Verkehrsversuch in Zäziwil: Der Kanton bläst zum Rückzug

Die Wogen gingen hoch, als der Kanton letztes Jahr die Hauptstrasse durch Zäziwil an drei Stellen zu Gunsten der Fussgänger verengte. Mittlerweile ist der Versuch ausgewertet – und wird als erfolglos zu den Akten gelegt.

Stephan Künzi, Berner Zeitung BZ
Der Versuch ist gescheitert. Diesen Schluss lassen die Worte von Kreisoberingenieur Ueli Weber ohne Wenn und Aber zu. Vier Monate lang hatte der Kanton im letzten Jahr bei drei Fussgängerstreifen in Zäziwil die Strasse verengt, wollte damit den Leuten aus den angrenzenden Quartieren das Überqueren der bei Pendlern wie Lastwagenfahrern beliebten Durchgangsachse von Bern ins Emmental und nach Luzern erleichtern – und handelte sich vor allem Ärger ein.

Innert kürzester Zeit machten 1655 Leute ihrem Unmut über die Massnahme Luft, was umso bemerkenswerter war, als Zäziwil selber nur 1600 Einwohner zählt. Sie bemängelten, dass es gerade mit den Velofahrern immer wieder zu kritischen Situationen komme. Denn diese versuchten nicht selten, dem neuen Hindernis mit einem brüsken Schwenker gegen die Fahrbahnmitte auszuweichen, und landeten dann direkt vor den nachfolgenden Autos.

Zu schnell unterwegs
 
Die Verengungen seien auf «eine ganz schlechte Akzeptanz» gestossen, sagt nun auch Kreisoberingenieur Weber und erinnert an Befragungen vor Ort, die dieses Bild nur bestätigt hätten. Dazu komme, dass der Versuch in zwei weiteren Punkten nicht wie erhofft herausgekommen sei. So habe der Verkehr trotz der auffälligeren Markierungen nur etwa zur Hälfte den Fussgängern auf den Streifen den Vortritt gewährt, «das ist zu wenig». Und langsamer gefahren worden sei wegen der Engpässe auch kaum. Nach wie vor hätten 15 Prozent der Autofahrer mehr als 55 Kilometer pro Stunde auf dem Tacho gehabt, «das ist zu viel».

Aus all diesen Gründen, Weber wiederholt es, betrachtet der Kanton den Versuch als erfolglos beendet. Die Strasse bleibt Zäziwil auch im Bereich der drei Fussgängerstreifen weiterhin in ihrer vollen Breite erhalten.

Mittelinseln sind teurer
 
Damit ist das Problem, das sich dem Kanton an solch neuralgischen Punkten stellt, aber nicht vom Tisch. Eigentlich sollte der Versuch in Zäziwil ja Möglichkeiten aufzeigen, wie Fussgängerstreifen rasch und für wenig Geld sicherer gemacht werden können. Denn Mittelinseln, wie sie als Alternative zum Beispiel im benachbarten Bowil gebaut worden sind, lassen die Kosten in die Höhe schnellen. Gerade dann, wenn zuvor noch die Strasse verbreitert und dafür Land gekauft werden müsste – solche Vorhaben, das macht Weber klar, liessen sich nicht mehr einfach so finanzieren.

Die Rolle des Autos
 
«Der Versuch hat uns gezeigt, welch wichtige Rolle das Auto auf dem Land spielt», sagt Weber noch. Deshalb reagiere man hier wohl empfindlicher auf Massnahmen, wie sie in Zäziwil getestet worden seien – «im städtischen Raum haben wir an mehreren Orten die Strassen verengt und sind auf gute Resonanz gestossen».

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Erstellt: 18.12.2009
Geändert: 18.12.2009
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