachwuchs ohne Höhenangst gefragt
Dieses Jahr wird Schüpbach 70. "Ich werde in Südfrankreich im Haus meiner Freundin mit einem ein Glas Wein feiern. Aber nur mit einem", sagt er und lacht. Weil er oft in Frankreich weilt und wegen seines Alters stellt sich bald die Nachwuchsfrage. "Langsam müsste ich einen Nachfolger haben", meint er.
Neben der Liebe zur Natur müsste diesen vor allem eines auszeichnen: Schwindelfreiheit.